Engelsauge-Nacht des Todes (German Edition)
weil
jetzt auf einmal der liebe nette Engel anfängt zu
sprechen? Woher wusste er denn Bescheid? Hat er es die
ganze Zeit gewusst?“
„Ich weiß es nicht. Jadon, was ist mit dir? Du machst mir
Angst.“
Doch die Wut in ihm verwandelte ihn wieder in das
Monster, was er geworden war. Der Jadon, der noch vor
wenigen Sekunden da war, war verschwunden. Enyas
Beine wurden wackelig und sie hatte das Gefühl, kaum
noch Luft zu bekommen.
„Hat er es die ganze Zeit gewusst?“, brüllte Jadon.
„Nein“, log Enya und schaute in die schwarzen Augen
ihres Freundes.
„Ich liebe dich, Jadon Cartwright.“
Dann drehte sie sich um und verließ den Keller, Cyril
stand an der Tür und wartete dort auf sie. Wortlos
schauten sie sich an, ehe Cyril die Kellertür verschloss.
„Wie lange hast du es bereits gewusst?“ Enya schluckte
ihre letzten Tränen zurück. Sie durfte jetzt nicht schwach
werden, sie musste stark bleiben und sich etwas
überlegen, wie sie Jadon retten konnte.
„Anfangs nicht, aber nach einiger Zeit habe ich gemerkt,
wie er sich verändert hat. Vor einiger Zeit hat er mir
dann alles gesagt und ich habe versucht, ihm zu helfen.“
Cyril schüttelte den Kopf und Enya merkte erst jetzt, wie
schuldig er sich fühlte.
„Wieso fühlst du dich schuldig? Es ist doch nicht deine
Schuld!“
Das nicht, aber er ist mein Bruder, wir geben
aufeinander acht. Her je, wir haben schon soviel
zusammen erlebt und uns gegenseitig den Arsch
gerettet, aber das hier!... das ist etwas anderes.“
„Wir geben ihn nicht kampflos auf, Cyril. Komm“, mit
einer Handbewegung nach draußen folgte er Enya
hinaus.
Enya hatte längst die Anwesenheit von anderen Engeln
bemerkt, die draußen vor dem Haus standen und
warteten. Auch die anderen Drei folgten den Beiden nach
draußen und alle versammelten sich einige Meter von
dem Haus entfernt.
Enya ging kurz zu Sealtiel.
„Hast du es gewusst? Mit Jadon?“
Doch Sealtiel brauchte nichts zu sagen, Enya sah es ihm
an.
„Wieso hast du mir nichts gesagt?“
„Das war nicht meine Aufgabe, es tut mir leid.“
Enya atmete einmal tief durch. Sie wusste, dass die
Engel auf das Gleichgewicht bedacht waren und sich im
Normalfall nicht einmischten. Aber war dies nicht ein
Ausnahmezustand? Als hätte Clayton ihre Gedanken
gehört, antwortete er ihr:
„Du weißt, welche Aufgabe wir auf der Erde erfüllen. Wir
mischen uns grundsätzlich nicht ein. Nur dann, wenn das
Gleichgewicht aus den Fugen gerät, werden wir tätig.“
Enya schaute ihn wortlos und ruhig an.
„Ich weiß. Und was nun? Was kann ich tun, um ihm zu
helfen. Bitte sag es mir.“
Clayton schaute sie an. Sie war in ihrer Entwicklung
weiter, als er dachte.
„Es tut mir leid, es ist längst zu spät. Mittlerweile können
wir nichts mehr für ihn tun.“
„Was heißt hier mittlerweile? Was hätte man denn tun
können?“, sagte Cyril und Clayton schaute nun ihn an.
„Er wurde am oberen Arm getroffen. Direkt danach hätte
man ihm sofort den Arm, bis oben an die Schulter,
abtrennen müssen. Dies hätte schnell gehen müssen, da
das Gift sich ebenfalls schnell verteilt.
Cyril wollte etwas erwidern, merkte aber, wie sinnlos es
war. Die Trauer über seinen Bruder übermannte den
sonst so gefassten Slinner.
„Du willst mir also sagen, dass ich rein gar nichts mehr
für ihn tun kann?“ Enyas Augen füllten sich so rasch mit
Tränen, das sie sie nicht mehr aufhalten konnte.
Clayton nickte nur.
„Es tut uns leid.Wirklich. Wir kommen in Kürze wieder.“
Und schon verschwanden die Engel weit oben am
Himmel.
Kapitel 13
„Was jetzt?“, fragte Annabelle die Anderen und drehte
sich dabei etwas um. Ihr Blick fiel dabei auf den
Waldweg, den Sie als Straße benutzten.
Sie schaute entgeistert und zeigte dann mit der
ausgestreckten Hand in diese Richtung.
„Ist das nicht...?“, kam aus ihrem Mund, ehe das
Motorengeräusch deutlich lauter wurde.
Enya glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie einen
in schwarz gekleideten Motorradfahrer ankommen sah.
„Na, der traut sich ja was. Taucht hier einfach so auf...!“
Cyril ballte seine Fäuste und schaute grimmig zu dem
Motorradfahrer, welcher gerade sein Bike zum Stehen
gebracht hatte und den Helm vom Kopf nahm. Zum
Vorschein kam niemand Anderes als William Strightler.
„Bevor ihr über mich herfallt, lasst mich bitte kurz
erklären.“ Entschuldigend nahm er seine Hände kurz
hoch und seine grünen Augen leuchteten freundlich in
die Runde.
„Schon gut, Cyril. Lass ihn bitte“, sagte Enya an
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