Engelsblut
von der Terrassentür der Aaners ist von Schaller, aber Susanne Warka war nicht in seinem Haus oder im Wagen.«
»Na, dann schauen wir doch mal, wie er uns den Einbruch bei den Aaners erklären will.«
Margot und Horndeich fuhren vor Schallers Haus. Die Garage stand offen und war leer. Der AMC stand immer noch in der Halle der KTU.
»Ich versteh’s nicht«, sagte Horndeich, während Margot den Motor abstellte. »Was verstehst du nicht?«
»Da«, sagte Horndeich. Er deutete auf ein Auto, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand. Einen Peugeot 206 RC in Silber. Der Wagen knatterte im Sportauspuffsound vor sich hin. Die Heckklappe war geöffnet, die Fahrertür ebenfalls. Eine Frau trug einen Kasten Mineralwasser über einen kleinen Plattenweg in Richtung Einfamilienhäuschen.
»Wie kann man bei den Spritpreisen den Motor laufen lassen?«
Als Margot ausgestiegen war, sah sie in die angezeigte Richtung. »Die Garage ist im Kellergeschoss, wahrscheinlich ohne Durchgang zum Haus. Geht steil runter. Von da würde ich die Kästen auch nicht hochschleppen.«
»Aber wieso den Motor laufen lassen?«
Margot zuckte mit den Schultern.
Sie gingen auf das Gartentörchen der Schallers zu. Frau Schaller werkelte gerade im Gras. Sie sah die Polizisten. Im Gegensatz zu ihrem Mann war sie den Beamten gegenüber nicht feindlich eingestellt. Zumindest nicht offensichtlich.
»Kann ich Ihnen helfen?«
»Ja. Wir möchten zu Ihrem Mann.«
»Einen Moment.« Sie erhob sich. Kam auf das Gartentor zu. In der linken Hand hielt sie drei Solarlämpchen, die man zur Wegmarkierung in den Boden rammen konnte. Horndeich wunderte sich. Wer, in aller Welt, stauchte solche Teile in die Erde, wenn es auf die dunkle Jahreszeit zuging?
Hannelore Schaller öffnete die Gartentür. »Kommen Sie rein.«
Margot und Horndeich gingen den leicht geschwungenen Weg zur Haustür.
Horndeich klingelte.
Die Tür öffnete sich.
»Nicht Sie schon wieder.«
»Doch. Wir schon wieder. Herr Dr. Schaller, wir nehmen Sie vorläufig fest wegen des Verdachts des Einbruchs in das Haus von Paul und Regine Aa…«
Bevor Margot das Wort komplett ausgesprochen hatte, stieß Frederik Schaller die beiden Beamten von sich und rannte
los.
Margot und Horndeich sahen sich an. Stille Blickpost.
»Na gut«, brummte Horndeich und setzte hinterher.
Wohl, weil seine Frau ihn beobachtete, rannte Schaller über den Plattenweg. Horndeich nahm die Abkürzung über die Wiese. Er hatte Schaller fast erreicht, als er einen Widerstand spürte, das Gleichgewicht verlor und der Länge nach auf den Boden knallte. Während Schaller durch das Gartentörchen verschwand, erkannte Horndeich, was ihm zum Verhängnis geworden war: eines dieser bescheuerten Solarlämpchen.
Er fluchte, rappelte sich auf. Ha, sein Wagen ist noch bei uns, dachte Horndeich. Und im Wettlauf würde er den Sechzigjährigen noch locker besiegen.
Doch der sprang in den Peugeot, dessen Motor immer noch lief. Er zog die Fahrertür zu, ließ die Kofferraumklappe jedoch auf.
Horndeich hechtete von hinten in den Wagen.
Der machte drei Sätze nach vorn, dann erstarb der Motor.
»Känguru-Benzin getankt?«, fragte Horndeich.
»Scheiß Schaltgetriebe«, fluchte Schaller.
»Wir wollen jetzt nicht noch mal rennen, oder? Ich habe genug. Kommen Sie einfach mit.«
Horndeich kletterte aus dem Wagen, ging zur Fahrertür, öffnete sie. »Auf!«
Margot war inzwischen auch bei dem Peugeot angekommen.
Schaller stieg aus. Margot legte ihm Handschellen an.
Horndeich hielt inne, stieg nochmals in den Peugeot, legte den Leerlauf ein, zog die Handbremse an und startete den Motor. Dann stieg er wieder aus. Er hatte einfach keinen Bock auf Diskussionen mit der Wagenbesitzerin. Die würde sich höchstens wundern, warum der Wagen drei Meter weiter die Straße abwärts stand.
Horndeich folgte Margot und Schaller über die Straße.
Eine Viertelstunde später saß Schaller im Vernehmungsraum.
»Warum sind Sie bei den Aaners eingebrochen? Um zu kontrollieren, ob Nadeschda Pirownika ihren Auftrag ausgeführt hatte?«
»Wer ist Nadeschda Pirownika?«
»Das ist die Frau, die wahrscheinlich die Aaners umgebracht hat.«
»Kenne ich nicht.«
»Wann sind Sie bei den Aaners eingebrochen?«
»Kann ich was zu trinken haben?«
Horndeich rollte mit den Augen. Aber Margot war gnädiger. »Cola?«
»Gern.«
Margot verließ den Raum.
»Schaller, wir haben Ihr Cordsakko. Sie hatten dieses Sakko an, als Sie bei den Aaners durch die
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