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Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Titel: Engelsflammen: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Verrückte mitten auf der Straße herumspringst? Bist du überhaupt zur Arbeit gewesen?«
    Da war es wieder, dieses Rumpeln am Himmel. Es klang, als käme ein schlimmes Gewitter näher, und zwar schnell. Luce schauderte und schüttelte den Kopf. Sie wusste es nicht.
    »Aha«, sagte die Frau, »jetzt bist du nicht mehr so sorglos.« Sie blinzelte Luce an, dann schob sie sie von sich, um sie genauer anzusehen. »Mein Gott, was hast du da an?«
    Luce trat nervös von einem Bein aufs andere, während die Großmutter ihres vergangenen Lebens ihre Jeans anstarrte und mit knotigen Fingern über die Knöpfe von ihrer Flanellbluse strich. Sie packte Luce’ kurzen, verhedderten Pferdeschwanz. »Manchmal denke ich, du bist genauso verrückt wie dein Vater, möge er in Frieden ruhen.«
    »Ich habe nur …« Luce’ Zähne klapperten. »Ich wusste nicht, dass es so kalt sein würde.«
    Die Frau spuckte in den Schnee, um ihre Missbilligung zu zeigen. Dann zog sie ihren dicken Mantel aus. »Nimm den hier, bevor du dir den Tod holst.« Sie wickelte den Mantel grob um Luce, die mit halb erfrorenen Fingern versuchte, ihn zuzuknöpfen. Dann nahm sich ihre Großmutter noch den Schal vom Hals und wickelte ihn Luce um den Kopf.
    Ein gewaltiges Krachen am Himmel erschreckte sie beide. Jetzt wusste Luce, dass es kein Donner war. »Was ist das?«, flüsterte sie.
    Die alte Frau starrte sie an. »Der Krieg«, murmelte sie. »Hast du nicht nur deine Kleider, sondern auch den Verstand verloren? Komm jetzt. Wir müssen gehen.«
    Während sie sich durch die verschneiten Straßen kämpften, über die unebenen Pflastersteine und die in sie eingelassenen Straßenbahnschienen, begriff Luce, dass die Stadt doch nicht verlassen war. Es standen zwar nur wenige Autos am Straßenrand, aber gelegentlich hörte sie aus den verdunkelten Nebenstraßen das Wiehern von Kutschpferden und sah die Andeutung der weißen Wolken, die ihr Atem vor ihren Nüstern bildeten. Nur als Silhouetten erkennbare Gestalten huschten über Dächer. Am Ende einer Gasse half ein Mann in einem zerrissenen Mantel drei kleinen Kindern in eine Kellerluke.
    Die schmale Straße führte sie zu einer breiten Allee mit einem weiten Blick auf die Stadt. Die einzigen Autos, die hier parkten, waren Militärfahrzeuge. Sie sahen altmodisch aus, wie Relikte in einem Kriegsmuseum: offene Jeeps mit gewaltigen Kotflügeln und knochendünnen Lenkrädern, auf deren Türen Hammer und Sichel der Sowjets prangten. Aber abgesehen von Luce und ihrer Großmutter war jetzt niemand sonst mehr zu sehen. Alles – bis auf das schreckliche Dröhnen am Himmel – war geisterhaft, war unheimlich still.
    In der Ferne konnte sie einen Fluss ausmachen und jenseits davon ein großes, weitläufiges Gebäude. Selbst in der Dunkelheit waren dessen kunstvoll geschichteten Türme und die prunkvollen, zwiebelförmigen Kuppeln zu erkennen, die ihr gleichzeitig vertraut und mystisch vorkamen. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff – und dann durchzuckte es Luce.
    Sie war in Moskau.
    Es herrschte Krieg und die Stadt lag an der Front.
    Schwarzer Rauch erhob sich in den grauen Himmel, wo die Stadt bereits getroffen worden war: Links des gewaltigen Kreml und direkt dahinter und dann wieder in der Ferne ganz rechts. Auf den Straßen wurde nicht gekämpft, und es gab keine Anzeichen dafür, dass bereits feindliche Soldaten in die Stadt vorgedrungen waren. Aber Flammen züngelten an den verkohlten Gebäuden, der Brandgeruch des Krieges war überall, und noch schwerer wog die Drohung, dass es noch schlimmer kommen könnte.
    Derart hatte Luce in ihrem ganzen Leben – wahrscheinlich in all ihren Leben – noch nichts vermasselt. Ihre Eltern würden sie umbringen, wenn sie wüssten, wo sie war. Daniel würde vielleicht nie wieder mit ihr sprechen.
    Aber vielleicht bekamen sie erst gar nicht die Gelegenheit, wütend auf sie zu sein? Sie konnte gleich hier an der Front zu Tode kommen.
    Warum hatte sie das nur getan?
    Weil sie es hatte tun müssen. Es war schwer, bei all ihrer Panik zu diesem kleinen Anflug von Stolz zurückzufinden, aber er war ihr noch nicht ganz verloren gegangen.
    Sie hatte einen Verkünder benutzt. War hindurchgeschritten. Ganz allein. Zu einem fernen Ort und in eine lang vergangene Zeit, in die Vergangenheit, die sie verstehen musste. Das war es, was sie gewollt hatte. Sie war lange genug herumgeschoben worden wie eine Schachfigur.
    Aber was sollte sie jetzt tun?
    Sie beschleunigte ihren Schritt und klammerte

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