Engelsfuerst
auf ein Treffen mit ihm eingelassen, nur um meine Ruhe zu haben. Was Petti mir
an dem Abend in Federicos Trattoria erzählt hat,
machte mich allerdings neugierig. Es ging um Unterschlagungen im großen Stil, an denen angeblich das
IOR beteiligt war. Petti meinte, er verfüge über diesbezügliche Insiderinformationen.«
»Er hatte einen Informanten in der Vatikanbank?«
hakte Donati nach.
»Entweder das, oder sein Informant hat sehr gute
Beziehungen zum IOR.«
»Also hat Petti dir nicht gesagt, wer der Informant
ist?«
Elena schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Petti mag
auf den Hund gekommen sein, aber er war noch immer Journalist genug, um zu wissen, daß man seine
Quelle niemals preisgibt, will man sie nicht zum Versiegen bringen. Außerdem hatte er wohl Angst, ich
könnte die Sache ohne ihn weiterverfolgen. Er wollte
die Story mit mir zusammen schreiben, und zwar für
den Messagero. «
»Obwohl er dort im hohen Bogen rausgeflogen
war?« wunderte sich Donati.
»Da komme ich ins Spiel«, sagte Laura. »Die Story
sollte Pettis Rückfahrkarte in den seriösen Journalismus sein. Er verlangte kein Geld dafür, sondern die
Rückkehr in die Redaktion des Messagero. «
»Das konnte ich natürlich nicht entscheiden«, ergänzte Elena. »Deshalb habe ich Laura informiert.«
Donati sah Laura an. »Und Sie haben zugestimmt?«
»Anfangs nicht. Im Gegenteil, ich habe Petti verflucht und Elena gesagt, sie solle den Kerl zum Teufel
schicken.«
»Was ich nicht getan habe«, fuhr Elena fort. »Petti
trat sehr bestimmt auf, und was er sagte, klang glaubwürdig. Ich habe gespürt, daß an seiner Geschichte
etwas dran war, und Laura beschworen, mich der Sache nachgehen zu lassen.«
»Womit ich mich schweren Herzens einverstanden
erklärt habe«, teilte Laura mit. »Eine weitere Ente von
Petti, und der Messagero wäre erledigt gewesen. Aber
Elena ist eine verflucht gute Journalistin, und sie kann
sehr überzeugend sein. Daher gab ich mein Okay, allerdings mit der Maßgabe, sie solle sehr vorsichtig
vorgehen.«
Alexander, der bis jetzt schweigend zugehört hatte,
sagte: »Was ich noch nicht ganz verstehe, Elena: Weshalb hat Petti dich mit ins Boot geholt? Wenn er den
Artikel allein geschrieben hätte, wäre das doch viel effektiver gewesen, um seinen Namen reinzuwaschen.«
»Nicht zwangsläufig«, wandte Laura ein. »Elena
hat sich in den letzten Jahren als Vatikanistin einen
Ruf erworben, der seinesgleichen sucht. Zusammen
mit ihr als Verfasser einer großen Enthüllungsstory
über die Vatikanbank genannt zu werden ist allein
schon eine Auszeichnung. Außerdem dürfte Petti
klargewesen sein, daß er bei mir Persona non grata
war. Als ich ihn rauswarf, habe ich Klartext mit ihm
gesprochen.«
Donati trommelte ungeduldig mit den Fingerkuppen auf der Tischplatte herum. »Kommen wir doch
auf die angebliche Unterschlagung im IOR zurück.
Was hat Petti darüber gewußt?«
Nachdem sie einen kurzen Blick mit Laura gewechselt hatte, sagte Elena: »Er hat mir eine wilde Geschichte über Kardinal Mandume erzählt, der vom Heiligen
Stuhl beauftragt worden war, die Geschäfte des IOR zu
überprüfen. Mandume ist vor wenigen Wochen gestorben, an einem Herzschlag, wie der Vatikan verlauten
ließ. Petti aber sprach von Mord; er behauptete, Mandume sei in seinem Büro verbrannt worden.«
Laura schnippte mit den Fingern und sah die beiden
Männer an. »Ihr habt das schon gewußt, nicht wahr?
So teilnahmslos, wie ihr die Sache aufnehmt, müßt ihr
es gewußt haben!«
Donati lächelte verhalten. »Sie sind eine gute Beobachterin, Laura. Stimmt, wir haben gestern im Vatikan
erfahren, daß Kardinal Mandume eines – sagen wir –
ungewöhnlichen Todes gestorben ist.«
Laura horchte auf. »Wer hat Ihnen das erzählt?«
Als Donati verlegen schwieg, sprang Alexander ein:
»Du weißt doch, daß ein guter Journalist seine Quelle
niemals preisgibt.«
»Gut pariert, d’Artagnan«, sagte Laura. »Lassen wir
also die Quelle außer acht und sprechen über das, was
sie hervorgebracht hat. Wie ist deinen« – sie blickte
Donati an – »beziehungsweise Ihren Informationen
nach der Kardinal gestorben?«
Donati beugte sich zu Laura vor. »Der Fall an sich
ist schon kompliziert genug, meinetwegen können wir
in dieser Runde das allgemeine Du einführen.«
»Einverstanden, aber Brüderschaft trinken wir später.«
»Ganz in Ruhe«, versprach Donati und berichtete
in kurzen Worten, was er und Alexander über Mandumes sogenannte
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