Engelsflammen: Band 3 (German Edition)
treffen.«
»Das ist nicht wahr. Falls du dich erinnerst, ich habe gerade die wichtige Entscheidung getroffen, meine Seele nicht zu töten.«
Das machte ihn wütend – sie konnte es an der Art sehen, wie seine Nasenflügel bebten, an der Art, wie er die Kralle zur Faust ballte und ein Stück des Sternenhimmels erlöschen ließ, als sei irgendwo ein Lichtschalter umgelegt worden. Aber er schwieg für lange Zeit. Starrte einfach nur in die Nacht.
Ein schrecklicher Gedanke kam Luce. »Hast du überhaupt die Wahrheit gesagt? Was wäre wirklich passiert, wenn ich den Sternenpfeil benutzt hätte, um …« Sie schauderte und ihr war übel bei dem Gedanken, dass sie so nah daran gewesen war. »Was ist für dich in der Sache drin? Willst du mich aus dem Weg haben oder so, damit du an Daniel herankommst? Ist das der Grund, warum du dich nie vor ihm zeigst? Weil er hinter dir her sein würde und …«
Satan kicherte. Sein Lachen ließ die Sterne verblassen. »Du denkst, ich hätte Angst vor Daniel Grigori? Du hast wirklich eine sehr hohe Meinung von ihm. Verrate mir, was für wilde Lügen hat er dir aufgetischt, seinen grandiosen Platz im Himmel betreffend?«
» Du bist der Lügner«, widersprach Luce. »Seit ich dir b egegnet bin, hast du nur gelogen. Kein Wunder, dass dich das ganze Universum verachtet.«
»Fürchtet. Nicht verachtet. Das ist ein Unterschied. Furcht beinhaltet Neid. Du magst es vielleicht nicht glauben, aber es gibt viele, die wünschten, sie besäßen die Macht, die ich besitze. Die … mich bewundern.«
»Du hast recht. Ich glaube dir nicht.«
»Du weißt einfach nicht genug. So gut wie gar nichts. Ich habe dich eine Reise durch deine Vergangenheit machen lassen – dir die Sinnlosigkeit dieser Existenz gezeigt, in der Hoffnung, dich auf die Wahrheit aufmerksam zu machen, und alles, was ich von dir zu hören bekomme, ist: ›Daniel! Ich will Daniel!‹«
Er schleuderte sie von sich, und sie fiel in Schwärze und kam erst wieder zum Stillstand, als er sie anfunkelte, als könne er sie damit festnageln. Er umkreiste sie, die Hände hinterm Rücken, die Flügel angelegt, den Kopf zum Himmel gewandt. »Alles, was du hier siehst, ist alles, was es zu sehen gibt. Zugegeben, aus weiter Ferne, aber es ist alles da – all die Leben und Welten und noch viel mehr, das über die schwache Vorstellungskraft der Sterblichen hinausgeht. Schau es dir an.«
Das tat sie und es sah anders aus als zuvor. Das Sternenmeer war endlos, die Dunkelheit der Nacht war von so vielen leuchtenden Punkten übersät, dass der Himmel eher hell war als schwarz. »Es ist wunderschön.«
»Ich werde bald Tabula rasa machen.« Er verzog die Lippen zu einem verzerrten Lächeln. »Ich bin dieses Spiels müde geworden.«
»Es ist für dich alles nur ein Spiel?«
»Es ist ein Spiel für ihn.« Er fuhr mit der Hand über den Himmel und hinterließ einen nachtdunklen Schwaden. »Und ich weigere mich, es diesem Anderen einfach nur wegen einer kosmischen Waage zuzugestehen. Einfach nur, weil unsere Seiten sich im Gleichgewicht befinden.«
»Gleichgewicht. Du meinst, die Waage zwischen den gefallenen Engeln, die sich mit dir verbündet haben, und jenen, die sich mit …«
»Sprich es nicht aus. Aber es ist tatsächlich dieser Andere. Im Augenblick besteht ein Gleichgewicht, doch wenn …«
»Doch wenn noch ein Engel die Seite wechselt«, sagte Luce und dachte an den langen Vortrag, den Arriane ihr in dem Diner in Las Vegas gehalten hatte.
»Hm-hm. Nur dass ich es diesmal nicht dem Zufall überlassen werde. Die ganze Sache mit dem Sternenpfeil war kurzsichtig von mir, aber ich habe meinen Irrtum eingesehen. Ich habe Pläne geschmiedet und mir einen Schlachtplan zurechtgelegt. Meistens, während du und irgendeine frühere Version von Grigori mit eurem zweitklassigen Petting beschäftigt wart. Wie du siehst, wird mir also niemand meine nächsten Pläne sabotieren können. Ich werde die Tafel abwischen. Von vorn anfangen. Ich kann die Jahrtausende überspringen, die zu dir und deinem Schlupfloch von einem Leben geführt haben, Lucinda Price« – er schnaubte – »und neu anfangen. Und diesmal werde ich klüger spielen. Diesmal werde ich gewinnen.«
»Was soll das heißen, ›die Tafel abwischen‹?«
»Die Zeit in ihrer Gesamtheit ist wie eine große Schiefertafel, Lucinda. Es steht nichts geschrieben, was nicht von jemand Schlauem weggewischt werden kann. Ja, es ist ein drastischer Schritt, und es bedeutet, dass ich Tausende von
Weitere Kostenlose Bücher