Engelsfeuer
ersten Grades in der Wohnung aufbewahrt, aber dazu hatte er die Genehmigung der Hausverwaltung gehabt. Wer hat sich beschwert? Ganz bestimmt nicht Mrs Litinsky, die Nachbarin von nebenan. Sie hatte keine Probleme mit Rileys Beruf.
Mrs Ivey . Die ganze Sache trug doch die Handschrift dieser alten Schachtel. Sie hatte einen Riesenwirbel veranstaltet, als die Batterie für ihr Hörgerät verschwunden war, und jetzt würde Riley rausfliegen, weil ihr dämonischer Zimmergenosse auf Glitzerzeug abfuhr. Die Tatsache, dass ihr Name ständig in den Medien auftauchte, hatte die Sache garantiert nicht besser gemacht.
Riley tastete nach ihrem Telefon, doch dann hielt sie inne. Ihr erster Impuls war es gewesen, Beck anzurufen, aber was konnte er schon tun? Laut rumbrüllen und hoffen, dass alle anderen brav mitspielten? Sie könnte Feuerwehr-Jack anrufen, den Anwalt der Zunft, aber der hatte bereits so viel für sie getan.
Riley las das Schreiben noch einmal sorgfältig durch, aber es gab keine Schlupflöcher, keinen Halbsatz, sie könne »bis zu diesem oder diesem Datum gegen die Kündigung Widerspruch einlegen«. Als einziges Datum wurde der Termin in sieben Tagen genannt, und bis dahin mussten sie und ihre Siebensachen hier raus sein.
»So ein BOCKMIST!«, schrie sie. Das Universum widersprach nicht.
Dann traf es sie wie ein Schlag: Sie würde den letzten Ort verlassen müssen, an dem sie mit ihrem Vater zusammengelebt hatte. Ein weiteres großes Stück von Paul Blackthorne würde abbrechen, wie bei einem Eisberg in einem ungewöhnlich warmen arktischen Frühling. Es würde davontreiben, und die fassbaren Erinnerungen an ihn würden weniger werden. Schon wieder .
Riley rieb sich die Augen, nicht wegen der Tränen, sondern weil sie all der Dinge müde war, die das Leben unablässig über sie ausschüttete. Wann immer sie glaubte, es würde langsam besser werden, brach wieder etwas Neues über sie herein.
Ihre Mom hätte sie damit getröstet, dass es beim Erwachsenwerden genau darum ging: Man musste Orte und Dinge hinter sich lassen. Es war nicht so, dass Riley ewig in dieser Wohnung leben und daraus einen Schrein für ihren toten Vater machen wollte – aber trotzdem.
Mit einem wehmütigen Seufzer ging sie ins Schlafzimmer und begann damit, den Kleiderschrank von sich und ihrem Vater durchzusehen. In Sadies Haus hatte sie das auch geschafft.
Doch dieses Mal hatte jeder Gegenstand, den sie berührte, eine besondere Bedeutung für sie.
25.
Kapitel
Wie üblich fand Riley Meister Stewart in seinem Arbeitszimmer, doch statt einer Zeitung hatte er Formulare des Bundesverbands auf seinem Schoß liegen. Ihr Vater hatte sich nach Feierabend ebenfalls damit herumgequält.
Der alte Mann lächelte, als sie näher kam. »Guten Abend, Riley.«
»Meister Stewart.« Sie wählte ihren üblichen Platz und setzte sich, aber sie war nicht besonders scharf darauf, ihm zu erzählen, wie ihr Tag gelaufen war. Nicht so wie früher.
Als sie nichts sagte, hob er eine Braue. »Was ist los?«
»Ich bin aus der Wohnung geflogen. Jemand hat sich beschwert. Meine Nachbarn sind überzeugt, dass ich Dämonen und Zerstörung ins Haus bringe, also wollen sie mich raushaben.«
»Ich hatte befürchtet, dass so etwas passieren könnte. Du warst in der letzten Zeit zu oft in der Zeitung.« Stewart legte die Papiere beiseite. »Die Jäger haben zwar ihre Auflagen gelockert, aber wenn du willst, kannst du gerne hier bleiben, auf Dauer, meine ich. Als Untermieterin oder so.«
Damit hatte sie nicht gerechnet. »Danke. Es ist nur …« Riley veränderte ihre Sitzposition, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. »Ich kann mich nicht ohne Gegenleistung in Ihrem Haus breitmachen. Das wäre nicht richtig. Wenn ich die Wohnung nicht mehr habe, könnte ich etwas Miete zahlen. Na ja, nicht viel, aber …«
Stewart dachte eine Weile darüber nach. »Aye, ich denke, da werden wir uns schon einig. Du wirst ein größeres Zimmer brauchen. Direkt vor dem Turmzimmer im zweiten Stock liegt ein großes Schlafzimmer. Mit beiden Räumen zusammen wirst du genug Platz haben. Fast wie eine eigene Wohnung.«
»Im Turm?« Das wäre echt cool. »Das würde mir gefallen.«
»Ich werde mal ein wenig herumrechnen, und dann können wir feilschen«, sagte er augenzwinkernd. »Ich werde mehr als fair sein. Mrs Ayers und ich haben festgestellt, dass du eine sehr angenehme Gesellschaft bist.« Er nahm seine Pfeife und begann, sie zu stopfen. »Beck hat sich heute Morgen
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