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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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am Montag, dem 11., gesehen. Ist also gut zwei Wochen her.«
    »Wo war das, und warum ist Ihnen der Wagen aufgefallen?«
    »Das war in der Straße, in der meine Schule ist. Das Teletta-Groß-Gymnasium. Der Wagen ist mir aufgefallen, weil ein hellblauer Bentley Turbo R nicht jeden Tag hier herumfährt. Ich hätte ihn aber nicht mehr weiter beachtet, wenn die Tussi den Wagen nicht auch noch direkt an der Schule abgestellt hätte. So viele Kids, deren Eltern sich einen Turbo R leisten können, gibt’s hier nicht. Höchstens einige Touristen. Aber die parken nicht vor unserer Schule.«
    Greven unterbrach kurz: »Der Wagen stand im Harderwykensteg, einer kleinen Stichstraße.«
    »Wer ist da ausgestiegen?«
    »Eine junge Frau. Tippe so ungefähr Mitte zwanzig. Ziemlich aufgedonnert. Hatte einen roten Mantel an und langes blondes Haar. Und wenn ich ›lang‹ sage, meine ich richtig lang. Bis zum Po. Zu einem Zopf gebunden.«
    »Haben Sie gesehen, wohin die Dame gegangen ist?«
    »Klar. Hab ihr ja nachgeschaut. Das Schlimme ist, dass die Schwerkapitalistinnen immer viel besser aussehen als die Tussen im Occupy-Camp. Doch unser Ziel ist das richtigere.«
    Richtig kann man nicht steigern, dachte Margot. Und der innere Kampf zwischen Sex oder Politik war für den jungen Mann wohl noch nicht final entschieden. Nun musste auch Margot lächeln. »Also, wo ist sie hin?«
    »Sie ging zu dem Juwelier. Schräg gegenüber von unserer Schule.«
    »Und dann?«
    »Dann war die Pause zu Ende, und ich hatte Mathe.«
    »Haben Sie die Frau danach noch einmal gesehen?«
    »Ja. Aber nicht an dem Tag. In der nächsten Pause war der Bentley weg. Aber zwei Tage später kam er wieder, fast zur gleichen Zeit. Diesmal stieg aber auch ein Typ mit aus.«
    Ole Greven unterbrach. »Von dem haben wir auch Fingerabdrücke. Sind auch nicht im System. Unbescholten. Oder zumindest unerwischt.«
    »Was haben die Frau und der Mann gemacht?«
    »Das weiß ich natürlich nicht.« Torben grinste. »Aber ich kann Ihnen sagen, wohin sie gegangen sind.«
    Margot seufzte. Postpubertät war manchmal schwer zu ertragen. Sie war sehr froh, dass Ben diese Phase hinter sich hatte und erwachsen war. »Toller Witz. Wo sind sie hingegangen?«
    »Na, wieder zu dem Juwelier. Aber dann sind sie nicht mehr zu dem Bentley zurückgekommen, sondern Richtung Innenstadt gegangen.«
    »Und dann war der Bentley weg?«
    »Nein, der stand da. Bis zum Ende der Woche. Dann hatte ich Herbstferien. Und als ich gestern zufällig mit dem Rad da langgefahren bin, da stand der immer noch da. Inzwischen von Vögeln vollgeschissen. War nicht so schlau, ihn unter den Bäumen abzustellen.«
    »Und warum haben Sie dann die Polizei verständigt?«
    »Nun, es war schon verdächtig, dass ein so toller Wagen so lange hier herumsteht. Inzwischen war schon die Kühlerfigur abgebrochen. Das stilisierte B mit den Flügeln. Da dachte ich, bevor der Wagen noch mehr demoliert wird, gebe ich lieber mal Laut.«
    »Kluge Entscheidung, den Wagen zu retten«, sagte Horndeich. Für Torben war sicher nicht klar, ob Margots Kollege das ironisch meinte oder nicht. Nur Margot wusste, dass das sein voller Ernst war.
    »Habt ihr schon ein Phantombild von den beiden?«
    »Ja, Torben hat vorhin mit dem Kollegen vom LKA zwei Phantombilder gefertigt.«
    »Sagt mal, der Juwelier – hat der nicht vielleicht eine Überwachungskamera in seinem Laden?«
    »Das wissen wir nicht. Noch nicht. Aber er kommt morgen wieder.«
    »Wie wieder ?«
    »Urlaub. Was glaubst du, werte Kollegin, was wir hier tun? Wir telefonieren uns die Finger wund. Der Inhaber des Juweliergeschäfts heißt Salomon Tramer. Er hat den Laden für eine Woche zugemacht. Die fahren von Leer in den Hochsauerlandkreis, um Urlaub zu machen. Fahren völlig auf Winterberg ab. Keine Ahnung, wo das ist, aber wenn man ihm am Telefon glauben darf, muss es direkt neben dem Paradies sein. Morgen können wir dem guten Herrn Tramer einen Besuch abstatten. Dann macht er extra für uns den Laden auf. Wollte er eigentlich erst am Montag machen. Aber nachdem das Wort ›Mord‹ gefallen war, hat er gesagt, er bricht den Urlaub ab.«
    Na, das waren mal Zeugen nach Margots Geschmack. »Prima. Könnt ihr uns schon mal die Phantombilder rübermailen?«
    »Klar. Für dich tun wir alles.« Ole Greven grinste.
    »Das ist alles kein Zufall«, sagte Margot.
    »Was jetzt?«
    »Na, dass unsere große Unbekannte nach Leer fährt. Der Junge sagte doch, dass da noch ein Mann mit ihr im Bentley

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