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Engelsberg

Engelsberg

Titel: Engelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinaldo Arenas
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schlecht. Gerade sind zwei Hühnerküken gestorben …«
    Isabel (ihm ins Wort fallend) : »Nicht zwei, Papa, drei.«
    Doña Rosa: »So ein Unglück! Bestimmt, weil die Neger wieder nicht aufgepasst haben. Diese Hunde!«
    Don Pedro: »Das Gesindel ruiniert uns noch. Und wenn ich daran denke, dass man sie dafür auch noch durchfüttern muss! Zehn Unzen Gold hat mich dieses Jahr das Dörrfleisch für diese Undankbaren gekostet.«
    »Was sagst du da, Papa?«, fuhr Isabel fuchsteufelswild dazwischen. »Elf Unzen und ein Duro waren es!«
    »Genau, Töchterchen!«, erwiderte ruhig der Vater vor den erstaunten Augen Doña Rosas, die sich im Stillen sagte: Was für ein Teufelsweib! Da ich es ja nun mal nicht sein kann, ist sie vielleicht genau die Richtige für Leonardito. Obwohl, ganz so sicher bin ich mir da nicht.
    Dann fragte Doña Rosa:
    »Und, gedenkst du, für länger zu bleiben?«
    »Meine Liebe«, antwortete Isabel, »wir werden uns hier nur 24 Stunden, 25 Minuten und eine Sekunde aufhalten. Ich habe mit unabweisbarer Präzision errechnet, dass wir dann auf den Punkt genau zum Nachzählen der Kaffeebohnen auf der Pflanzung zurück sein werden. Sie wissen doch, man muss sie Stück für Stück mehrmals durchzählen, denn diese Neger bringen es fertig, sie sogar unter der Zunge zu verstecken und sich so mit unserem Eigentum ein Vermögen zu machen.«
    »Ach, wie sollte ich das nicht wissen!«, pflichtete ihr Doña Rosa bei. »Uns haben sie doch schon fast in den Ruin getrieben!«
    »In den Ruin!«, rief Isabel entsetzt aus.
    »Übertreib nicht, Frau«, mischte sich jetzt Don Cándido ins Gespräch, der, mit seiner Lieblingstochter Carmen im Schlepptau, lächelnd die Treppe heruntergestiegen kam.
    Rasch gesellte sich auch die übrige Familie hinzu, mit Ausnahme Leonardos, der weiterschlief. Daher befahl Don Cándido mit mächtiger Stimme Toto, einem halbwüchsigen Schwarzen, der als Leonardos Page diente, er solle ihn wecken gehen.
    Wie der geölte Blitz rannte der Junge hinauf in die Zimmer des jungen Herrn und kam noch schneller die Treppe wieder herunter, allerdings tot. Mitten im Salon, wo man bei der Nachmittagsschokolade angeregt Konversation übte, war er tot umgefallen.
    »Ach, unser kleiner Leonardo wieder …!«, klagte Doña Rosa zimperlich mit einem Blick auf das tote Negerlein. »Immer hat er schlechte Laune, wenn er wach wird.«
    Tatsächlich hatte der junge Herr schon öfter einen Sklaven erschlagen, dem er den erstbesten Gegenstand an den Kopf warf, weil er von ihm, wenn auch stets auf Befehl Don Cándidos, geweckt worden war.
    »Ich finde das gar nicht spaßig«, entgegnete darauf, deutlich verärgert, Don Cándido. »Auf diese Art habe ich schon etliche meiner besten Diener verloren. Und Sie wissen doch«, wandte er sich jetzt an Don Pedro und Isabel, »diese Bestien von Engländer setzen uns mit jedem Tag mehr zu. Wir können bald aus Afrika keinen einzigen Kohlensack mehr heranschaffen.«
    Und mit einer Handbewegung wies Don Cándido die Dienerschaft an, Totos Leiche wegzuräumen.
    »Wem sagen Sie das!«, antwortete Don Pedro, der den Fuß wegzog, damit der Tote vorbeikäme, ohne bei ihm anzustoßen. »Schließlich habe ich mein Vermögen nur in Partnerschaft mit Pedro Blanco machen können, meinem Namensvetter. Das waren noch Zeiten! Inzwischen ist es äußerst riskant, mit Afrikakohle zu handeln.«
    »Das kann ich Ihnen sagen!«, ereiferte sich Don Cándido. »Ich erlebe selber gerade so eine Zitterpartie. Meine Brigantine La Veloz, die ich vor drei Monaten nach Guinea geschickt habe, ist längst überfällig. Womöglich haben sie diese englischen Teufel gekapert.«
    »Don Pedro Blanco hat mir das immer gesagt. Beim Negerhandel muss man sich beeilen, es gibt dabei zu viel Neid und Missgunst.«
    »Was ist aus dem guten Mann geworden?«, erkundigte sich Don Cándido, der von Pedro Blanco stets zutiefst beeindruckt war.
    »Nachdem die Engländer den Kohlehandel verboten hatten, ließ er sich in Brasilien nieder, wo er hundert Negerinnen zugleich heiratete. Jetzt fabriziert er selber lauter Negerlein, die er für ein Heidengeld verkauft.«
    »Kein schlechtes Geschäft«, rief Don Cándido anerkennend aus und lachte.
    »Jesus Maria, Gamboa!«, entrüstete sich Doña Rosa. »Wenn das die jungen Mädchen hören!«
    »Mama«, rief in diesem Moment Carmen, »es ist gleich Zeit für die Ausfahrt. Sag Dolores Aponte, er soll anspannen lassen.«
    »Oh, ja«, rief begeistert Antonia. »Ihr wisst doch, Tita

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