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Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Titel: Engelsflammen: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Narbe.
    Für jeden anderen wäre sie kaum wahrnehmbar gewesen, aber Luce wusste, dass dies die Stelle war, aus der Daniels Flügel ragten. Sie küsste das Narbengewebe. Es war so hart, ihn hilflos in diesem Krankenhausbett liegen zu sehen, obwohl sie wusste, wozu er fähig war. Eingehüllt in seine Flügel verlor Luce immer alles andere aus dem Blick. Was hätte sie nicht gegeben, jetzt zu sehen, wie sie sich auseinanderfalteten, zu der gewaltigen weißen Pracht, die alles Licht aus einem Raum zu stehlen schien! Sie bettete den Kopf auf seine Schulter und die Narbe fühlte sich heiß an auf ihrer Haut.

    Ihr Kopf schoss hoch. Sie hatte nicht gemerkt, dass sie eingenickt war, bis die Trage, die auf ihrem Gestell quietschend über die ungleichmäßigen Dielenbretter im Flur rollte, sie jäh aufschrecken ließ.
    Wie spät war es? Sonnenlicht fiel durch das Fenster auf die weißen Laken auf den Betten. Sie drehte die Schulter und versuchte, einen Krampf zu lösen. Daniel schlief noch immer.
    Die Narbe über seiner Schulter sah im Morgenlicht weißer aus. Luce wollte auch die andere Seite sehen, die dazu passende Narbe, aber die steckte unter dem Verband. Zumindest schien die Wunde nicht mehr zu bluten.
    Die Tür wurde geöffnet und Luce fuhr hoch.
    Lucia stand in der Tür und hielt drei übereinandergestapelte Tabletts auf den Armen. »Oh! Du bist hier.« Sie klang überrascht. »Also hatten sie ihr Frühstück bereits?«
    Luce errötete und schüttelte den Kopf. »Ich – ehm …«
    »Ah.« Lucias Augen leuchteten auf. »Ich kenne diesen Blick. Dich hat es ja schlimm erwischt.« Sie stellte die Frühstückstabletts auf einen Wagen und trat neben Luce. »Keine Sorge, ich werde es nicht verraten – solange ich deine Wahl gutheiße.« Sie neigte den Kopf, um Daniel anzusehen, und starrte ihn lange Zeit unverwandt an. Sie bewegte sich nicht und atmete auch nicht.
    Luce, die spürte, dass die Augen des Mädchens sich weiteten, jetzt, da es Daniel zum ersten Mal sah, wusste sie nicht, was sie empfinden sollte. Mitleid. Neid. Trauer. All diese Gefühle bewegten sie.
    »Er ist himmlisch.« Lucia klang, als wäre sie den Tränen nahe. »Wie heißt er?«
    »Er heißt Daniel.«
    »Daniel«, wiederholte das jüngere Mädchen und ließ das Wort heilig klingen. »Eines Tages werde ich einen Mann wie ihn kennenlernen. Eines Tages werde ich sie alle verrückt machen. Genau wie du es tust, Doria.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Luce.
    »Da ist dieser andere Soldat, zwei Türen weiter den Flur runter?« Lucia sprach mit Luce, ohne Daniel auch nur für einen Moment aus den Augen zu lassen. »Du weißt schon, Giovanni?«
    Luce schüttelte den Kopf. Sie wusste es nicht.
    »Der, der gleich operiert wird – er fragt immer wieder nach dir.«
    »Giovanni.« Der Junge, der einen Bauchschuss hatte. »Es geht ihm gut?«
    »Sicher.« Lucia lächelte. »Ich werde ihm nicht verraten, dass du einen Freund hast.« Sie zwinkerte Luce zu und deutete auf die Frühstückstabletts. »Ich werde dir die Verteilung der Mahlzeiten überlassen«, erklärte sie auf dem Weg hinaus. »Kommst du später zu mir? Ich will alles über dich und Daniel hören. Die ganze Geschichte, in Ordnung?«
    »Klar«, log Luce, und ihre Schultern sackten ein wenig herunter. Wieder allein mit Daniel, war Luce nervös. Im Garten ihrer Eltern, nach der Schlacht mit den Outcasts, hatte Daniel so entsetzt gewirkt, als er sie durch den Verkünder treten sah. In Moskau ebenfalls. Wer wusste, was dieser Daniel tun würde, wenn er die Augen öffnete und herausfand, woher sie kam?
    Falls er die Augen jemals öffnete.
    Sie beugte sich wieder über sein Bett. Er würde die Augen doch öffnen, nicht wahr? Engel konnten nicht einfach sterben. Nur durch Sternenpfeile. Aber was, wenn … was, wenn sie, indem sie zurückgekehrt war, irgendetwas vermasselt hatte? Sie hatte einige Zurück-in-die-Zukunft- Filme gesehen, und einmal hatte sie im Naturkundekurs eine Prüfung über Quantenphysik bestanden. Was sie hier machte, brachte wahrscheinlich das Raum-Zeit-Kontinuum durcheinander. Und Steven Filmore, der Dämon, der an der Shoreline Hilfslehrer für Geisteswissenschaften war, hatte einmal etwas über die Veränderung der Vergangenheit gesagt.
    Sie wusste eigentlich nicht, was all das bedeutete, aber sie wusste durchaus, dass es sehr schlimm sein konnte. Dass man damit eine ganze Existenz auslöschen konnte. Oder vielleicht seinen Engelsfreund töten.
    Luce geriet in Panik. Sie packte Daniel an

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