Engelsauge-Nacht des Todes (German Edition)
es bis auf die Straße, ehe er sich darauf
setzte und los fuhr.
Er brauchte nicht sehr lange, dann konnte er schon
Enyas Haus sehen. Dort war alles dunkel und eine fast
unheimliche Stille schien alles zu umhüllen. Er klingelte
etliche Male. Am Anfang zögerlich, dann länger, doch im
Haus rührte sich nichts. Die Sonne war mittlerweile
längst aufgegangen und erste Sonnenstrahlen drangen
auf die Erde. Etwas weiter weg konnte er zwei Hunde
bellen hören, doch im Haus vor ihm blieb alles dunkel
und leer. Nachdem er alle Türen überprüft und
festgestellt hatte, dass diese verschlossen waren, stieg
er wieder auf sein Fahrrad und machte sich nun auf den
Weg zum Haus von Jadon. Wenn sie nicht hier war, so
konnte sie nur dort sein.
Den Weg kannte er allerdings nicht wirklich, er hatte nur
eine grobe Vorstellung, wo es sich befinden musste.
Somit dauerte es auch eine ganze Weile dank
dreimaligem Verfahren in falsche Straßen, bis er das
Haus gefunden hatte.
Auch dort war alles still und dunkel und ein
merkwürdiges Gefühl überkam Patrick.
Er klingelte gleich Sturm, einige Minuten lang, doch
nichts rührte sich. Langsam fuhr er zurück auf die
Hauptstraße, vorbei an dicken Bäumen, ehe die ersten
wenigen Häuser wieder auftauchten. In den Häusern
erwachte immer mehr das Leben und auch auf den
Straßen war er längst nicht mehr alleine unterwegs. Die
Sonne schob längst ihr Licht über diese kleine Stadt und
zum ersten Mal freute sich Patrick, hier nicht mehr
alleine sein zu müssen.
Als er gerade an einer alten Dame mit Krückstock
vorbeifuhr, bremste er sofort ab und schaute über seine
rechte Schulter.
„Guten Morgen, Madam“, sagte er.
Die alte Dame blieb neben ihm stehen, rückte ihre Brille
zurecht und schaute ihn aus ihren alten Augen ruhig an.
„Guten Morgen mein Junge.“
„Entschuldigen Sie bitte, aber sie sind doch die
Nachbarin von den Jonsens, oder?“
„Ja ja, das bin ich. Wieso?“ Etwas verwundert schaute
sie ihn nun intensiver an.
„Ich bin ein Freund von Enya Jonsens und ich wollte sie
treffen, aber dort ist niemand. Ich dachte mir, vielleicht
wissen sie, wo sie ist oder wann sie wieder da ist?“
Die alte Dame, dessen Haare so weiß wie Schnee waren,
überlegte kurz.
„Die ist schon länger nicht mehr da gewesen. Das Haus
steht schon lange so einsam da. Eine Schande sage ich
dir. Jetzt, nachdem der liebe Stewart nicht mehr da ist,
Gott sei seiner Seele gnädig, wird sie alleine dort ja
nicht mehr wohnen können. Als Studentin wird sie sich
das auch gar nicht leisten können. Sicherlich wird sie es
verkaufen und wer weiß, wer dann hier einzieht. Mir
graut es ja davor, auf meine alten Tage, dass dort so
merkwürdige Stadtleute einziehen. Nun, ändern kann
ich es eh nicht mehr. Aber wenn du sie siehst, richte ihr
doch bitte aus, sie möge mal bei mir vorbei schauen.“
Mit diesen Worten ging die alte Dame langsam weiter
und ließ einen verdutzen Patrick zurück.
Nun machte er sich doch Sorgen um Enya. Das sie ihn
versetzen würde, das passte zwar an sich nicht
unbedingt zu ihr, aber er hatte es gedacht und war
sauer auf sie gewesen.
Alles was er bisher herausgefunden hatte, war im
Grunde nur theoretisch, doch das Enya nun auch
verschwunden z sein schien, änderte alles.
„Da stimmt was nicht“, sagte er laut vor sich her,
während er wieder auf sein Fahrrad stieg und zurück zu
Enyas Haus fuhr.
Kapitel 3
Während sich die Slinner auf ihre jeweiligen Wege
machten, warteten und hofften währenddessen die
Engel darauf, dass Enya sich durch eine ihrer
Engelsgaben bemerkbar machen würde.
„Was ist, wenn sie es nicht kann? Sie wirkte so
unglaublich geschwächt auf mich, was, wenn sie keine
Fähigkeiten nutzen kann?“ Sealtiel klang besorgt und
schaute in die Runde. Betretenes Schweigen machte
sich in dem beigefarbenen großen Raum, von welchem
riesige helle Kronleuchter ragten, breit.
„Es ist der menschliche Teil in ihr, der sie so verletzbar
macht und sie kennt sich eben noch immer nicht mit
allem aus, was ja auch kein Wunder ist“, sagte Clayton
vor sich hin, ehe er wieder ruhiger wurde.
„Solange sie sich nicht bemerkbar macht, und sei es nur
für eine Sekunde, solange können wir nichts machen.
Die Anderen haben sich wieder auf den Weg gemacht,
wie ich vorhin erfahren habe. Es nützt nichts, wenn wir
alle durch die Gegend schwirren nur um eine Person zu
finden. Die Zeit wird kommen, wo sie gefunden wird.“
Er machte eine kurze Pause, drehte sich nun wieder
allen Engeln im Raum zu,
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