Engelsblut
Internet kommst«, brachte es Marlock auf den Punkt.
»Das ist jetzt aber ein wenig vereinfacht ausgedrückt«, murrte Riemenschneider.
»Okay, das habe ich kapiert«, lenkte Zoschke ein, »du meinst meine Fritz-Box. Aber was ist ein NAS ?«
»Ein NAS steht für Network Attached Storage, also einen netzgebundenen Speicher. Um es ganz simpel zu formulieren …«, Riemenschneider warf Marlock einen giftigen Blick zu, »… das ist ein einfach zu verwaltender Dateiserver«, dozierte Riemenschneider.
»Er meint eine Festplatte, auf die alle Rechner im Haus zugreifen können«, übersetzte Marlock und griente zurück.
»So kann man das jetzt nicht sagen.« Riemenschneider fühlte seine Deutungshoheit bedroht. »Es können ja auch mehrere Platten sein. Klar können die nach außen wie eine einzelne Platte wirken, wenn sie etwa über ein RAID-System die Daten spiegeln, um Datenverlust vorzubeugen.«
Margot ertappte sich und Zoschke dabei, wie ihre Blicke dem Dialog der beiden folgten wie dem Ball bei einem Tennisspiel.
Marlock sah die beiden überforderten Zuhörer an und erklärte: »Er meint eine Festplatte, auf die alle Rechner im Haus zugreifen können.«
Bevor Riemenschneider etwas noch Verwirrenderes sagen konnte, hakte Margot nach: »Und was ist auf dieser Festplatte?«
»Es sind zwei Platten«, korrigierte Riemenschneider.
»… und auf denen ist was drauf?«
»Wenig. Ein paar Fotos. Ein paar Filme, Musik.«
»Und was ist jetzt mit dem Computer, der fehlt?«
Riemenschneider wollte zu einer Antwort ansetzen, doch Marlock kam ihm zuvor: »In der Internetkiste stehen drei
Geräte drin, die untereinander Daten tauschen können. Regine Aaners Laptop, die externe Festplatte. Und eben ein dritter Rechner. Der ist aber nicht da. Also scheint sich unsere erste Vermutung zu bestätigen, dass Aaners Laptop entwendet wurde, denn im Haus haben wir keinen weiteren Rechner gefunden.«
»Na ja, so ähnlich«, grummelte Riemenschneider.
Margot hakte die Frage nach dem Computer ab. »Sonst noch etwas gestohlen oder beschädigt?«
»Na ja, interessant ist, was nicht geklaut wurde«, fuhr Marlock fort. »Im Schlafzimmer haben wir im Kleiderschrank eine Schmuckschatulle gefunden. Darin Schmuck. Zwar nicht die Kronjuwelen, aber auch ein paar Tausender wert, soweit wir das bisher sagen können. Der Dieb schien nichts durchwühlt zu haben. Also hat er offenbar nur den Inhalt des Tresors mitgenommen. Und den Rechner von Paul Aaner. Und das war’s.«
»Oh, ein genügsamer Raubmörder«, witzelte Zoschke.
»Dann ist es vielleicht doch etwas Persönliches zwischen Paul Aaner und sonst jemandem. Handys?« Margots Blick fiel auf Joachim Taschke.
Der untersetzte Vollbartträger schaute auf einen Notizblock, der vor ihm lag. »Wir haben zwei Handys sichergestellt, eines auf ihn registriert, eines auf sie. Die letzten Telefonate wurden vor zwei Wochen geführt. Wir bekommen die Auswertung vom Provider. Bislang haben wir nur den Gesprächsverlauf aus seinem Handy. In ihrem war er gelöscht. Paul Aaner hat über sein Handy meist mit seiner Frau telefoniert und dann immer wieder mit zwei Autoläden in Wiesbaden.«
»Und die gehören ihm«, schaltete sich Horndeich ein und skizzierte kurz, was Paul Aaners Bruder gesagt hatte.
»Haben die Fingerabdrücke noch was ergeben?«
Otto Fenske, der ungekrönte König der Papillar-Untersuchung, hatte bislang nur zugehört. »Gestern konnten wir ja bereits über die Badutensilien die Fingerabdrücke der beiden Eheleute bestimmen. Wie gesagt finden sich die Fingerabdrücke auch überall im Haus. Auffällig ist die Klinke innen an der Terrassentür. Da sind keine Fingerabdrücke dran. Die hat jemand abgewischt. Dann haben wir noch andere Abdrücke gefunden, darunter die des Mörders, nehme ich an. Am interessantesten sind dabei die Fingerabdrücke am Telefon, die habe ich heute früh ausgewertet.«
Alle Gesichter waren nun auf Fenske gerichtet.
»Dieses Mobilteil lag auf dem Boden vor dem Sofa. Der Akku war komplett leer. Könnte sein, dass es Regine Aaner aus der Hand gefallen ist. Aber sie hat es nicht selbst aus der Basisstation genommen.«
Schweigen in der Runde.
»Es gab mehrere Fingerabdrücke am oberen Teil des Mobilteils. Ein Daumenabdruck vorn auf dem Display, drei auf der Rückseite. Die Lage dieser Fingerabdrücke lässt den Schluss zu, dass jemand mit dem Mobilteil nicht telefoniert, sondern es jemandem gereicht hat. An der linken und rechten Seite des Telefons sind ebenfalls
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