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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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umklammerte Alans Arm und zog ihn auf die Füße. Seine Knie gaben bei jedem Schritt nach, doch sie wollte Kain nicht bitten, ihr zu helfen. Die Blicke der restlichen Gardisten sprachen Feindseligkeit und unverhohlenen Blutdurst und sie wusste, dass nur Erik zwischen ihnen und Alan stand.

22
    W asser gluckerte unter den Holzplanken. Die eleganten Häuser am Hafenbecken von Newport lagen in tiefem Dunkel. Noch war es Nacht, doch am Horizont zeigte sich bereits ein roter Schimmer.
    „Der Hafen in Long Beach ist abgeriegelt“, sagte Ravin. Er nahm das Handy vom Ohr. „Unser Mann sagt, die Polizei ist da und liefert sich eine Schlacht mit der Garde.“
    Mordechai lächelte. „Dann ist es gut, dass wir den Plan geändert haben, nicht wahr?“
    Der hölzerne Steg knarrte unter seinen Füßen. Er blickte hinüber zu der großen Yacht, die ein Stück entfernt andockte. Etwas Friedfertiges lag in diesem Moment, eine stille Erhabenheit, die ihn berührte.
    Asâêl.
    So nah.
    Der Ring schmiegte sich um seinen Finger, als sei er für ihn gemacht worden. Und vielleicht war er das, wenn man an Vorbestimmung glaubte.
    Wasser schwappte über den Steg, eine sanfte Welle. Gedämpfte Rufe hallten durchs Dunkel. Zwei von Ravins Männern fingen die Taue auf, die von der Reling geworfen wurden, und zurrten sie an den Pollern fest. Mordechais Herzschlag beschleunigte sich. Reine Freude breitete sich in ihm aus. Aaron, der junge Emporkömmling, trat auf ihn zu.
    „Wir können jetzt an Bord gehen“, sagte er.
    Mordechai wechselte einen Blick mit Ravin und nickte. Sein Hauptmann gab sich wortkarg, seit sie den Tower in Long Beach verlassen hatten.
    Auf dem Oberdeck des Schiffes empfing sie ein hagerer Mann mit strähnigem, grauen Haar.
    „Ich bin Jurij Grishuk.“ Er streckte Mordechai die Hand entgegen. „Wir haben alles vorbereitet.“
    „Wo ist er?“
    „Kommen Sie.“ Grishuk führte ihn eine schmale Treppe hinunter. Er stieß eine Metalltür auf und schaltete das Licht ein. Die Wände eines langgezogenen Raums wurden sichtbar. In der Mitte stand ein Gegenstand von der Größe und Form eines Sarkophags, verhüllt mit einer schwarzen Decke.
    „Bitte.“ Grishuk machte eine Handbewegung zur Kiste.
    Mordechai befeuchtete seine Lippen. Er sah sich um zu seinen Männern, die ihm dichtauf gefolgt waren.
    „Wir warten oben“, sagte Ravin.
    Mit einem leisen Klappern fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss. Mordechai lauschte den Schritten, wie sie auf der Treppe verhallten. Dann näherte er sich der Kiste. Seine Finger glitten über die weichen Falten. Mit einem Ruck zog er den Stoff beiseite. Darunter kam etwas zum Vorschein, das tatsächlich an einen modernen Sarkophag erinnerte.
    Die Kiste war mit Blech beschlagen, wohl um zu verhindern, dass Feuchtigkeit eindrang. Im Deckel war ein Fenster aus Plexiglas eingelassen, dahinter Dunkelheit. Ein Nachtfalter glitt vorüber und ließ sich auf den Boden sinken. Seine Flügel schimmerten wie Samt im Licht der Lampe. Lautlos löste Mordechai die Riegel und schob den Deckel zurück. Ein Antlitz schälte sich aus dem Dunkel, marmorweiß, die Lider geschlossen. Ein Hals, die Schultern, eine glänzende Brust.
    Mordechai streckte eine Hand aus. Seine Finger schwebten dicht über der Wange, doch fanden keine Wärme. Zögernd berührte er die glatte Fläche. Der Körper fühlte sich an wie Stein. Das überraschte ihn, obwohl er es erwartet hatte. Aleksandr Demidhin, Feingeist und Kunstsammler, hatte sich täuschen lassen. Der Russe wusste wohl, dass der Ring etwas Besonderes war, doch die Natur der Gestalt in diesem Sarkophag hatte er verkannt. Mit wachsender Entschlossenheit ließ Mordechai seinen Handrücken über die Züge gleiten. Er ertastete eine Narbe unterhalb des Kinns, dann stieß er gegen das breite Collier, das um den Hals der Statue lag, Plättchen aus Malachit und Türkisen. Er hob die Hand mit dem Ring und betrachtete den Stein. Es schien, als ob nun ein Nebel im Innern des Opals pulsierte, so als habe die Nähe zum Körper eine Sehnsucht geweckt.
    „Asâêl.“
    Er blickte hinab auf das androgyne Antlitz, die Perfektion der Gesichtszüge. Eine zeitlose Schönheit lag in der Architektur des Gesichts. Sein ganzes Leben hatte er auf der Suche nach Göttlichkeit verbracht. Und nun musste er nur die Hand ausstrecken, um sie zu berühren.
    „Asâêl.“ Der Name schmeckte wie Honigwein. „Kannst du mich hören?“ Er schloss die Augen und genoss das Glücksgefühl, das seinen Körper

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