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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Dottore?«
    »Das kläre ich über das Kraftfahrtbundesamt ab.«
    »Gut. Und ich geb die Bilder von der Warka und der Pirownika noch mal ans Echo . Vielleicht hat jemand Susanne Warka an dem Abend noch gesehen. Und vielleicht ist jemandem unsere Nadeschda Pirownika in Darmstadt aufgefallen. Sie hat sich ja immerhin vier Tage lang hier aufgehalten.«
    Horndeich telefonierte mit der Presseabteilung, die sich an den Redakteur des Darmstädter Echos wenden sollte. Er formulierte die Fragen, die sie zu den beiden Damen auf den Bildern hatten, und mailte das Ganze an die Kollegen. Dann griff er wieder zum Telefonhörer. War schon gut, dass es Wahlwiederholungstasten gab.
    Nach mehrmaligem Erklingen des Freizeichens hörte er wieder die Stimme der Dame in der Deutschen Botschaft. »Guten Tag, hier spricht noch mal Kommissar Steffen Horndeich. Haben Sie etwas über die Visumsdaten von Nadeschda Pirownika herausfinden können?«
    »Ja. Ich habe die Visumsdaten von der Dame. Aber Sie wissen, dass ich Ihnen das jetzt nicht so einfach schicken kann.«
    Horndeich seufzte. Bürokratie. War nicht sein Ding. Er fühlte sich gerade wie der Esel mit der Möhre. Er ging einen Schritt nach vorn, und die vor ihm schwebende Möhre kam nicht näher, weil die Rute, von der sie hing, an seinem Geschirr befestigt war.
    »Und was muss ich tun, damit ich von Ihnen die Daten bekommen kann?«
    »Dann sollte Ihr Vorgesetzter innerhalb der kommenden fünfzehn Minuten den persönlichen Referenten des deutschen Botschafters anrufen. Ich habe ihn gebeten, auf diesen Anruf zu warten.«
    Horndeich hatte keine Ahnung, wie diese Frau, deren Namen er sich nicht einmal gemerkt hatte, den persönlichen Referenten dafür hatte gewinnen können. Es war ihm auch ziemlich egal. Aber er hätte sie dafür küssen können.
    »Prima, wird gleich passieren. Welche Nummer soll er wählen?«
    »Meine. Ich stelle dann durch.«
    Horndeich verabschiedete sich und telefonierte mit Relgart, dem Staatsanwalt. Der war zum Glück direkt zu erreichen und versprach, sofort in der Botschaft anzurufen.
    Zehn Minuten später sprang das Faxgerät an. Horndeich sprang auf. Er sah auf das erste Blatt. Kyrillische Schriftzeichen. Bingo.
    Wenig später hielt er den kompletten Aktenvorgang in den Händen. Nadeschda Pirownika hatte Anfang August das Touristenvisum beantragt. Es war ab dem dritten Oktober zwei Wochen lang gültig gewesen. Allerdings war nicht zu erkennen, wann sie tatsächlich nach Deutschland gereist war.
    Dennoch war Horndeich nicht unzufrieden. Zwei Seiten des Faxes waren nicht in kyrillischen Lettern, sondern auf Deutsch geschrieben. Es handelte sich um eine Verpflichtungserklärung, in der jemand bestätigte, die Kosten für den Gast aus dem Ausland zu übernehmen. Auch eine Krankenversicherung für Nadeschda Pirownika lag bei.
    Horndeich waren diese Dokumente nicht fremd. Er dachte an Anna, mit der er vor ein paar Jahren zusammen gewesen war. Sie war nach Russland zurückgegangen. Ihre Mutter war krank geworden. Aber Horndeich wusste, dass ihre ständige Sehnsucht nach der Heimat den Ausschlag gegeben hatte, nicht mehr nach Deutschland zurückzukehren. Früher hatte jeder Gedanke an Anna ihm einen Stich versetzt. Heute überfiel ihn manchmal noch ein Anflug von Wehmut. Der jedoch schnell verflog, wenn er an seine Frau und an seine Tochter dachte. Mit Anna hatte er solche Einladungsdokumente selbst einmal ausgefüllt, als eine Freundin aus Russland sie für eine Woche besuchen wollte.
    Horndeich studierte die Dokumente. Von der Größe der Wohnung bis zum Einkommensnachweis war das Leben des Menschen, der diese Einladung ausgesprochen hatte, hell durchleuchtet. Am interessantesten war jedoch das obere Drittel der Erklärung. Denn dort stand der Name des Mannes, der für Nadeschda Pirownika gebürgt hatte: Hanno Pörgsen. Wohnhaft in Ditzum. Den Namen des Kaffs hatte Horndeich noch nie gehört. Aber er wunderte sich nicht, dass es in der Nähe von Leer lag.
    War vielleicht doch nicht so schlecht, dass Horndeich dort im Moment seinen persönlichen Außenposten hatte. Er rief Margot an. »Hi – na, wie geht’s im hohen Norden?«
    »Passt schon. Ich sitze gerade beim Frühstück.«
    »Gut. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlecht, dass du noch oben im Norden bist.«
    »Hoppla. Woher der Sinneswandel?«
    »Nun, ich habe den Namen und die Adresse von der Schmuckdame. Und nicht nur das. Sie kommt aus der Ukraine – und ich weiß auch, wer für sie die Einladung erstellt

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