Engelsfuerst
beten!«
Alexander stellte den Fernseher leiser und sah Elena
an. »Wie geht es dem oder der Kleinen?«
»Im dritten Monat spürt man noch nichts, Alex. Übrigens wird es ein Er, das habe ich dir doch schon gesagt. Wäre es dir recht, wenn wir ihn Enrico nennen?«
Alexander nickte. »Ich hätte dich dasselbe gefragt.«
Für eine Weile herrschte Schweigen. Beide lauschten dem Gebet des Papstes und dachten an Enrico und
seinen Vater. Als Custos endete, sagte Elena: »Ich
weiß zwar noch nicht genau, was wir bringen dürfen
und was nicht, aber das wird eine Riesenstory für den Messagero . Die Krönung wäre natürlich, wenn wir
Emilio Pettis geheimnisvollen Informanten im Vatikan ausfindig machen könnten.«
»Da habe ich wenig Hoffnung. In dieser Beziehung
hat Emilio sich als Vollblutjournalist erwiesen; er hat
seine Quelle bis in den Tod hinein gedeckt.«
»Auch so wird es eine irre Geschichte. Schreiben
wir sie gemeinsam, Alex?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich war nie so
ein richtig guter Journalist. Jedesmal, wenn du mich
wegen eines Stücks kritisiert hast, hatte das seine Berechtigung. Ich wollte es nur nicht wahrhaben. Wenn
ich in diesem Beruf bleibe, fange ich womöglich auch
noch an, irgendwelche Marienstatuen mit Ochsenblut
zu bepinseln. Aber deine Texte werde ich mit großem
Interesse lesen, schließlich kann man den Messagero auch in der Schweiz kaufen.«
»In der Schweiz? Was soll das heißen?«
»Meine Zeit in Rom ist zu Ende, Elena. Ich bin kein
Schweizergardist mehr, und ich bin auch kein guter
Vatikanist. Und privat, nun, das habe ich gründlich
vergeigt. Aber ich muß ja irgendwie Geld verdienen.
Ich schätze, in ungefähr sechs Monaten wirst du auf
regelmäßige Unterhaltszahlungen warten. Als Polizist
wäre ich vielleicht nicht schlecht. Stelvio hat mir
schon mehrmals angeboten, für ihn zu arbeiten.«
»Dann nimm das Angebot an!«
»Nein, das werde ich nicht tun. Als ich nach Rom
kam, damals, als junger Gardist, war es ein großes
Abenteuer für mich. Jetzt ist es ein Ort voller trauriger Erinnerungen – an meinen Vater, meinen Onkel
Heinrich, meine Tante Juliette. Und an Enrico. So viele, die gestorben sind. Ich möchte nicht ständig damit
leben. Und auch nicht mit dem Gedanken an uns, was
hätte sein können, wenn ich nicht …« Er brach ab und
sagte nach einer kurzen Pause: »Es ist einfach besser
so, Elena, glaub mir! Ehemalige Gardisten sind in der
Schweiz bei Polizei und Sicherheitsunternehmen sehr
gefragt. Vielleicht mache ich noch Karriere, wer weiß?
Sobald ich dort eine Adresse habe, werde ich dich benachrichtigen.« Er stand auf, wie um sich zu verabschieden. »Gibt es sonst noch etwas zu klären?«
»Allerdings«, sagte Elena mit einem Nachdruck,
der ihn überraschte. »Willst du etwa eine Wohnung
suchen, ohne daß ich dabei mitreden darf?«
»Mitreden? Aber warum?«
»Jetzt hör mir mal zu, Alexander Rosin! Ich bin in
einem Heim aufgewachsen, und diese Erfahrung gönne ich keinem Kind. Ein Kind sollte bei seinen Eltern
sein, am besten bei beiden. Außerdem stelle ich mir
die Schweiz für die Zeit meines Mutterschaftsurlaubs
ganz reizvoll vor. Seen, Berge, Kühe, frische Milch
und frische Luft, halt alles, was ein Kind so braucht.
Aber ich habe gehört, Ausländer dürfen nicht so ohne
weiteres in der Schweiz leben. Stimmt das?«
»Ja, aber …«
»Dann ist die Sache klar«, fuhr Elena fort. »Du
wirst mich gefälligst einbürgern, damit der kleine Enrico bei Mutter und Vater aufwachsen kann.«
»Einbürgern?«
Sie streckte die Arme aus und zog ihn zu sich heran.
»Ihr Schweizer seid manchmal ein wenig schwer von
Begriff, kann das sein? Wie nennt ihr es denn, wenn
ein Mann aus der Mutter seines Kindes eine ehrbare
Frau macht?«
Glücklich sagte Alexander, bevor er Elena küßte:
»Wir nennen es heiraten.«
N
ACHBEMERKUNGEN DES AUTORS
N
ach »Engelspapst« und »Engelsfluch« ist »Engelsfürst« mein dritter Roman über die Abenteuer des (ehemaligen) Schweizergardisten Alexander
Rosin und der Vatikanjournalistin Elena Vida. Der
richtige Zeitpunkt also, um allen, die meine Vatikangeschichten mit Interesse verfolgt und mir teilweise auch
wertvolle Anregungen vermittelt haben, meinen Dank
auszusprechen. Einige möchte ich namentlich erwähnen.
Zunächst meinen Agenten Roman Hocke und seine
Frau Andrea, warmherzige und gastfreundliche Menschen, wie man sie selten findet; Rom und Italien ohne
sie kann ich mir gar nicht vorstellen. Ein
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