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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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starrte an die Wand eines Zimmers, das sie nicht kannte. Ihre Zunge war pelzig, ihre Kehle schmerzte.
    Es dauerte Minuten, bis sie erkannte, dass die Schreie in Quietschen und Gelächter mündeten, herumtollende Kinder draußen vor dem Fenster. Durch die Jalousie formten sich Konturen von Bäumen, ein Hügel, ein Weg zwischen den Sträuchern. Stöhnend sank sie zurück in die Kissen. Sie erinnerte sich. Sie wusste wieder, wie sie hierher gekommen war, mitten in der Nacht, in ihrem Auto mit der zertrümmerten Frontscheibe. Felipes Strandhaus. Wenn sie sich konzentrierte, hörte sie das Rauschen der Brandung.
    Fröstelnd stand sie auf und trat ans Fenster. Die Jalousie quietschte, als sie sie hochzog. Sonnenstrahlen fingen sich in den Baumkronen.
    Wie spät war es? Eve wühlte nach dem Telefon in ihrer Jackentasche und stellte fest, dass der Akku leer war. Sie musste Felipe anrufen, um sich davon zu überzeugen, dass es ihm gut ging. Und Mark, um noch einmal über Polizeischutz zu diskutieren.
    Nackt tappte sie in die Küche. Sie fand Kaffee und Zucker in einem der Schränke und schaltete die Kaffeemaschine ein. Während heißes Wasser durchlief, schlüpfte sie in ihre Kleider.
    Die Morgenroutine fühlte sich seltsam unwirklich an, nach den Ereignissen der Nacht. Schaudernd dachte sie an den Moment, als der Mann über ihre Motorhaube gestürzt war, den Aufprall, der ihm die Knochen gebrochen haben musste. Hoffentlich hatte die Polizei dem Spuk ein schnelles Ende gemacht. Selbst wenn man ihren Notruf nicht ernst genommen hatte, gab es doch andere Bewohner im Haus, die die Eindringlinge bemerkt haben mussten.
    Im Bad betrachtete sie den Kratzer auf ihrer Wange, eine gerötete Stelle, an der sich Schorf zu bilden begann. Sie öffnete den Hahn und ließ kaltes Wasser über ihre Hände laufen. Das Klopfen nahm sie zuerst kaum wahr. Es klang wie ein Geräusch von der Straße. Dann schabte Holz auf Holz. Eve hob den Kopf und lauschte.
    Doch erst, als scheppernd eine Tür ins Schloss fiel, begriff sie, dass jemand ins Haus eingedrungen war.

    „Hey“, rief Alan halblaut, „jemand zu Hause?“
    Ein muffiger Dunst hing in der Diele, so als sei lange nicht gelüftet worden. Dahinter erspürte er einen anderen Duft, sehr schwach und sehr vertraut.
    „Eve, bist du da?“ Er betrat eine kleine Küche. Sonnenstrahlen fielen durch die Fenster, es roch nach frisch gebrühten Kaffee. Ein Wohnraum schloss sich an, dahinter ein Schlafzimmer. Auf dem Fußboden lag eine zusammengeknüllte Jacke.
    „Eve?“
    Die Tür zum Bad war geschlossen. Er bückte sich nach dem Kleidungsstück und fand Blut am Ärmel. In der Tasche steckte Eves Handy, ausgeschaltet, das Display gesprungen. Alan ließ die Jacke zurück auf den Boden fallen und klopfte leicht an die Badtür. „Eve? Bist du da drin?“
    Nun glaubte er, etwas zu hören. Ein leises Schaben.
    „Ich bin’s“, fügte er hinzu. „Alan. Alles in Ordnung?“
    Die Sorge verdrängte sein Taktgefühl. Er drückte die Klinke herunter und fand die Tür verschlossen. Ein Bild flackerte in seinem Kopf auf. Eve, blutend, ohne Bewusstsein. Das Blut auf ihrer Jacke mochte von einer Kopfverletzung stammen, vielleicht einer Schusswunde.
    Mit aller Wucht warf er sich gegen die Tür. Das Schloss brach unter dem Aufprall, das Türblatt schwang nach innen, hinein in die Dunkelheit. Alan ahnte die Bewegung mehr, als dass er sie sah. Ein Gegenstand traf ihn an der Schläfe. Im Reflex riss er den Dolch hoch und schlug in Richtung des Angriffs. Der andere stürzte, Glas splitterte.
    Alan wich zurück und schaltete das Licht ein. Schock durchfuhr ihn wie eine eisige Klinge, als er Eves Körper erfaßte, die Arme schützend über den Kopf gehoben. Eine Schimäre überlagerte das Bild, die Augen geweitet, das Gesicht voller Blut.
    Marty, nicht Eve.
    Der Dolch landete klirrend auf den Fliesen.
    „Es tut mir leid.“ Er kniete vor ihr, fasste nach ihrer Hand. „Eve“, flüsterte er. „Es tut mir leid.“
    Ihr Atem streifte seinen Arm.
    „Bist du verletzt?“
    Ihre Stimme war ein feines Wispern. „Was willst du?“
    „Ich habe nach dir gesucht.“
    Ihre Schultern bebten. Zuerst glaubte er, dass sie weinte, doch dann, als sie die Arme sinken ließ, sah er, dass sie lachte. Es war ein böses Lachen, voller Sarkasmus. „Du hast mich gefunden. Was wirst du jetzt tun?“
    Er verstand ihre Frage nicht.
    „Bringst du mich um? Oder bist du hier, um mit mir über meine Quellen zu sprechen? Das hast du der

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