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Engelsberg

Engelsberg

Titel: Engelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinaldo Arenas
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Aufsteckkamm.
    Auf ihrem Schoß schließlich fuhr eine junge Äffin aus Südmadagaskar mit, die in französischer Manier gekleidet war und tausendmal nach allen Seiten grüßte. Am Hals trug sie ein Silberglöckchen, von dem eine lange Goldkette abging, deren Ende die Comtesse mit eleganten Handschuhen hielt, während sie zugleich ihren denkwürdigen Fächer aus Pfauenfedern schwenkte. So hielten sie Einzug: die Comtesse, ohne aufzuhören zu lächeln, aber auch, ohne jemanden eines Blickes zu würdigen, das putzige Äffchen tausend Kusshändchen um sich werfend.
    Allen Schaulustigen, egal ob mit oder ohne Kutsche, entfuhr ein begeistertes »Ahhh!«. Unübersehbar hatte die Comtesse ganz Havanna in ihren Bann geschlagen, von den bescheidenen Regierungsangestellten, denen unter den Bäumen der Mund offen stehen blieb, bis hin zu den edlen Damen und distinguierten Señoras, die sich nicht sattsehen konnten an der Comtesse.
    Im Nu brach im Publikum ein wahrer Wettbewerb los. Alle wollten an die Aristokratin gelangen und sie begrüßen. Wie von einer gemeinsamen Triebfeder bewegt, schoben sich Kaleschen und Pferde, Tilburys mit und ohne Verdeck in die Mitte des Prado, um zu versuchen, neben der Kutsche der Montalvos zu fahren.
    Wegen der Enge der Allee war es natürlich nicht möglich, dass alle gleichzeitig der Comtesse ihre Aufwartung machen konnten, weshalb es unter den Kutschern, scharfgemacht durch die Damen, zum Hauen und Stechen um einen bevorzugten Platz kam, bei dem sie den Wagen attackierten, der am nahesten war. Zugleich stürmten die Männer zu Fuß auf die Fahrbahn, und viele von ihnen fanden unter den Rädern der Fahrzeuge den Tod. Damit nicht genug, stürzten auch die Huteinsammlersklaven der Prozession hinterher, um die im Staub verschwundene Melone ihres Herrn zu suchen, die ihm die Zweige eines Baumes oder der Säbelhieb eines ordnungswütigen Dragoners vom Kopf gefegt hatte.
    Die einzige Person, die inmitten dieses unerhörten Turniers die Spazierfahrt zu genießen schien, war die Comtesse, die, auf dem Schoß die nützliche Äffin, gleichmütig ihren sensationellen Fächer schwenkte und gnädig einer von wuchtigen Kaleschenrädern ausgeweideten Dame oder einem Sklaven, der Jubelschreie ausstieß, weil er dem Chaos zum Trotz den Hut seines Herrn wiedererlangt hatte, ein Lächeln schenkte.
    Als wären es nicht schon reichlich viele vornehme Leute, die der Comtesse huldigen wollten, stießen von der Calzada de Jesús del Monte die geschlossenen Prunkkutschen des Generalkapitäns und des Bischofs hinzu, der beiden einzigen Personen, denen es erlaubt war, derartige Fahrzeuge zu benutzen. Angesichts der beiden mächtigsten Männer der Insel gehorchten die Dragoner dem Befehl ihres Leutnants, überwachten nicht länger den Verkehr und knüppelten nicht mehr auf die Fußgänger ein, wodurch das Durcheinander noch größer wurde.
    In diesem Augenblick geschah es, dass aus der hoch bis zur Sonne aufgewirbelten Staubwolke eine flinke, geschickte schwarze Hand auftauchte, zum Tilbury der Comtesse vorschnellte und an ihrem kostbaren Aufsteckkamm zerrte. Es war die Hand von Dolores Santa Cruz, die, am Bettelstab gelandet, seit Jahren als Verrückte durch die Stadt geisterte.
    Vor den Augen der gespannten, verwirrten Gesellschaft von ganz Havanna lieferten sich die Schwarze und die Comtesse einen kurzen Kampf. Doch Dolores Santa Cruz, augenscheinlich fähiger in der Technik, sich eines Kammes zu bemächtigen, als die Comtesse in der Kunst, diesen auf dem Kopf zu behalten, riss schließlich die Beute an sich, entführte dabei auch die wunderschöne aristokratische Haarpracht und ließ María de las Mercedes de Santa Cruz, die Comtesse Merlin, zurück, wie sie war: absolut kahlköpfig.
    Ein neues »Ahhh«, jetzt vor Enttäuschung, lähmte alle Anwesenden. Eine Lähmung, die von Dolores Santa Cruz genutzt wurde, um zu fliehen, während die Comtesse mit einem Satz vom Tilbury sprang und wutentbrannt der Diebin nachsetzte.
    Mehr als drei Meilen weit rannten die beiden Frauen, vorbei an der versteinerten Menschenmenge; die Schwarze Flüche in ihrem guineischen Dialekt, die Comtesse Schmähungen sowohl in Französisch als auch auf Spanisch ausstoßend, von einem Kaliber, das den Bischof, Señor Echerre, erschrocken das Kreuz schlagen und vorsorglich das Fensterchen schließen ließ, als Flüchtende und Verfolgerin nahe der Kutsche vorbeikamen.
    Wie ein Kugelblitz, ohne die Beute loszulassen, umkreiste Dolores Santa Cruz

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