Engelsflammen: Band 3 (German Edition)
ich etwas, auf das ich mich freuen kann.«
»Das ist ein gefährliches Spiel, das du spielst, Daniel«, warf Roland ein.
»Das weiß ich.«
Cam lachte ein dunkles, finsteres Lachen. »Also. Wir haben schließlich das Endspiel erreicht, nicht wahr?«
Gabbe schluckte. »Also … hat sich etwas verändert?«
»Sie kommt langsam dahinter!«, sagte Arriane. »Sie öffnet Verkünder und schreitet hindurch und sie lebt immer noch!«
Daniels Augen flammten violett auf. Er wandte sich von ihnen allen ab und blickte auf die Ruine der Kirche, wo er Luschka zum ersten Mal gesehen hatte. »Ich kann nicht bleiben. Ich muss sie einholen.«
»Nun, soweit ich mich erinnern kann«, bemerkte Cam leise, »wirst du das niemals schaffen. Die Vergangenheit ist bereits geschrieben, Bruder.«
»Deine Vergangenheit vielleicht. Aber nicht meine Zukunft.« Daniel konnte nicht klar denken. Seine Flügel brannten in seinem Körper darauf, freigelassen zu werden. Sie war fort. Die Straße war verlassen. Hier war niemand, um den er sich Sorgen machen musste.
Er nahm die Schultern zurück und ließ seine Flügel sich entfalten. Diese Leichtigkeit. Diese tiefste Freiheit. Jetzt konnte er klarer denken. Was er brauchte, war ein Moment für sich allein. Mit sich selbst. Er warf dem anderen Daniel einen Blick zu und erhob sich in den Himmel.
Sekunden später hörte er das Geräusch wieder: Das gleiche Rauschen von sich entfaltenden Flügeln – das Schlagen eines weiteren Paares Flügel, jüngerer Flügel, die vom Boden unter ihm abhoben.
Daniels früheres Ich holte ihn am Himmel ein. »Wohin?«
Wortlos ließen sie sich auf einem Sims im dritten Stock eines Gebäudes in der Nähe des Patriarchenteichs nieder, auf dem Dach gegenüber Luce’ Fenster, von wo aus sie sie im Schlaf beobachtet hatten. Die Erinnerung würde für Daniil frischer sein, aber die schwache Vorstellung von Luce, wie sie träumend unter den Decken gelegen hatte, ließ noch immer eine Welle der Wärme durch Daniels Flügel fließen.
Beide waren ernst. Wie traurig und ironisch, dass ihr Zuhause in der ausgebombten Stadt verschont geblieben war, während sie selbst dieses Glück nicht gehabt hatte. Schweigend standen sie in der kalten Nacht und zogen beide sorgfältig die Flügel wieder ein, damit sie einander nicht versehentlich berührten.
»Wie sehen die Dinge für sie in der Zukunft aus?«
Daniel seufzte. »Die gute Nachricht ist, dass in diesem Leben etwas anders ist. Irgendwie ist der Fluch … verändert worden.«
»Wie?« Daniil schaute auf, die Hoffnung, die hell in seinen Augen geleuchtet hatte, verdunkelte sich. »Soll das heißen, dass sie in ihrem gegenwärtigen Leben noch ungetauft ist?«
»Das vermuten wir. Es trägt zu der Änderung bei. Es scheint, als hätte sich ein Schlupfloch aufgetan und ihr gestattet, über ihre gewohnte Zeitspanne hinaus zu leben …«
»Aber das ist unglaublich gefährlich.« Daniil sprach schnell und hektisch die gleichen Gedanken aus, die Daniel seit jener letzten Nacht in der Sword & Cross durch den Kopf gegangen waren, als er begriffen hatte, dass es diesmal anders war: »Sie könnte sterben und nicht zurückkommen. Das könnte das Ende sein. Damit steht jetzt absolut alles auf dem Spiel.«
»Ich weiß.«
Daniil brach ab und fasste sich. »Es tut mir leid. Natürlich weißt du das. Aber … die Frage ist, versteht sie , warum dieses Leben anders ist?«
Daniel betrachtete seine leeren Hände. »Eine der Ältesten der Zhsmaelim ist an sie herangekommen und hat sie ausgefragt, bevor Luce irgendetwas über ihre Vergangenheit wusste. Lucinda weiß, es dreht sich um die Tatsache, dass sie nicht getauft ist … aber es gibt so viel, das sie nicht weiß.«
Daniil trat an den Rand des Daches und betrachtete ihr dunkles Fenster. »Was sind dann die schlechten Neuigkeiten?«
»Ich fürchte, es gibt außerdem vieles, das ich nicht weiß. Ich kann nicht vorhersagen, was geschehen wird, wenn ich sie bei ihrer Flucht zurück durch die Zeit nicht finde und aufhalte, bevor es zu spät ist.«
Unten auf der Straße ging eine Sirene los. Der Luftangriff war vorüber. Schon bald würden die Moskowiter auf der Suche nach Überlebenden ihre Stadt durchkämmen.
Daniel durchforschte sein Gedächtnis. Sie ging weiter zurück – aber in welches Leben? Er drehte sich um und musterte sein früheres Ich durchdringend. »Du erinnerst dich auch daran, nicht wahr?«
»Dass … sie zurückgeht?«
»Ja. Aber wie weit zurück?« Sie sprachen beide
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