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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Schallers Gesicht gewichen.
    »Beantworten Sie doch bitte einfach meine Fragen.«
    »Nein. Ich habe ihr keinen Embryo eingepflanzt«, zischte Schaller. »Und ich habe auch keine künstliche Befruchtung durchgeführt. Herrgott, ich würde eine Gefängnisstrafe riskieren und meine Approbation aufs Spiel setzen! Ich bin doch nicht bescheuert!«
    »Haben Sie irgendeine Vorstellung, wo Frau Warka sich den Embryo hätte einpflanzen lassen können?«
    »Na, nicht in Deutschland. USA? Ukraine, Georgien? Wird ihr Reisepass Ihnen vielleicht verraten. Wenn es in der EU war, dann vielleicht in Spanien oder in Belgien. Keine Ahnung. Dass es in Deutschland geschehen ist, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.«
    »Kennen Sie eine Frau Namens Regine Aaner?«
    »Regine Aaner? Nein. Sollte ich?«
    »Sagen Sie es uns. Nicht zufällig eine Patientin von Ihnen?«
    »Aaner mit einem oder zwei A?«
    »Zwei.«
    Schaller hackte den Namen in die Tastatur, als ob er einen Belastungstest für die Stiftung Warentest durchführen wollte.
    »Nein. Keine Aaner.«
    »Und sagt Ihnen der Name eines Kollegen, Benedikt Kostner, etwas?«
    »Nein.«
    »Praktiziert in Frankfurt. Klingelt nichts?«
    »Nein. Klingelt nichts.«
    »Wo waren Sie vergangenen Sonntag zwischen 17 Uhr und 22 Uhr?«
    »Sie wollen von mir jetzt ein Alibi für den Abend, an dem Susanne umgebracht worden ist?«
    »Ja. Wo waren Sie?«
    Schaller schnaubte. »Mit meiner Frau im Kino. In der Vorstellung um halb neun. Ging bis elf. Restless – mit dem Sohn von Dennis Hopper. Geht um ein Mädchen mit Krebs. Nicht meins, aber da die Kinogeschmäcke von meiner Frau und mir sehr unterschiedlich sind, wechseln wir uns mit der Auswahl immer ab. Das war definitiv ein Hannelore-Film …«
    Die Sprechstundenhilfe brachte die Akte herein.
    »Danke, Gundula.« Er stand auf und nahm der Frau die Akte ab. »Wir sind jetzt auch fertig, nicht wahr?«
    »Ja«, meinte Margot, und die Beamten standen auf.
    »Sie finden allein hinaus?«
    Im Flur schaute Horndeich nochmals ins Wartezimmer. Leer.
    Als sie wieder im Wagen saßen, fragte Horndeich: »Warum hast du ihn nach einem Alibi gefragt?«
    »Ganz einfach. Die offensichtlichste Erklärung ist doch die: Er fragt Susanne Warka, ob sie nicht die Leihmutter für irgendeine andere Patientin von ihm spielen will. Sie geht darauf ein. Und erpresst ihn dann. Was immer er ihr als Summe geboten hat, sie kann mehr verlangen, denn sie hat ihn in der Hand. Susanne Warka wird nicht bestraft, aber für Schaller steht alles auf dem Spiel.«
    »Hm«, meinte Horndeich.
    »Überzeugt dich nicht?«
    »Die einfachen Lösungen sind zwar meist die besten. Aber bei der Warka – ich weiß nicht. Ich wüsste gern noch mehr über ihr Privatleben. Und auch, wer die Spendereltern waren. Vielleicht kannten die sich ja alle.«
    Margot kuppelte aus. »Du meinst, dass Susanne Warka das Kind für die Aaners ausgetragen hat? Dass sich alles hier, in diesem kleinen Umfeld, abgespielt hat?«
    »Vielleicht sollten wir Hinrich genau diesen Test mal fahren lassen. Und Zoschke soll sich mal den guten Schaller vorknöpfen. Mal sehen, ob sein Lebenslauf was Interessantes offenbart.«
    Margot lenkte den Wagen auf die Straße. Und Horndeich telefonierte bereits mit Zoschke.
    Marlock stellte die Kaffeetasse auf Margots Schreibtisch ab. »Die Videokonferenz mit den Kollegen in Ostfriesland steht.«
    »Na, dann wollen wir mal«, sagte Margot und nahm einen Notizblock mit, auf dem sie ein paar Fragen notiert hatte.
    Horndeich folgte ihr.
    Im großen Besprechungsraum, in dem es noch nach Farbe roch, hatte das Polizeipräsidium die technischen Möglichkeiten für eine Videokonferenz eingerichtet – mit großem Bildschirm. Margot fand es gut, andere Kollegen auf dem Bildschirm sehen zu können. Gerade wenn mehrere Menschen miteinander sprachen, war das besser als eine Telefonkonferenz. Die hasste sie, denn es gab dabei immer zwei Menschen, die gleichzeitig losredeten. Margot und Horndeich nahmen an einem Tisch Platz. Über dem Monitor war eine Kamera angebracht.
    »Hallo«, sagte einer der Konferenzteilnehmer mit norddeutschem Dialekt. Er war vielleicht vierzig Jahre alt, etwas untersetzt. »Ich bin Polizeikommissar Ludwig Berner. Hier sitzt Torben Wankel, der Schüler, der uns auf den blauen Bentley aufmerksam gemacht hat.«
    Der junge Mann hob die Hand. Er trug Rastalocken und ein T-Shirt mit dem Aufdruck »Occupy«. Darunter stand: »NY – Leer«. Die Zeilen darunter konnte man nicht

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