Engelsauge-Nacht des Todes (German Edition)
giftete Annabelle
ihren Bruder an.
„Schläft Enya noch?“, wollte Jadon wissen, was ihm mit
einem Nicken von Francis bestätigt wurde.
Jadon ging ein paar Zimmer weiter, öffnete leise die Tür,
doch als er seinen Kopf an der Tür vorbei schob, sah er
Enya mit wachen Augen auf dem Bett liegen.
„Schon wieder wach?“
Jadon schloss hinter sich die Tür und setzte sich auf das
Bett. Enya erhob sich ebenfalls und schaute ihn an.
„Bei dir denn alles in Ordnung?“
„Mach dir keine Sorge. Ich war eben nur mit Cyril etwas
Luft schnappen.“
Enya legte ihren Kopf auf seine linke Schulter.
Sie hatte etwas Schlafen können, doch durch das
ständige Telefonklingeln war sie irgendwann wach
geworden. Es ging ihr schlecht und ihre Gedanken
sprangen immer wieder zu Stewart zurück. Sie hatte
angestrengt darüber nachdenken müssen, was genau er
zuletzt zu ihr gesagt hatte. Es war etwas mit ihrem
Vater.
Aber sie kriegte es nicht mehr ganz zusammen.
„Sag mal, erinnerst du dich noch daran, was Stew über
meinen Vater gesagt hatte?“
„Er sagte nur, dass dein Vater Jack kurz vor dem Unfall
etwas komisch gewesen sei und er war sich wohl nicht
mehr ganz sicher, ob das Alles auch mit ihm hier zu tun
haben könnte. Mehr nicht. Wieso fragst du?“
„Ich konnte mich nicht mehr richtig daran erinnern,
deswegen.“
Die Tür ging auf und Francis teilte ihnen mit, es wäre
jetzt an der Zeit. Die Polizei würde auf dem Revier
warten und sie müssten Alle mitkommen.
Kapitel 11
Die nächsten zwei Wochen vergingen im rasanten
Tempo.
Die Polizei war nach ihrem Verhör zufrieden gewesen
und ließ Alle ab sofort in Ruhe. Sehr zur Freude von
Arthur und Francis.
Patrick kam nach einer weiteren Woche aus dem
Krankenhaus und seine Eltern fuhren wenig später mit
ihm für einige Wochen in den Urlaub zur endgültigen
Erholung.
Stewart wurde im kleinsten Kreis beigesetzt, direkt
neben den Gräbern von Skalya und Jack Jonsens.
Enya erlebte diese ganzen Tage, sowie die Beerdigung,
als wenn sie in einer stillen Seifenblase sitzen würde.
Geräusche drangen immer nur vereinzelt an ihr Ohr. Sie
streckte ihre Hände automatisch aus, sie ging
automatisch, alles verlief irgendwie ferngesteuert.
Aber was sollte sie auch anderes machen?
Wieder stand sie mit jungen Jahren vor einem Grab,
musste traurige Blicke der Anwesenden ertragen. Auf ein
'Es tut mir leid' soll man 'Danke' erwidern. Etwas, was
Enya schwerfiel, was sie nicht mochte. Sie nahm diese
Gesten niemandem übel, was auch sonst sollte man
einem Hinterbliebenen sagen. Aber 'Danke' oder etwas
ähnliches konnte und wollte sie auch nicht sagen. Sie
war eine Vollwaise, wie man einsamer nicht hätte sein
können. Enya konnte den Anblick des frischen Grabes
nicht ertragen, auch nicht die Gräber ihrer Eltern
daneben, die sie vorher noch nie besucht hatte.
Warum eigentlich? Sie hatte selber keine Antwort
darauf.
Auch Jadon veränderte sich, ohne das Enya dies Anfangs
mitbekam. In der ersten Woche war er so wie immer,
stand an Enyas Seite, half ihr wo es nur ging und
unterdrückte seine immer stärker werdende dunkle Seite
erfolgreich.
Doch mittlerweile endete die zweite Woche und Jadon
hatte immer häufiger Schwierigkeiten, sich unter
Kontrolle zu halten.
Er hatte bereits drei Mal in dieser Woche nach Tieren
gejagt und sie regelrecht leer getrunken.
Bisher drang sein schlechtes Gewissen nach wenigen
Stunden des Blutrausches wieder hervor und er schwor
sich, dies würde seine letzte Jagd gewesen sein. Dreimal
hatte er sich dies nun vorgenommen. Ohne Erfolg.
Cyril versuchte ihm beizustehen, ihm zu helfen, doch
seit der zweiten Jagd merkte er, dass Jadon ihm immer
mehr entglitt.
„Jadon, so kann es nicht weiter gehen.“
Jadon nickte und ging langsam weiter durch den Wald.
Das Wetter war warm, die Sonne blinzelte durch die
Baumkronen und vereinzelt waren ein paar Vögel zu
hören. Den Cartwrights war dieses Wetter etwas zu
warm, so dass sie sich eher selten bei Tageslicht blicken
ließen. Auch Cyril wurde langsam wärmer und er sehnte
sich nach seinem kühlen Zimmer. Er schaute Jadon eine
Weile lang an, während er wortlos neben ihm herging.
„Ist dir nicht auch langsam heiß? Wir sollten zurück
gehen.“
„Nein, das Wetter ist doch herrlich.“
Cyril blieb abrupt stehen.
„Wir müssen zu Arthur gehen und es ihm sagen.“
Jadon blieb ebenfalls stehen und giftete ihn an.
„Ich weiß, was ich versprochen habe, Jadon. Du merkst
es doch selber....“
„Hör auf. Mir geht es super und...“
„Nichts
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