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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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sich zur Räson. Es war nicht immer einfach, es wird auch in Zukunft nicht einfach sein. Aber die Wurzeln ihrer Beziehung würden sie auch über die kommenden Stürme hinwegtragen.
    Wieder das Handy. Noch eine Nachricht?
    Horndeich?
    Oder tatsächlich Rainer?
    Rainer!
    Sie tippte abermals auf das »Nachrichten«-Symbol.
    »Hallo, mein Schatz, schaffe es nicht am Sonntag. Muss umbuchen. Melde mich. Kuss Rainer.«
    Sie las die SMS noch einmal.
    Und noch einmal.
    Eine Träne tropfte auf das Display und ließ die Buchstaben davonschwimmen.
    »Mein Schatz«, das hatte er seit Wochen nicht geschrieben. »Kuss« auch nicht. Woraus Margot einen Schluss zog: Rainer wollte sicher umbuchen. Aber nicht auf den folgenden Tag, wahrscheinlich auch nicht auf die folgende Woche. So, wie sich die Dinge in den vergangenen Monaten entwickelt hatten, war sie sich nicht einmal sicher, ob es sich um den kommenden Monat handelte. Oder nicht eher doch um ein kommendes Leben.
    Als Margot in der angenehm warmen Abendluft durch die Fußgängerzone vom Restaurant in Richtung Hotel lief, klingelte das Handy.
    Es war bereits nach zehn Uhr. Horndeich.
    »Hi, Kollege – was ist?«
    »Margot – wir müssen mit dir reden.«
    »Wer ist wir? Und weshalb?«
    Sie kannte ihren Kollegen gut genug, um auch nach dem Wein und den zwei Aquavit seine Stimmlage interpretieren zu können. Horndeich wollte ihr etwas Unangenehmes berichten, aber nichts Bedrohliches. Wenn er nach zehn anrief, handelte es sich wahrscheinlich um etwas Privates.
    »Sandra und ich.«
    »Sorry, Horndeich, mein Bedarf an Hiobsbotschaften ist für heute gedeckt.«
    Sie drückte das Gespräch weg.
    Wenn jemand gestorben oder verletzt war, würde Horndeich gleich wieder anrufen. Wenn nicht, dann würden sie morgen miteinander telefonieren.
    Margot tat etwas, was sie kaum je getan hatte: Sie gab dem Handy noch sechzig Sekunden. Und nachdem Horndeich nicht noch einmal angerufen hatte, schaltete sie es auf stumm.

FREITAG
    Horndeich öffnete seine Mails. Auch wenn es erst 7.15 Uhr war. Er hatte in der Nacht nicht gut geschlafen. Und mit Fug und Recht machte er seine Chefin dafür verantwortlich.
    Immer noch dachte er darüber nach, was seine Frau ihm erzählt hatte. Doro. Mit dem England-Trip stimmte wohl einiges nicht. Aber eigentlich ging ihn das nichts an. Oder zumindest nicht so viel wie Margot oder besser Rainer. Aber beide meldeten sich nicht. Das wird unserem Kind niemals passieren, dachte Horndeich.
    Er zwang seine Gedanken zurück zu dem Fall. Sah noch mal auf die Notiz des Gesprächs vom Vortag, das er mit Reinhard Zumbill geführt hatte. Der war fast zusammengeklappt, als Horndeich ihm eröffnet hatte, dass seine Freundin sich als Leihmutter zur Verfügung gestellt hatte. Er hatte behauptet, nichts davon gewusst zu haben. Er hatte gesagt, er sei davon ausgegangen, dass er der Vater eines gemeinsamen Kindes wäre. Wenn das stimmte, dann fragte sich Horndeich, wie und wann Susanne Warka ihm die Wahrheit hatte erklären wollen. Fragen über Fragen in einem Puzzle, in dem nichts zusammenpasste.
    Er schaute auf eine Mail, die ihm Margot geschickt hatte. Mit dickem Anhang. Fotos und Filme. Von der Fahrerin des Bentley und ihres Kompagnons.
    Wenn diese Frau in Darmstadt bei den Aaners war, dann musste sie irgendwo gewohnt haben, bevor sie mit dem Schmuck nach Norddeutschland gefahren war, mutmaßte Margot.
    Horndeich sah sich die Fotos der Frau an. Konnte diese junge, zierliche Frau die Aaners umgebracht haben? Es fiel ihm schwer, das zu glauben. Und komischerweise hatte er das Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben, ganz vage. Aber wahrscheinlich verwechselte er sie einfach mit jemandem.
    Horndeich leitete eines der Bilder weiter an den Führungs-und Lagedienst – die konnten organisieren, dass die Kollegen vom Streifendienst sich mal die Darmstädter Hotels vornahmen, um herauszufinden, ob sich jemand dort an die Dame erinnerte. Er schrieb dazu, dass er sich die größeren Hotels in Darmstadt selbst vornehmen würde. Maritim. Welcome Hotel. Ibis, Etap und Contel.
    Dann druckte er die Bilder der vermeintlichen Irina Lambert und des unbekannten Begleiters mehrfach aus.
    Horndeich nahm sich einen Dienstwagen und fuhr zunächst zum Welcome Hotel . Es war keine drei Jahre alt und lag direkt am Karolinenplatz. Auch wenn ihm der Bau als solcher nach wie vor nicht gefiel, hatte er sich inzwischen an das Ensemble von Hotel, Hochschule und Kongresszentrum gewöhnt. Horndeich fragte sich durch

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