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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut
Autoren: Andrea Gunschera
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Rauch und Blut. Eve musste würgen, als sie aus dem Aufzug trat. Die Welt um sie drehte sich. Für einen Moment hörte sie nur Gebrüll und Stimmen, dann einen scharfen Ruf, der sich aus der Kakophonie löste. Schüsse ließen ihre Ohren klingeln.
    Sie sah ein Wasserbecken, schwarz von Blut, Leiber am Boden, leere Augen. Vier oder fünf Tote.
    „Stopp!“
    Das war Eriks Stimme mit seinem singenden skandinavischen Akzent. Erik, Katherinas Leutnant, der Mann, der sie hier hoch gebracht hatte, durch ein Chaos aus Tod und Verwüstung und Kriegern im Blutrausch, die alles vernichteten, das ihren Weg kreuzte.
    „Dough, nimm das verdammte Schwert runter!“
    Eve drängte sich zwischen ein paar Gardisten hindurch, die keinen Versuch machten, sie aufzuhalten. Auf einer Blutlache glitt sie fast aus, fing sich wieder. Ein Mann krümmte sich vor ihr am Boden. Diejenigen, die noch aufrecht standen, trugen Schwerter, ein seltsamer Anachronismus. Eves Fuß stieß gegen eine Maschinenpistole, die klappernd über den Marmor rutschte.
    Am Ende des Korridors, wo die Schatten so dicht waren, dass sie zuerst nur Umrisse ausmachen konnte, fand sie Kain und Erik wieder. Der Leutnant diskutierte mit zwei Männern. Er hatte die Stimme gesenkt, so dass Eve die Worte nicht verstand, doch die Mienen und die Körpersprache der Männer machten deutlich, dass sie Eriks Meinung nicht teilten.
    Kain stand etwas abseits. Sein Körper versperrte die Sicht auf einen letzten Mann, der auf den Knien kauerte. Metall klirrte auf Stein, als er sein Schwert auf den Boden rammte, um sich daran aufzurichten. Ihr blieb beinahe das Herz stehen, als sie ihn erkannte.
    „Alan“, flüsterte sie. Ihre Stimme versiegte. „Alan.“
    Er glich einer Kreatur aus einem Alptraum. Überall war Blut, auf seinem Gesicht, seinen Armen, es troff ihm aus den Haaren, von den Fingern, tränkte seine Kleider und bildete Lachen um seine Füße. Seine Augen hatten den Fokus verloren.
    Sie war nicht sicher, ob er sie erkannte. Sie las nur Leere in seinem Blick, einen Rest Mordlust und überwältigende Müdigkeit. So gern hätte sie die Hand nach ihm ausgestreckt, doch sie wagte es nicht. Ihre Furcht vor ihm war stärker als das Vertrauen, das sie ihm versprochen hatte, und das beschämte sie.
    In die Gruppe kam Bewegung. Die Gardisten zogen sich zurück in den Eingangsbereich.
    Nur Erik blieb. Langsam drehte er sich zu Alan. „Du kämpfst wieder, Alain Schattenherz“, sagte er. In seinem Tonfall lag Resignation. „Warum nicht auf unserer Seite?“
    Alan machte einen Schritt rückwärts und ließ sich gegen die Wand sinken. Das Schwert in seiner Hand zitterte. Als er endlich antwortete, klang seine Stimme heiser und abgehackt. „Sie haben mich angegriffen. Sie wollten nicht hören.“
    Erik nickte. „Hast du den Ring?“
    „Deshalb bist du hier?“ Alans Lachen verlor sich in Husten. Er tastete über seine Brust, dann betrachtete er seine Handfläche. „Mordechai hat den Ring.“
    „Wo finden wir ihn?“
    „Auf der anderen Seite.“ Ein neuer Hustenanfall schüttelte ihn. In seinem Mundwinkel sammelte sich Blut. „Auf der anderen Seite dieser Tür.“
    „Und du hast seinen Rückzug gedeckt?“
    Etwas zuckte über Alans Gesicht, das Eve zuerst für Schmerz hielt. Dann las sie den Hass in seinen Augen, ein tiefes Brennen, das sie erschütterte. Es war die gleiche Manifestation zerstörerischer Wut, die sie in Kain gesehen hatte. Das Schwert entglitt seinen Fingern und stürzte zu Boden. Erik packte Alan an den Schultern und zog ihn ein Stück fort von der Tür.
    „Du siehst nicht gut aus“, sagte er.
    „Ich brauche nur ein bisschen Ruhe.“
    Ein trockenes Lachen. „Ich weiß.“ Der Leutnant ließ ihn zu Boden sinken und half ihm, den Oberkörper an der Wand abzustützen. „Dir steht eine höllische Nacht bevor.“
    Eve sank vor Alan in die Knie, nachdem Erik zurückgewichen war. Sie tastete nach seiner Wange und zog sofort ihre Hand zurück, als er zusammenzuckte.
    „Tut mir leid“, murmelte sie.
    Er musterte sie unter halb geschlossenen Lidern. „Eve“, brachte er hervor. „Du solltest nicht hier sein.“
    Sie spürte eine Bewegung hinter sich und brauchte nicht aufzublicken, um zu wissen, dass es Kain war.
    „Alain Schattenherz, ja?“ In der Stimme des Killers schwang widerwillige Bewunderung. „Das ist ein großer Name.“
    Erik kehrte mit zwei anderen Gardisten zurück zur Tür. „Verschwindet hier“, rief er Eve zu. „Wir sprengen gleich.“
    Sie
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