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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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ein kleines Textprogramm und gab die Namen ein.
    »Du kannst das blind schreiben?«, wunderte sich Riemenschneider.
    »Ja. Hab ich gleich mitgelernt, als ich mich mit der Sprache beschäftigt hab.«
    Nachdem Horndeich die Namen auf Kyrillisch aufgeschrieben hatte, setzte er noch die jeweiligen Varianten in lateinischer Schreibweise darunter. Er wollte schon wieder aufstehen, als er innehielt und sagte: »Kannst du noch mal diese drei Dateien mit der Liste von den Eizellenspenderinnen öffnen?«
    Bernd griff von der Seite zur Maus, und nach wenigen Klicks konnte Horndeich auf die Liste zugreifen. Er gab im Suchfenster den Namen »Nadja« ein und erzielte in zwei Dateien jeweils einen Treffer. Doch unter den abgebildeten Nadjas war definitiv nicht die, die den Juwelier in Ostfriesland beehrt hatte.
    »Okay, dann grase mal die Festplatten nach dem Namen ab. Vielleich haben wir ja Glück.«
    Horndeich stand auf, und Riemenschneider ließ sich wieder in seinem Bürostuhl nieder. »Ich geh da gleich dran, aber es kann eine Weile dauern.«
    »Sag mir einfach Bescheid, wenn du was hast. Und – danke!«
    »Ich habe das Alibi von dem Typ mit den Rosen gecheckt«, sagte Marlock, der sich gerade an der Kaffeemaschine zu schaffen machte. Er war ein erklärter Freund der Maschine.
    »Rosen?«, fragte Horndeich nach, der sich, nachdem er wieder in sein eigenes Büro gegangen war, bereits eine wahre Telefonschlacht geliefert hatte. Er wollte herausfinden, wann und wo Nadeschda Pirownika nach Deutschland eingereist und wann sie ausgereist war. Zwar hatte er ihre Daten und die Passnummer, aber keine Daten über das Visum. Er hatte sich gerade durch drei Abteilungen in der Deutschen Botschaft in Kiew telefoniert. Um dann wieder an die Dame verwiesen zu werden, mit der er das Telefonat begonnen hatte. Sie hatte ihn gebeten, in einer Viertelstunde nochmals anzurufen.
    »Julius Breklau, der Verehrer von Susanne Warka. Der Topf-und Staubsaugerheini.«
    »Ah ja. Und was ist mit dem?«
    »In seiner Aussage stand, er hätte sich an dem Abend zwei Pizzen kommen lassen. Das stimmt. Bei Pizza-Quick in Bensheim. Er hat die Pizzen um 19.30 Uhr bestellt, sie sind um Viertel nach acht ausgeliefert worden. Damit hat er zumindest den Hauch eines Alibis.«
    »Wir haben da eine verdammte Lücke. Laut Reinhard Zumbill und seiner Mutter ist Susanne Warka gegen 17 Uhr gegangen. Der Zug hat sie um zehn vor elf erwischt. Da ist also ein Zeitfenster von sechs Stunden, in dem wir nicht wissen, was passiert ist.«
    »Ich habe mir die Aussagen ihrer Arbeitskolleginnen nochmals durchgelesen. Gestern habe ich mit den Erzieherinnen in dem Kindergarten gesprochen, in den die Tochter geht. Hat sich nichts Neues ergeben. Es scheint, dass Susanne Warkas soziale Kontakte nicht sehr ausgeprägt waren. Kind, Job, Freund – fertig. Und keiner hat eine Vorstellung, wo sie zwischen fünf und elf gewesen sein könnte.«
    »Und sie kann ja nicht länger als eine Stunde auf den Gleisen gelegen haben. Denn eine Stunde bevor ihr Freund sie mit dem Zug erwischt hat, ist ja der vorige Zug da langgefahren.«
    »Nein. Nur eine Dreiviertelstunde. Denn da kam der Gegenzug. Und die Strecke ist da ja einspurig.«
    »Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie da lange gelegen hat. Sicher, da sind um die Uhrzeit wahrscheinlich nicht so viele Spaziergänger. Aber das Risiko, dass jemand sie zu früh entdeckt – das ist schon groß.«
    »Also? Wer war’s? Die Freundin? Der große Unbekannte? Oder doch der Rosenkavalier? Hat sie erstochen, in den Wagen gepackt, ist nach Hause gefahren, hat zwei Pizzen geordert und gemampft, hat sie dann zurückgefahren und auf die Schienen gelegt? Klingt irgendwie völlig absurd. Und wo ist das Motiv?«
    Horndeich musste nicht lange überlegen: »Das Motiv könnte die Schwangerschaft sein. Entweder ist er sauer, weil er glaubt, das Kind ist von ihm, und es nicht in seine Lebensplanung passt. Oder er ist stinkig, weil sie ihm sagt, das Kind ist nicht von ihm. Oder sie gibt zu, dass es ein Leihkind ist – nennt man das so? Leihkind?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Marlock. »Aber wenn das Kind der Grund ist, dann hat der Frauenarzt zehnmal mehr Motive. Wenn er ihr das Kind eingepflanzt hat, dann hat sie ihn vielleicht erpresst. Und das hat er beendet.«
    »Es muss auf jeden Fall jemand sein, der einen Wagen hat, mit dem er die Tote rumkutschieren konnte. Womit der Rosenkavalier nach wie vor im Rennen ist. Was für ein Auto fährt eigentlich der

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