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Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Titel: Engelsflammen: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Bis dahin hatte sie gedacht, er sei bewusstlos, aber etwas in ihrer Stimme schien ihn zu erreichen.
    Seine Lider flatterten. Dann öffneten sie sich langsam.
    Seine Augen waren violett.
    Der Wasserkrug fiel ihr aus den Händen.
    Daniel.
    Instinktiv wollte sie sich neben ihn kauern und seine Lippen mit Küssen bedecken, tun, als sei er nicht so schwer verletzt, wie es der Fall war.
    Bei ihrem Anblick weiteten Daniels Augen sich, und er machte Anstalten, sich aufzurichten. Aber dann begann das Blut, wieder aus seinem Hals zu fließen, und alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Luce hatte keine andere Wahl, als ihn festzuhalten.
    »Scht.« Sie presste seine Schultern zurück auf die Trage und versuchte, ihn dazu zu bringen, sich zu entspannen.
    Er wand sich unter ihrem Griff. Bei jeder seiner Bewegungen erblühte frisches, leuchtendes Blut durch den Verband.
    »Daniel, du musst aufhören, dich zu wehren«, flehte sie. »Bitte, hör auf, dich zu wehren. Tu es für mich.«
    Sie sahen einander viele Sekunden intensiv in die Augen – und dann kam der Krankenwagen abrupt zum Stehen. Die Hintertür wurde aufgerissen. Ein schockierender Hauch frischer Luft strömte herein. Es war nicht laut draußen, aber dennoch hatte sie sofort das Gefühl, in einer großen Stadt zu sein.
    Mailand. Der Soldat hatte gesagt, dass sie nach Mailand fahren würden, als er sie in diesen Krankenwagen gesetzt hatte. Sie mussten in einem Hospital in Mailand sein.
    Zwei Männer in Uniform erschienen an den Türen und begannen, die Tragen mit schneller Präzision herauszuholen. Binnen Minuten wurden die Verletzten auf rollbaren Untersätzen weggeschoben. Die Männer drängten Luce aus dem Weg, damit sie Daniels Trage herausholen konnten. Seine Lider flatterten wieder, und sie glaubte, dass er die Hand nach ihr ausstreckte. Sie beobachtete das Ganze vom hinteren Teil des Krankenwagens aus, bis er aus ihrer Sicht verschwand. Dann begann sie zu zittern.
    »Geht es dir gut?« Ein Mädchen streckte den Kopf herein. Sie war munter und hübsch, mit einem kleinen roten Mund und langem dunklem Haar, das sie sich zu einem Zopf geflochten hatte. Ihr Schwesternkleid war besser geschneidert als Luce’ und so weiß und sauber, dass es Luce bewusst machte, wie blutverschmiert und schmutzig sie war.
    Luce sprang auf. Sie hatte das Gefühl, als sei sie dabei ertappt worden, wie sie etwas Peinliches tat.
    »Mir geht es gut«, sagte sie schnell. »Ich habe nur …«
    »Du brauchst nichts zu erklären«, erwiderte das Mädchen. Dann wurde ihre Miene ernst, als sie sich in dem Krankenwagen umsah. »Ich sehe ja, wie schlimm es war.«
    Luce riss die Augen auf, als das Mädchen einen Eimer Wasser in den Krankenwagen hievte und sich dann selbst hineinzog. Sie machte sich sofort an die Arbeit, schrubbte die blutverschmierten Schlingen ab, wischte den Boden und schob Wellen rot gefärbten Wassers zur hinteren Tür hinaus. Anschließend ersetzte sie die besudelte Wäsche durch saubere und füllte das Gas in der Laterne auf. Sie konnte nicht älter als dreizehn sein.
    Luce stand auf, um ihr zu helfen, aber das Mädchen winkte ab. »Setz dich. Ruh dich aus. Du bist gerade erst hierher verlegt worden, nicht wahr?«
    Zögernd nickte Luce.
    »Bist du ganz allein von der Front gekommen?« Das Mädchen hörte für einen Moment mit dem Saubermachen auf, und als sie Luce ansah, traten Tränen des Mitgefühls in ihre haselnussbraunen Augen.
    Luce wollte antworten, aber ihr Mund war so trocken, dass sie nicht sprechen konnte. Wie hatte es so lange dauern können, bis sie erkannte, dass sie sich selbst ansah?
    »Ja«, brachte sie schließlich im Flüsterton heraus. »Ich war ganz allein.«
    Das Mädchen lächelte. »Nun, jetzt bist du es nicht mehr. Wir haben hier im Krankenhaus die nettesten Schwestern. Und die gut aussehendsten Patienten.« Sie wollte die Hand ausstrecken, aber dann schaute sie an sich herab und begriff, wie schmutzig sie war. »Ich bin Lucia.«
    Ich weiß, hätte Luce beinahe gesagt. »Ich bin …«
    Ihr Kopf war plötzlich ganz leer. Sie versuchte, sich einen Namen auszudenken, irgendeinen Namen, der funktionieren würde. »Ich bin Doree … Doria«, sagte sie schließlich. Beinahe der Name ihrer Mutter. »Weißt du – wo sie die Soldaten hinbringen, die hier drin waren?«
    »Oh-oh. Du hast dich doch nicht schon in einen von ihnen verliebt, oder?«, neckte Lucia sie. »Neue Patienten werden zur Voruntersuchung in den Ostflügel gebracht.«
    »Ostflügel«, wiederholte

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