Engelsauge-Nacht des Todes (German Edition)
endlich gegangen
waren, machte er sich vorsichtig auf den Weg.
Als er endlich an dem Bunker ankam, flatterten dort
noch die Absperrbänder der Polizei herum.
Er duckte sich und ging unter einem hindurch, bedacht
darauf, nichts anzufassen.
Mit Hilfe seiner Ärmel, welche er über seine rechte Hand
zog, konnte er die Tür öffnen. Ein Lächeln huschte über
sein Gesicht. Er war davon ausgegangen, dass man die
Tür verriegelt hätte, doch zu seinem Erstaunen, war sie
offen.
Vorsichtig ging er die Stufen hinunter, vorbei an dicken
großen Gitterstäben, bis er an eine weitere dicke Tür
kam. Diese Tür war jedoch zu schwer, um sie nur mit
einer Hand öffnen zu können, so dass er sich mit seinem
ganzen Körper dagegen stemmen musste. Die Tür gab
schließlich nach und ein weiterer, ziemlich düsterer
Raum breitete sich vor ihm aus.
Eine einzige Blutlache stach ihm ins Auge und der
Geruch des Todes schlug ihm entgegen. Sofort riss er
seine Hand vor Mund und Nase und ging dann mit leicht
zittrigen Knien weiter in die Mitte des Raumes.
Er konnte sehen, wo die Leiche gelegen haben musste.
Das Blut hatte sich einen Weg um den Körper gebahnt.
Überall waren Blutspritzer verteilt.
Schnell rannte er wieder zurück und knallte die schwere
Tür mit aller Kraft hinter sich ins Schloss.
Er glitt langsam mit dem Rücken die Tür hinunter und
setzte sich hin. Als er links neben sich schaute, erblickte
er tiefe Kratzspuren und sofort war sein Wille wieder da.
Er untersuchte die Kratzer an der Tür, durchforstete den
ganzen Flur, sowie die Gitterstäbe und den Raum
dahinter.
Als er fertig war und nichts weiter finden konnte, stieg
er die Treppen wieder hinauf, schloss vorsichtig die Tür
und verschwand so schnell es ging wieder im
Halbdunkeln.
Der letzte Bus hatte ihn nur bis St. Claires bringen
können, so dass er nun wieder zu Fuß unterwegs war.
Seine Beine schmerzten und er hatte unglaublichen
Durst. Er sehnte sich nach einer Dusche und leckerem
Essen.
Patrick Graude überlegte noch immer, woher er diesen
Mann von vorhin kennen würde, aber es fiel ihm einfach
nicht ein. Er war mittlerweile seit über zwölf Stunden
unterwegs und brauchte eine Pause.
Morgen, so hatte er sich vorgenommen, würde er bei
Enya vorbeischauen. Sie hatte lange nichts mehr von
sich hören lassen, etwas, was er nicht von ihr gedacht
hätte. Er hatte viel Zeit mit Recherchen verbracht, so
dass er seit nunmehr zwei Wochen kaum mehr etwas in
seiner Umgebung mitbekommen hatte. Doch jetzt fiel es
ihm wieder auf. Enya hatte ihn einfach versetzt oder
vergessen. Patrick runzelte die Stirn. Er würde ihr schon
die Meinung sagen, aber dazu brauchte er mehr Kraft,
wie er jetzt besaß.
Es war bereits nach Mitternacht, als er zu Hause ankam
und sich leise in die Küche schlich. Bewaffnet mit
mehreren Sandwiches und Limonade stieg er hinauf in
sein Zimmer, verdrückte alles Blitzschnell und ging dann
unter die lang ersehnte Dusche. Kurz darauf schlief er
auch schon erschöpft in seinem Bett ein.
Enyas Schmerzen wurden währenddessen immer
unerträglicher. Kenneth Bowler konnte, wenn er nicht
das bekam was er wollte, ein sehr unangenehmer und
jähzorniger Zeitgenosse sein. Und dies war in Bezug auf
Enya längst eingetroffen.
Schon seit über zwei Jahrzehnten ging ein Gerücht
durch die Welt der verlorenen Seelen, das etwas von
dieser zerbrechlichen, jungen halb menschlichen Frau,
dessen Mutter Skalya war, den Einen von ihnen zu
unerklärlicher Kraft und Fähigkeit bringen kann.
Nur ob das auch wirklich stimmte und wie man an diese
Kraft kommen konnte, dass wusste natürlich niemand.
Zwar hatte er noch nichts erreichen können, aber er
wusste auch, dass er es nicht zu schnell übertreiben
durfte. Geduld, bei diesem Gedanken musste er nun
doch kurz verschmitzt lächeln, war etwas, von dem er
einfach zu wenig besaß.
Zuletzt musste er im Bunker schmerzhaft daran erinnert
werden. Bei diesem Gedanken verdunkelte sich seine
Miene sofort wieder und er ballte seine Hände kurz zu
Fäusten.
Fest stand, dass er sie nicht einfach beißen und ihr Blut
trinken konnte. Eine Tatsache, die ihm zwar missfiel,
aber er war sich auch noch nicht sicher, ob es
letztendlich wirklich ihr Blut war, das ihn zu diesem
Reichtum, wie er es selber gerne nannte, bringen
würde.
Aber eines stand für ihn mittlerweile fest. Je mehr Zeit
er mit Enya verbrachte, desto mehr glaubte er an dieses
Gerücht. Und dies war eine so große Genugtuung für
ihn, dass er meinte, dieses eine mal wäre
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