Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
reden.«
Ich schluckte schnell hinunter und sah ihn ängstlich an. Etwas in seiner Stimme war anders als sonst.
»Sicher. Worum geht’s denn?«
»Nicht hier und nicht jetzt. Ganz in Ruhe ist besser, denke ich.«
»Okay. Ganz wie du willst. Verrätst du mir denn schon, worum es geht?«
»Ach, nein. Später.« Er pikste sich ein paar Pommes auf seine Gabel.
»Ich wollte gleich zu Lisa fahren und erst übermorgen wieder kommen.«
»Ist es das, was du mit mir bereden wolltest?«
»Nein, natürlich nicht«, er musste unwillkürlich lächeln, »ich wollte damit nur sagen, du bist die nächsten zwei Tage allein, was dir hoffentlich nichts ausmacht, sonst bleibe ich selbstverständlich zu Hause. Ansonsten sollten wir uns danach zusammensetzen und reden.«
»Zwei Tage ohne dich werde ich schon noch verkraften«, ich lächelte ihm zu, strich kurz mit meiner Hand über seine und versuchte damit wieder die Lockerheit, die uns sonst umspannte, zurückzuholen.
»Ich wünsche dir viel Spaß bei Lisa. Lerne ich sie denn nun auch mal bald kennen?«
»Ja, ich dachte daran, sie nächste Woche vielleicht mal zu uns einzuladen.«
»Schön, da bin ich ja gespannt. Also mach dir ein paar schöne Tage und Donnerstagabend können wir dann in Ruhe reden.«
»Prima, das klingt gut. Also dann Donnerstagabend«, nuschelte er leise vor sich hin.
»Ich habe allerdings nachmittags noch eine längere Vorlesung. Aber wenn du willst, kann ich sie gerne ausfallen lassen oder vorzeitig beenden.«
»Nein, danach reicht völlig. Also sagen wir einfach halb sieben, ich warte mit dem Abendbrot.«
»Ja, halb sieben dann.«
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Die Art, wie er mit mir gesprochen hatte und auch sein Blick waren mir gegenüber völlig fremd. Ich bekam ein ungutes Gefühl, ließ mir aber die restliche Zeit, die wir noch zusammen im Diner waren, nichts anmerken.
Wir waren zum Glück fast fertig mit dem Essen, denn die Stimmung, die von Stewart kam, machte mich nervös und unsicher. Ich war auch nicht besonders gut im Abwarten, meine Neugier war stets größer. Aber anscheinend musste ich mich momentan wegen vieler Dinge in Geduld üben. Als ich Stew an seinem Auto verabschiedete, umarmte er mich lange und intensiv, was ich, wenn auch ziemlich überrascht, gerne erwiderte.
»Ich liebe dich, mein Kleines. Ich bin wirklich froh, dass du jetzt hier bei mir in Vanicy bist.«
»Nenn mich bitte nicht immer Kleines, Stew. Aber ich hab dich auch lieb. Ist wirklich alles in Ordnung bei dir?«
»Mach dir keine Sorgen. Alles ist gut und wird gut bleiben. Also, pass auf dich auf. Bis Donnerstag dann.«
Mit gemischten Gefühlen sah ich ihn davonfahren, danach machte ich mich auf den Weg in den naheliegenden Supermarkt.
Ich stand gerade vor der großen Auswahl an Fertiggerichten, als ich die nervige Stimme von Jessica hinter mir wahrnahm. Jeglicher Versuch meinerseits sie zu ignorieren, war überflüssig, da sie mich längst entdeckt hatte.
»Na, wenn das nicht unsere kleine Amazone ist.«
Ich versuchte, mich möglichst lässig umzudrehen, was mir zum Glück perfekt gelang.
»Jessica. Ich hab dich gar nicht bemerkt. Aber noch kurz zu deiner Info. Ich komme nicht aus dem Amazonas.«
Schon giftete sie mich aus ihren grünen Augen an und ich konnte sehen, wie sie nach etwas suchte, was sie mir verbal gegen den Kopf werfen konnte. Und schon hatte sie etwas gefunden.
»Fertiggerichte! Na, was anderes kann man bei dir wohl auch nicht erwarten«, sagte sie mit einem so hochnäsigen Tonfall, dass ich mich nur schwer beherrschen konnte. Obwohl ich nichts weiter mit ihr zu tun hatte und es mir hätte egal sein können, was sie von sich gibt, konnte ich derartiges Getue einfach nicht leiden.
»Also mal ehrlich. Was findet Jadon eigentlich an dir?«
Doch ehe sie weiter ausholen konnte, fing mein Mund bereits an, sie verbal fertigzumachen. »Muss ja wirklich hart für dich gewesen sein, eine so unschöne Abfuhr zu kassieren. Und das auch noch drei Mal, weil du es einfach nicht raffen konntest.«
Diese Bemerkung hätte ich mir durchaus verkneifen können, doch Jessicas Reaktion darauf war es allemal Wert gewesen. Sie kochte förmlich über, lief im Gesicht rot an und schien nicht richtig zu wissen, wohin mit sich. Also ließ sie es natürlich an mir aus, was ich nicht weiter schlimm fand. Ich hatte einen ihrer wundesten Punkte getroffen. Und was mit Sicherheit genauso schlimm für sie war, wenn nicht sogar noch schlimmer, war die
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