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Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Titel: Engelsflammen: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Axt auf einen von Shangs Soldaten ein. Seine Flügel waren nicht ausgestreckt, aber sie hätten es ebenso gut sein können – er schien leichter als Luft zu sein und schlug doch treffsicher zu. Daniel tötete seine Feinde schnell und schmerzlos. Sie waren sofort tot.
    »De!«, rief Luce noch einmal lauter.
    Beim Klang ihrer Stimme schoss sein Kopf hoch. Luce beugte sich über ihren Sattel und zeigte ihm ihren fast leeren Köcher. Er warf ihr ein Doppel-Haken-Schwert zu. Sie fing es am Griff auf. Es kam ihr seltsam natürlich vor, es zu halten. Dann erinnerte sie sich – der Fechtunterricht, den sie an der Shoreline belegt hatte. In ihrem allerersten Übungskampf hatte sie Lilith geschlagen, eine zimperliche, grausame Klassenkameradin, die ihr Leben lang gefochten hatte.
    Das konnte sie bestimmt noch einmal schaffen.
    In dem Moment sprang ein Krieger auf ihr Pferd. Das plötzliche Gewicht des Mannes ließ ihr Reittier stolpern, und Luce schrie auf, aber schon war seine Kehle aufgeschlitzt und sein Leichnam zu Boden gestoßen, und die Klinge ihres Schwertes glänzte von frischem Blut.
    Eine heiße Welle schoss durch ihre Brust. Ihr ganzer Körper summte. Sie stürmte voran, trieb ihr Pferd zu voller Geschwindigkeit an, schneller und schneller, bis …
    Alles wurde weiß.
    Und dann plötzlich schwarz.
    Bis schließlich alles in einem Feuerwerk leuchtender Farben aufflammte.
    Luce hob die Hand gegen das blendende Licht, aber es kam nicht von außen. Ihr Pferd galoppierte immer weiter. Sie hielt ihr Schwert noch immer in der Faust und rammte es nach links und rechts in Kehlen, in Brustkörbe. Noch immer fielen Feinde unter ihr.
    Aber irgendwie war Luce nicht mehr ganz da. Visionen stürmten wild auf sie ein, Visionen, die Lu Xin gehört haben mussten – und dann waren da Visionen, die unmöglich Lu Xin gehört haben konnten.
    Sie sah Daniel, wie er sich in seinen einfachen Bauernkleidern über sie beugte … doch dann, einen Moment später, sah sie ihn mit nacktem Oberkörper und langem blondem Haar … und plötzlich trug er den Helm eines Ritters und hob das Visier, um ihre Lippen zu küssen … Aber bevor er es tat, verwandelte er sich in sein gegenwärtiges Ich, in den Daniel, den sie im Garten ihrer Eltern in Thunderbolt verlassen hatte, als sie ihren Gang durch die Zeit angetreten hatte.
    Sie begriff, dass er der Daniel war, nach dem sie die ganze Zeit gesucht hatte. Sie streckte die Arme nach ihm aus, sie rief seinen Namen, doch dann verwandelte er sich wieder. Und wieder. Sie sah mehr Daniels, als sie je für möglich gehalten hätte, einer schöner als der andere. Sie schoben sich ineinander wie ein riesiges Akkordeon, wobei jedes Bild sich vor dem Licht des Himmels neigte und veränderte. Der Schnitt seiner Nase, die Linie seines Kiefers, der Ton seiner Haut, die Form seiner Lippen, alles wurde scharf und unscharf und wandelte beständig die Form. Alles veränderte sich, bis auf seine Augen.
    Seine violetten Augen blieben immer gleich. Sie verfolgten sie, sie verbargen etwas Schreckliches, etwas, das sie nicht verstand. Etwas, das sie nicht verstehen wollte.
    Angst?
    In den Visionen war das Entsetzen in Daniels Augen so groß, dass Luce sich von der Schönheit dieser Augen abwenden wollte. Was konnte ein so mächtiges Wesen wie Daniel fürchten?
    Es gab nur eins: Luce’ Tod.
    Sie erlebte eine Montage ihres Todes, immer und immer wieder durch die Zeit hindurch. So also hatten Daniels Augen in dem Moment ausgesehen, kurz bevor ihr Leben in Flammen aufgegangen war. Sie hatte diese Furcht schon früher bei ihm gesehen. Sie hasste sie, weil sie immer bedeutete, dass ihre Zeit um war. Sie sah diese Furcht jetzt in jedem einzelnen seiner Gesichter. Die Angst blitzte aus unendlichen Zeiten und Räumen auf. Plötzlich wusste sie, dass da noch mehr war:
    Er hatte keine Angst um sie, hatte keine Angst, weil sie in die Dunkelheit eines weiteren Todes ging. Er befürchtete nicht, dass sie dabei Schmerzen erleiden könnte.
    Daniel hatte Angst vor ihr.
    »Lu Xin!«, erklang seine Stimme vom Schlachtfeld. Sie konnte ihn durch den Nebel von Visionen sehen. Er war das Einzige, was klar zu erkennen war – weil alles andere um sie herum in einem blendenden Weiß erleuchtet war. Auch in ihr war alles weiß. Wurde sie von ihrer Liebe zu Daniel verbrannt? War es ihre eigene Leidenschaft, nicht seine, die sie jedes Mal umbrachte?
    »Nein!« Er streckte eine Hand nach ihr aus. Doch es war zu spät.

    Ihr Kopf tat weh. Sie wollte

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