Engelsblut
noch ein paar Schritte fehlten.
»Trägt man jetzt so, alter Biedermann«, erwiderte Horndeich.
Bevor Baader mit einer weiteren Bemerkung den verbalen Schlagabtausch ausweiten konnte, fragte Margot: »Also, was haben wir bei den Aaners?«
»Zuallererst: Es sind die Aaners«, sagte Ralf Marlock. »Hinrich hat gestern Abend noch das Ergebnis verkündet: Der DNA-Vergleich von den Spuren aus dem Bad und von den Zellen der Leichen hat bestätigt, dass es sich um das Ehepaar Aaner handelt. Damit aber auch der letzte Zweifel ausgeräumt ist, habe ich auch noch den Zahnarzt der beiden kontaktiert. Hätte ja sein können, dass uns ein ganz geschickter Täter mit den DNA-Spuren im Bad in die Irre führen wollte. Man weiß ja nie. Hinrich hat den Zahnstatus in die Praxis des Zahnarztes gemailt. Ergebnis: Treffer in beiden Fällen. Also absolut kein Zweifel mehr an der Identität der Toten möglich.«
»Gut«, sagte Margot. »Dann mach ich mal weiter. Ich war in der Schule und habe mit den Lehrern und der Rektorin gesprochen. Drei Stunden. Das Fazit ist recht dünn. Also: Die Lehrerschaft ist eine einzige große Familie. Ohne jeden Konflikt. Da war, zumindest in Bezug auf Regine Aaner, nichts. Kein Seitenhieb, keine Andeutung, kein Verhältnis mit dem einzigen männlichen Lehrer des Kollegiums, keines mit dem Hausmeister. Regine Aaner war im Kollegium beliebt und sehr geschätzt, besonders, weil sie sich immer auch für die benachteiligten Kinder eingesetzt hat. Das hat die Rektorin zwar auch geschätzt, musste aber auch immer mal wieder Wogen glätten. Man ruft keine Eltern an und sagt ihnen, dass ihr Kind nach Urin stinkt. Und dass das Kind deswegen immer mehr zum Klassendeppen abgestempelt wird. Und dass gewaschene Klamotten da Wunder bewirken können. Es gibt ein Ehepaar, das ziemlich den Larry gemacht hat, weil ihr Kind keine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen hat, obwohl mehrere Tests belegt haben, dass es prinzipiell zur Hochbegabung fähig ist, oder so ähnlich. Aber die Familie war im Urlaub in Italien, als die Aaners umgebracht wurden. Wir werden das noch checken, aber es scheint glaubhaft.
Also, wie weit sind wir mit der Auswertung der Spuren? Haben die Arbeitszimmer schon was ergeben?«
Baader meldete sich zu Wort. »Zoschke ist noch im Haus – er schaut sich die ganzen Leitz-Ordner an, ob er da auf etwas stößt. Bislang hat er nichts, aber das er ist noch längst nicht fertig.«
Margot sah auf die kleine Liste, die vor ihr auf dem Tisch lag. Hinter »Büro« machte sie einen Strich – was so viel hieß wie »noch in Bearbeitung«. Sie sah auf den nächsten Punkt. »Irgendwelche biologischen Spuren?«
Baader nickte. »Wir haben Haare gefunden, die nicht von den Aaners sind. Aber die können natürlich auch von der Putzfrau, von Freunden oder Nachbarn stammen. Dann habe ich mit Fasset, dem Fliegenexperten, gesprochen. Von der Seite aber auch nicht viel Neues. Also auch die Fliegen bestätigen, dass die beiden seit mindestens acht Tagen tot sind, jedoch nicht länger als drei Wochen. So ungefähr.«
Der nächste Punkt. »Schon irgendwas zu dem Computer von Frau Aaner?«
Nun war Bernd Riemenschneider an der Reihe. Er war für alles zuständig, was mit Computer zu tun hatte. Margot trauerte immer noch ein wenig Horndeichs Frau Sandra nach, die bis vor zwei Jahren diesen Posten innehatte. Das LKA in Wiesbaden hatte sie dann abgeworben. Ihr Nachfolger, Riemenschneider, machte seinen Job gut, aber bei Weitem nicht so schnell und souverän wie zuvor Sandra. Bernd Riemenschneider begann mit seinen Ausführungen. »Ich habe Regine Aaners Laptop noch in der Mangel. Ist auf den ersten Blick völlig unverfänglich. Ich habe Zugriff auf sämtliche Mails – alles entweder Mails wegen des Jobs an Kollegen oder private Mails, meist an oder von ihrer Freundin Jasmin Selderath. Ich bin noch nicht ganz durch, aber der Rechner scheint keine Hinweise auf Motiv oder Täter zu verraten. Interessant ist aber, dass definitiv ein Computer fehlt. Im Router waren drei Geräte eingetragen. Der Rechner von Regine Aaner, dann ein NAS und noch ein Rechner.«
»Ein Router? Ein NAS? Was ist das denn?«, sprach Heribert Zoschke das aus, was Margot gerade gedacht hatte. Was die Konversation mit Riemenschneider immer so anstrengend machte, war sein Hang zu ausführlichen technischen Erklärungen – mit dem entsprechenden Vokabular.
»Router – na eben dein DSL-Modem mit Switch und WLAN.«
»Er meint die kleine Kiste, mit der du ins
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