Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
gemacht und auch die Bilder und Emotionen von Alice konnte ich jetzt besser kontrollieren und nur noch abrufen, wenn ich mich richtig konzentrierte.
»Und, haben sie schon was herausgefunden?«, fragte Jadon gerade seine Mutter, als diese das Telefonat mit Annabelle beendet hatte.
»Nein, nichts. Die wenigen Vampire dort scheinen nichts Außergewöhnliches gemacht oder gesehen zu haben.«
»Und kann man ihnen denn überhaupt trauen? Die verraten doch sicherlich keine Artgenossen!«
»Mag sein, Enya. Aber dort wohnen nur zwei Vampirfamilien und die gehören noch eher zu den harmloseren. Sie versuchen, jeden Konflikt zu vermeiden, ähnlich wie wir. Daher ernähren sie sich auch fast ausschließlich von Tierblut, nur ab und zu holen sie sich einen Obdachlosen oder Sterbenden. Das fällt nicht sonderlich auf und ist noch am ehesten zu verkraften. Und wie weit seid ihr?«, wollte Francis nun wissen und wechselte schnell das Thema.
Wir waren gerade mit unserer Recherche fertig geworden, und während Jadon den Computer ausmachte und die unzähligen Bücher auf einen Stapel häufte, brachte ich Francis auf den neuesten Stand.
»Also, es scheint sich bei Alice um einen Mantikor gehandelt zu haben. Das steht außer Frage. Über ihn haben wir herausgefunden, dass er sehr gewandt ist, kraftvolle Sprünge machen kann und ebenso eine sehr laute Stimme hat.
»Bitte sagt mir, dass ihr noch mehr habt«, gab Francis etwas zerknirscht von sich, aber ich wollte ihr von Anfang bis Ende alles ganz langsam erzählen. Ich wollte mehr zu ihnen gehören und zeigen, was ich kann, dass ich nicht nutzlos bin. Vermutlich wollte ich mir von Francis, welche ich längst in mein Herz geschlossen hatte, Annerkennung holen.
»Natürlich. Also vom Aussehen her wussten wir ja bereits, dass er den Schwanz eines Skorpions, den Körper eines Löwen besitzt, sowie den Kopf eines Mannes. Hinzu kommt, dass sein Maul angeblich drei Reihen mit scharfen Zähnen enthalten soll und nach dem, was wir herausgefunden haben, kann er eventuell auch giftige Pfeile abfeuern. Aber dies steht mehr als Sage geschrieben, denn als unwiderrufliche Wahrheit.«
»Was aber merkwürdig ist, ist, dass Mantikore sich normalerweise von Menschen ernähren, also sie fressen. Was zu unserem hier nicht ganz passen dürfte«, sagte Jadon.
»Stimmt. Aber bei Alice wurde am Bauch eine Fleischwunde gefunden. Mehr aber auch nicht. Ansonsten noch der normale Vampirbiss«, sagte Francis grübelnd vor sich hin.
»Und der Mantikor kann sich sehr schnell anpassen. Er kann sogar die Intelligenz eines Menschen erreichen und ganz normal sprechen«, fügte ich schnell als Ergänzung hinzu.
»Gut, dann haben wir ja jetzt ein genaues Bild von ihm und was er womöglich kann. Gilt es jetzt also, herauszufinden, warum er sich hier aufhält und warum er anders handelt, als er ursprünglich sollte. Ich werde es gleich an Arthur weitergeben«, sagte Francis und ging aus dem Raum. Jadon und ich schauten uns eine kurze Zeit schweigend an.
»Diesen Mantikoren möchte man nicht wirklich begegnen. Aber weißt du, was mich an der ganzen Sache stört?«
»Was?« Jadon stellte sich neben mich ans Fenster.
»Nun, als wir überfallen wurden, wären mir diese Mantikore doch sofort aufgefallen, so wie die aussehen. Aber nicht nur dass meine Narbe geschmerzt hat, ich bin mir auch absolut sicher, dass ich einen Vampir bei mir gesehen habe und die Gestalt, wegen der ich gebremst hatte, sah auch nicht nach einem Mantikor aus.«
»Das konnte Cyrill ja auch bestätigen. Sein Geruchssinn ist einer der Besten und er konnte den Vampir ja auch ein Stück weit verfolgen. Aber bei den Mantikoren funktioniert das leider nicht. Ich denke, einer der Vampire, den du ja auch gesehen hast, hat versucht, dich aus dem Auto zu holen. Zum Glück hat er es nicht geschafft. Aber bei Alice, sagtest du, hättest du nichts mehr gesehen. Möglich, dass die Mantikore es bei ihr versucht haben und es eben geschafft haben.«
»Ja, da hast du wohl recht. Nur wieso sollten die Mantikore mit einem Vampir gleiche Sache machen?«
»Das ist eine gute Frage. Ebenso, wie die Sache Fragen aufwirft, wie sie hierher kommen, wo sie doch ursprünglich nur im indischen Dschungel leben sollen.«
»Vorerst kommen wir nicht weiter. Und ich brauch’ unbedingt etwas Ablenkung«, sagte ich an Jadon gewandt, während ich mich umdrehte und meinen Nacken hin- und herbewegte.
»Gute Idee. Das Wetter ist perfekt für einen kleinen Ausflug und nach diesem
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