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Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Titel: Engelsflammen: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Luft, und in die Häuser auf der anderen Straßenseite schlugen Artilleriegeschosse ein; sie machten Luce taub und ließen ein hölzernes Lagerhaus in Flammen aufgehen. Die Engel scherten sich nicht um den Krieg, sie interessierten sich nur für sie. Es war jetzt ein Abstand von sechs oder sieben Meter zwischen Luce und den Engeln, und sie schienen vor ihr genauso auf der Hut zu sein wie sie vor ihnen. Keiner von ihnen kam näher. Im Licht des brennenden Hauses tanzte Daniels Schatten und reckte sich weit von ihm weg. Sie konzentrierte sich darauf, diesen Schatten zu sich zu rufen. Würde es funktionieren? Ihre Augen wurden schmal und alle Muskeln in ihrem Körper spannten sich an. Sie war noch immer so unbeholfen in diesen Dingen und wusste nie, was notwendig war, um den Schatten in die Hände zu bekommen.
    Als die dunklen Linien zu zittern begannen, stürzte sie sich darauf. Sie packte den Schatten mit beiden Händen und begann, die dunkle Masse zu einem Ball zu drehen, genauso, wie sie es ihre Lehrer, Steven und Francesca, an ihrem ersten Tag in der Shoreline hatte tun sehen. Ein gerade erst gerufener Verkünder war immer schmutzig und amorph. Er musste zuerst eine deutlich erkennbare Kontur erhalten. Erst dann konnte man ihn zu einer größeren, flachen Oberfläche auseinanderziehen. Dann verwandelte sich der Verkünder in einen Bildschirm, der einem die Vergangenheit zeigte – oder in ein Portal, durch das man hindurchtreten konnte.
    Der Verkünder war klebrig, aber sie zog ihn bald auseinander und gab ihm eine Form. Sie griff hinein und öffnete das Portal.
    Hier konnte sie nicht länger bleiben. Sie hatte jetzt eine Mission: Sich selbst lebendig in eine andere Zeit zu bringen und zu erfahren, von welchem Preis die Outcasts gesprochen hatten, und schließlich den Ursprung des Fluches zu entdecken, der auf ihr und Daniel lastete.
    Um ihn dann zu brechen.
    Die anderen schnappten nach Luft, während sie den Verkünder formte.
    »Wann hast du gelernt, wie man das macht?«, flüsterte Daniil.
    Luce schüttelte den Kopf. Ihre Erklärung würde Daniil nur verwirren.
    »Lucinda!« Das Letzte, was sie hörte, war seine Stimme, die ihren wahren Namen rief.
    Seltsam, sie hatte direkt in sein erschüttertes Gesicht geblickt, aber nicht gesehen, dass seine Lippen sich bewegten. Ihr Verstand spielte ihr Streiche.
    »Lucinda!«, rief er noch einmal, und seine Stimme schwoll vor Panik an, kurz bevor Luce mit dem Kopf voraus in die lockende Dunkelheit tauchte.

Zwei
    Vom Himmel gesandt
    M OSKAU , 15. O KTOBER 1941
    »Lucinda!«, rief Daniel abermals, aber es war zu spät: Im gleichen Augenblick war sie auch schon verschwunden. Er war gerade erst in die trostlose, schneebedeckte Stadt getreten. Er hatte hinter sich einen Lichtblitz gespürt und die Hitze einer Flamme in der Nähe, aber alles, was er sah, war Luce. Er lief auf die verdunkelte Straßenecke zu, wo sie stand. Sie sah winzig aus in einem fadenscheinigen Mantel, der jemand anderem gehörte. Sie wirkte verängstigt. Er hatte beobachtet, wie sie einen Schatten öffnete, und dann …
    »Nein!«
    Hinter ihm schlug eine Rakete in ein Gebäude ein. Der Boden erbebte, die Straße wölbte sich und riss auf, und ein Hagel aus Glas und Stahl und Beton prasselte nieder.
    Danach herrschte auf der Straße tödliche Stille. Aber Daniel bemerkte es kaum. Er stand einfach ungläubig zwischen den Trümmern.
    »Sie geht weiter zurück«, murmelte er und klopfte sich den Staub von den Schultern.
    »Sie geht weiter zurück«, sagte jemand.
    Seine Stimme. Ein Echo?
    Nein, für ein Echo war es zu nah. Und zu deutlich, als dass er sich es hätte einbildet.
    »Wer hat das gesagt?« Er rannte an einem zerstörten Gerüst vorbei zu der Stelle, wo er Luce gesehen hatte.
    Ein zweimaliges Aufkeuchen.
    Daniel stand vor sich selbst. Es war nicht ganz er selbst – eine frühere Version von ihm, eine etwas weniger zynische Version seiner selbst. Aber aus welcher Zeit? Wo war er?
    »Berührt euch nicht!«, rief Cam ihnen zu. Er trug die Arbeitsuniform eines Offiziers, Kampfstiefel und einen ausgebeulten schwarzen Mantel. Bei Daniels Anblick flammten seine Augen auf.
    Unbewusst waren beide Daniels einander näher gekommen und umrundeten einander vorsichtig. Jetzt wichen beide zurück.
    »Halt dich von mir fern«, warnte der ältere den neueren. »Es ist gefährlich.«
    »Das weiß ich«, blaffte Daniel. »Denkst du, ich wüsste das nicht?« Schon die Nähe zu diesem anderen Daniel krampfte ihm den

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