Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
Vom Netzwerk:
beruhen lassen.“
    „Ich habe den Cops einen Tipp gegeben. Den Namen des russischen Frachters.“
    „Das hast du getan?“
    Sie nickte.
    „Haben sie etwas gefunden?“
    „Keine Ahnung. Wenn das Schiff gestern Nacht eingelaufen ist, haben sie mich jedenfalls noch nicht angerufen.“
    Abrupt gab Alan sie frei. Er durchquerte den Raum und schaltete den Fernseher ein, wechselte durch die Kanäle und ließ schließlich CNN auf dem Bildschirm stehen.
    „Wenn sie etwas gefunden haben, ist es vielleicht in den Nachrichten.“
    Eve sah ihn an. „Oder die Presse stürzt sich auf die Schlacht auf dem Carnegies Gelände. Da geht so eine kleine Meldung einfach unter.“ Sie seufzte. „Und ich habe nicht einmal Fotos gemacht.“
    Sein Lächeln wirkte künstlich, seltsam blass und desinteressiert. Eine Distanz hing zwischen ihnen, die sie zuvor nicht wahrgenommen hatte. Als hätte er sich zurückgezogen an einen Ort, an den sie ihm nicht folgen konnte. Und sie war sich nicht einmal sicher, ob es nicht an ihr lag. Das Bild, als er an der Wand lehnte, die Klinge in seiner Hand ganz schwarz von Blut, hatte sich in ihrem Kopf festgebrannt. Wie auch der Schock, als sie begonnen hatte, die Toten zu zählen.
    Ein dünner Schmerz flackerte in ihr auf. Die Furcht vor einem Verlust, der unerträglich wäre und nie mehr gut zu machen.
    Sie trat auf ihn zu und streckte eine Hand nach ihm aus, entschlossen, die Kälte zu überbrücken. Ihre Fingerspitzen strichen über seinen Arm, die kräftigen Schultern. Sie sog die Wärme seiner Haut auf, ertastete die Narben. Sie konzentrierte sich ganz auf diese Berührung und als er sie endlich an sich zog, durchflutete sie Erleichterung.
    Ich liebe dich, wollte sie sagen. Doch sie konnte nicht. Immer noch nicht.
    Stattdessen legte sie den Kopf in den Nacken, um ihn zu küssen. Er kam ihr entgegen, erwiderte den Kuss. Seine Zunge stieß gegen ihre Lippen, drängte tiefer in einem aggressiven Fieber, das sie in Bann zog und aus dem Gleichgewicht brachte. Die Hitze sprang auf sie über, seine Finger fest in ihrem Nacken. Er drängte sie gegen eine Wand und sie spürte, dass er mit ihr schlafen wollte. Ein Rest Unsicherheit pochte in ihren Schläfen, doch sie schob ihn beiseite. Später.
    Wenn sie büßen musste, dann später. Nicht jetzt.
    Diesmal war er nicht zärtlich. Nicht wie die anderen Male. Etwas Abgründiges haftete ihm an, das sie nicht zu deuten wusste und das ihren Drang, die Kluft zwischen ihnen zu schließen, nur noch verstärkte. Er zerrte ihr T-Shirt hoch, so hastig, dass der Stoff zerriss. Dann presste er seinen Körper erneut gegen ihren, und das Gefühl, in ihm zu ertrinken, spülte alles andere fort. Sein Kuss war fast brutal. Verzweiflung schwang in der Gewalttätigkeit seiner Liebkosungen und schürte ihre eigene Erregung. Er wollte sie und sie wollte ihn, so sehr, dass es schmerzte. Sie packte sein Haar, vergrub ihre Finger in den dichten Strähnen und schob ihn rücklings zum Bett. Er knöpfte ihre Jeans auf und zerrte sie ihr von den Beinen. Halb stürzten, halb taumelten sie auf die Matratze. Dann kniete er über ihr und hielt abrupt inne. Sie konnte seinen Blick nicht deuten.
    „Ich bin keine Bestie“, sagte er.
    „Nein.“ Eve wagte kaum, zu atmen.
    „Fürchtest du dich vor mir?“
    Sie zögerte. Sie wollte ihn nicht verletzen. Sie fürchtete seine Reaktion, ganz gleich, welche Antwort sie gab.
    Ein sarkastisches kleines Lächeln glitt ihm über die Lippen.
    „Er ist mein Bruder, weißt du?“
    „Ich weiß“, gab sie flüsternd zurück. Wie konnte sie ihm deutlich machen, dass es keine Rolle für sie spielte? Dass Kain nicht zwischen ihnen stand?
    „Und er hat recht. Wir sind uns sehr ähnlich.“
    Eve spürte, wie die Kluft noch tiefer riss. Das Gefühl von Verlust wurde übermächtig. Sie öffnete die Lippen, zögerte.
    „Ich liebe dich“, flüsterte sie. Nun, da sie ausgesprochen waren, hingen die Worte zwischen ihnen wie ein feiner Schleier. „Und wie könnte ich eine Bestie lieben?“
    Seine Hand berührte ihren Unterarm und zog eine kleine Spur hoch zu ihrer Achsel.
    „Bist du sicher?“
    „Ja.“
    „Warum?“
    „Warum?“ Sie musste lachen. „Weil ich mir fast die Zunge abgebissen hätte bei dem Versuch, dir das zu sagen.“
    Etwas von der Kälte begann zu schmelzen. Sie tastete nach ihrem Mundwinkel und schmeckte Blut.
    „Tut mir leid.“ Er war ihrer Bewegung mit den Augen gefolgt.
    Eve schüttelte leicht den Kopf. „Komm her.“
    Wortlos ließ

Weitere Kostenlose Bücher