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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut
Autoren: Andrea Gunschera
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genau in diesem Moment mit Mordechai“, gab der Killer zurück.
    Ihr Unbehagen verdichtete sich. „Ruf ihn an. Bitte.“
    Kain stieß einen Laut aus, halb Knurren, halb Schnauben. Doch er zog sein Handy heraus.
    Eve nestelte den Zettel aus ihrer Tasche, auf den Alan eine neue Telefonnummer geschrieben hatte und diktierte sie ihm. Angespannt beobachtete sie, wie er das Telefon ans Ohr legte. Mit einer Hand lenkte er den Wagen auf die Ausfallspur, die vom Pacific Coast Highway fort auf die 405 führte. Enttäuschung überrollte sie, als er seinen Arm sinken ließ und den Kopf schüttelte.
    „Keine Antwort.“
    „Was?“
    „Es klingelt ins Leere.“
    „Probier es noch mal.“
    Schulterzuckend gab er nach. Doch Alan nahm den Anruf nicht an. Nicht beim zweiten und nicht beim dritten Versuch. Eve schluckte. Das Unbehagen wurde stärker. Etwas sagte ihr, dass er in Schwierigkeiten steckte. Dass etwas schrecklich schief gelaufen war.
    „Wir müssen etwas tun“, drängte sie.
    Ihm direkt in die Höhle des Löwen zu folgen war jedoch Wahnsinn, das war selbst ihr klar. Sie würden nicht weit kommen, wenn sie einfach am Eingangstor klopften.
    Eve schauderte, als sie Kains Hand auf ihrer Schulter spürte. Sie wagte nicht, ihn abzuschütteln. Sie ließ zu, dass er über ihre Haut tastete, bis hoch zu ihrem Haar.
    „Wir müssen etwas tun“, wiederholte sie. Ihre Stimme vibrierte. Sie unterquerten eine Brücke mit Schildern, die die Ausfahrt auf den Harbour Freeway ankündigten. Plötzlich kam ihr eine Idee. Es war verrückt und riskant, doch eine Möglichkeit.
    „Kain“, sagte sie, und ihr wurde bewusst, dass sie ihn zum ersten Mal mit Namen ansprach, „ich weiß, was wir tun können.“

    Mehr Explosionen erschütterten die Mauern. Putz löste sich von der Decke und stürzte ins Wasserbecken.
    „Diese Frau“, sagte Mordechai, „ich werde sie jagen. Ich werde sie töten, verstehst du mich? Und vorher werde ich sie bestrafen.“
    „Was ist mit deinem Wort?“, fragte Alan.
    Mordechai wollte ihn provozieren. Er verstand nur nicht, aus welchem Grund. Vielleicht, um eine Reaktion zu erzwingen, aus dem gleichen Impuls heraus, der ihn selbst zuvor fast die Kontrolle hätte verlieren lassen? Nur dass sein Vater kein Maß kannte. Die Ausführung seiner Drohung war Teil der Provokation.
    „Du hättest mich verraten, ohne mit der Wimper zu zucken“, gab Mordechai zurück. „Du hättest den Ring meinen Feinden überlassen, wenn es deinen Zielen genützt hätte.“
    „Du unterschätzt mich.“ Der Disput drohte, außer Kontrolle zu geraten. Plötzlich war Alan froh, dass er Eve in Kains Obhut gegeben hatte. Kain würde über sie wachen. Er hatte sich mit Blut an sie gebunden. Das bedeutete, dass jeder, der versuchte, ihr etwas anzutun, es zuerst mit einer rasenden Bestie aufnehmen musste.
    Irgendwo fielen Schüsse, gedämpft durch die Mauern. Dann erschütterte ein dumpfes Krachen das Schweigen. Jemand versuchte eine Tür einzuschlagen. Alan witterte Rauch.
    „Los!“, brüllte Ravin.
    Er sah, dass der Hüne einen Blick mit Mordechai wechselte, ein unmerkliches Nicken. Aaron ließ ein Bündel auf den Boden fallen. Metall klirrte. Mit dem Fuß stieß er es in Alans Richtung.
    „Du bist ein Judas.“ Mordechai zog sich zurück. „Du hast keine Ehre.“
    Alan warf einen Blick zur Treppenhaustür, die unter wuchtigen Schlägen vibrierte.
    „Aber wenigstens wirst du unseren Rückzug decken.“
    Gemeinsam mit den anderen wich er in den Korridor zurück, der vom Atrium aus in den Garten und die restlichen Räume des Stockwerks führte. Alan wollte ihnen folgen, doch blieb abrupt stehen, als eine Feuergarbe den Boden vor seinen Füßen perforierte.
    „Entscheide dich“, rief Mordechai ihm zu. „Kämpfe oder stirb!“
    Ravin hob die Maschinenpistole ein wenig an. Die Drohung war unmissverständlich. In einer gewaltigen Explosion barst die Tür nach innen. Alan bückte sich nach dem Bündel zu seinen Füßen. Seine Kehle brannte vor Enttäuschung. In seiner Brust ballte sich ein Eisklumpen, als ihm klar wurde, wie wenig Mordechai auf sein Leben gab. Er opferte ihn. Einfach so, wie man eine Motte zertritt.
    In einer Wolke aus Staub und Schutt tauchten Gestalten auf, ein hochgewachsener Mann mit einer Maschinenpistole in der einen Hand, in der anderen ein Schwert mit kurzer Klinge. Schüsse fielen. Alan warf sich zur Seite, um nicht von den Kugeln getroffen zu werden.
    „Stopp!“, brüllte er. „Ich bin ein Freund!“
    Sein
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