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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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einer Fünfzigjährigen gepasst hätte. Dabei war sie wohl gerade einmal halb so alt. Genauso unvereinbar schien ihr Händedruck mit ihren filigranen Spinnenhänden, denn der war äußerst kräftig.
    »Nehmen Sie bitte Platz«, bat Hinrich seine Gäste.
    Horndeich sah zu Margot, und die zuckte nur mit den Schultern. Beide nahmen in der ersten Reihe der Hörsaalbestuhlung Platz.
    »Ich möchte Ihnen die Ergebnisse der Untersuchungen der beiden Toten Regine und Paul Aaner zeigen.«
    Über einen Beamer warf Hinrich nun zwei Umrissskizzen eines weiblichen Menschen auf den Leinwandbereich an der Stirnseite des Raumes. Eine zeigte den Körper von vorn, die andere von hinten. Hinrich betätigte erneut die Taste seiner Fernbedienung, und unter der Skizze erschien der Name Regine Aaner .
    »Zunächst zu den Stichwunden von Frau Aaner. Genauer zu der Stichwunde von Frau Aaner. Soweit es überhaupt noch möglich war, sie zu untersuchen – die Verwesung hat bereits einen großen Teil des Gewebes verändert.«
    Ein Tastendruck zauberte einen roten Strich auf die Vorderseite der Frau, im Bereich knapp unterhalb des Bauchnabels.
    »Regine Aaner hat nur eine Stichwunde abbekommen. Ihr wurde in den Unterbauch gestochen. Dabei wurde die Arteria mesenterica inferior getroffen.«
    Hinrichs darauf folgendes Schweigen beendete Margot mit der vom König erwarteten Nachfrage: »So so, die Arteria irgendwas inferior. Und die ist wer oder was?«
    Hinrich lächelte süffisant. »Die Arteria mesenterica inferior ist eine Arterie, also eine vom Herzen wegführende Ader mit sauerstoffreichem Blut. Im Speziellen ist sie eine der Schlagadern der Bauchhöhle. Sie entspringt beim Menschen aus der Hauptschlagader und versorgt den absteigenden Dickdarm und den oberen Teil des Mastdarms mit dem sauerstoffreichen Blut. Und diese Ader ist bei Regine Aaner bei dem Stich verletzt worden. Als Schlagader pumpt sie ja das Blut – daher der Name. Und jetzt pumpte sie es aus dem Blutkreislauf durch die Wunde hinaus. Regine Aaner ist verblutet. Dabei floss ein Großteil des Blutes in den Bauchraum. Deshalb war auch auf der Couch und drumherum wenig Blut zu finden. Den Stich muss sie aber im Stehen abbekommen haben. Wahrscheinlich hat sie sich dann auf das Sofa gesetzt und ist dort gestorben. Nach wenigen Minuten.«
    Horndeich sah Margot an: »Das würde das mit dem Telefon erklären: Der Mörder reicht ihr den Apparat. Sie versucht noch, den Notruf zu wählen. Aber dann hat sie keine Kraft mehr und lässt das Mobilteil fallen.«
    »Ja, das ist möglich. Nur, warum reicht der Mörder ihr das Telefon? Wollte er sie eigentlich nicht ermorden? Wollte er beide nicht ermorden? Hat er sich nur gewehrt?«
    Noch bevor Horndeich einen weiteren Gedanken äußern konnte, sprach Hinrich weiter: »Das ist eher unwahrscheinlich. Schauen wir uns mal Herrn Aaner an. Alles, was ich Ihnen jetzt sage, habe ich mit dem Fachmann für Blutspritzer vom LKA besprochen. Seinen Bericht bekommen Sie selbstverständlich auch.«
    Wieder drückte Hinrich auf die Taste, nun zeigte der Beamer die Umrisse eines männlichen Körpers mit Aaners Namen darunter.
    »Auch Paul Aaner bekam zunächst einen Stich in den Unterbauch.« Ein roter Strich markierte die Stelle auf der Skizze.
    »Daraufhin hat er sich gewehrt.«
    Mehrere rote Striche erschienen auf den Unterarmen und den Händen, vorn und hinten.
    »Dann gab es noch einen Stich von vorn. Der traf die Hauptschlagader. Aaner kippte um, auf den Boden.«
    Hinrich machte eine Pause.
    »Und das war’s? Was spricht dagegen, dass der Mord eigentlich nicht geplant war?«
    »Das«, sagte Hinrich. Und auf der Skizze mit der Ansicht des Rückens erschienen zahlreiche rote Striche.
    »Wer auch immer das getan hat, hat Aaner dreiundzwanzig Mal in den Rücken gestochen. Dabei war allein der Stich in den Bauch schon tödlich. Aaner ist innerhalb weniger Sekunden verblutet.«
    Horndeich und Margot konnten den Blick nicht von der Wand abwenden.
    »Das war offenbar etwas ganz Persönliches«, brachte es Horndeich auf den Punkt.
    »Das herauszufinden ist nun Ihr Job«, sagte Hinrich und schaltete den Beamer aus. »Der Bericht ist schon an Sie raus.«
    »Moment«, sagte Margot, »nur deshalb haben Sie uns aus Frankfurt herzitiert?«
    Hinrich grinste. Und nun regte sich auch die Mimik der Dame mit der Brille, durch die sie eine gewisse Ähnlichkeit mit Nora Tschirner in Keinohrhasen verband.
    »Habe ich das gesagt?« Hinrich huschte an Ihnen vorbei und öffnete

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