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Engelsfuerst

Engelsfuerst

Titel: Engelsfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Selbstverbrennung erfahren hatten.
Allerdings ließ er unerwähnt, daß Mandume ein Engelssohn gewesen war.
»Das wird ja immer phantastischer!« rief Laura.
»Selbstverbrennung eines Kardinals! Wie sollen die
Leute uns das nach dem Wunder von Genzano abkaufen?«
»Erst mal gar nicht«, sagte Donati. »Vergiß unsere
Abmachung nicht!«
Donati und Laura lieferten sich ein stilles BlickDuell, doch dann lächelten sie einander an.
»Schlagen wir einmal den Bogen von Mandume zu
Monsignore Picardi, unserem zweiten Toten innerhalb weniger Wochen, der eine hochrangige Position
im Vatikan bekleidet hat«, brachte Alexander das Gespräch aufs eigentliche Thema zurück. »Hat Petti eine
Verbindung zwischen den beiden gesehen?«
»Indirekt«, antwortete Elena. »Petti wußte, wie ich
auch, daß Picardi bei der Überprüfung der IORGeschäfte mit Mandume zusammengearbeitet hat.
Nach diesem Gespräch mit Petti und nachdem Laura
grünes Licht gegeben hatte, habe ich beim IOR um
ein Interview mit Picardi nachgesucht.«
»Und es bekommen«, grollte Donati. »Was du uns
nicht hättest verschweigen sollen!«
»Das war dumm von mir, ich weiß«, seufzte Elena.
»Schon gut, was hat Picardi dir erzählt?«
»Viel und nichts. Es war das allgemeine Geschwafel
über die wichtige Funktion der Vatikanbank zur Absicherung der Finanzgeschäfte des Vatikans und anderer religiöser Organisationen. Ich hatte allerdings bei
meiner Interview-Anfrage nicht erwähnt, daß es mir
um ein spezielles Thema ging, weil ich sonst das Interview vielleicht nie bekommen hätte. Als ich während unseres Gesprächs Kardinal Mandumes Tod erwähnte, wirkte Picardi überrascht und pikiert. Aber er
fing sich schnell und tat die Vermutung, Mandume
könne keines natürlichen Todes gestorben sein, als
Gerücht ab, hervorgebracht von einer skrupellosen
Sensationspresse, wie er sich ausdrückte. Als ich dann
auch noch nach unterschlagenen Geldern im IOR gefragt habe, war das Gespräch schnell beendet.«
»Hattest du den Eindruck, daß Picardi dir Fakten
vorenthält?« fragte Alexander.
»Er hat gemauert, aber ich hätte nicht sagen können, ob aus konkretem Anlaß oder rein gewohnheitsmäßig. Der Vatikan und seine Institutionen sind nun
mal nicht für eine offensive Informationspolitik bekannt, was die Sache für uns Vatikanisten andererseits
erst reizvoll macht. Ich konnte Picardi nicht so recht
einordnen, bis er mich vorgestern abend anrief. Er
klang am Telefon sehr erregt, um nicht zu sagen verängstigt. Der seltsame Treffpunkt draußen bei
Sant’Anna hat mich vollends davon überzeugt, daß er
wichtige Informationen hatte – aber auch gewichtige
Gründe, Vorsicht walten zu lassen.«
»Zumindest letzteres hat sein Tod bewiesen«, meinte Laura. »Und da jetzt auch noch Petti tot ist und wir
seine Quelle im Vatikan vielleicht niemals finden werden, ist die ganze Enthüllungsstory so wacklig wie ein
Kartenhaus im Herbststurm. Wenn ich das richtig sehe, haben wir keinen einzigen vernünftigen Hinweis.«
Jetzt war es an Alexander, einen schnellen Blick mit
Donati zu wechseln und sich dessen Einverständnisses
zu vergewissern.
»Einen Hinweis haben wir, wenn auch einen recht
vagen. Bevor Petti starb, hat er etwas von einem Bischof in den Bergen gesagt.«
»Welcher Bischof in welchen Bergen?« fragte Elena.
»Wenn ich das wüßte, hätte ich nicht von einem recht vagen Hinweis gesprochen.«
Laura sah Elena und Alexander an. »Gute Journalisten sind dazu da, aus einem vagen Hinweis einen
konkreten zu machen. Könntet ihr beiden euch zusammenraufen, um dieser Sache nachzugehen? Als
Team seid ihr, wie ich weiß, unschlagbar.«
»Ich bin dabei«, sagte Alexander mit durchaus gemischten Gefühlen.
Elena nahe zu sein konnte eine zweite Chance bedeuten, aber es konnte auch sehr qualvoll werden.
Elena schien ähnlich zu denken, denn erst nach geraumer Zeit murmelte sie ein verhaltenes »Meinetwegen«.
»Schön!« Laura klatschte erfreut in die Hände und
drehte sich zu Donati um. »Und was tun wir beide
währenddessen?«
Donatis Mundwinkel zuckten spitzbübisch, bevor
er antwortete: »Da wird uns schon was einfallen.«
20
San Gervasio

U
    m ihn her war Dunkelheit. Und Stille, die nur
hin und wieder von einem leisen Plitschen unterbrochen wurde. Irgendwo an der Decke seines unterirdischen Kerkers sammelte sich Wasser, und in regelmäßigen Abständen von ziemlich genau hundert
Sekunden lösten sich einzelne Tropfen. Enrico hatte
die Sekunden

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