Engelsfuerst
Alexander genossen hatte.
»Was muß man tun, um an so eine Wohnung zu
kommen, Signor Donati, Bestechung oder Mord?«
fragte sie.
»Sagen Sie bitte Stelvio zu mir, dann komme ich
mir fünf Jahre jünger vor. Was die Wohnung betrifft,
so ist es mir fast peinlich, aber es ist eine Dienstwohnung für Staatsdiener in leitenden Positionen. Sie
wurde mir quasi aufgedrängt, als ich die Leitung der
neuen Fahndungs- und Koordinationsstelle übernommen habe. Groß dagegen gewehrt habe ich mich
allerdings auch nicht. Ich zahle eine normale Miete –
normal für meine Verhältnisse, aber dieser Lage natürlich nicht angemessen. Auf dem freien Wohnungsmarkt wäre das wohl nur etwas für Filmproduzenten
und andere Millionäre.«
»So geht der Staat also mit unseren Steuergeldern
um«, seufzte Laura.
Donati erhob drohend den Zeigefinger und sagte
grinsend: »Wehe, ich lese demnächst etwas darüber im Messagero ! Dann streite ich alles ab und behaupte das
Gegenteil.«
Laura lachte. »Was meinen Sie, wie viele Faxe, EMails und Anrufe mit solchen Drohungen ich jeden
Tag kriege, Stelvio? Ohne eine satte Bestechung können Sie mich nicht erweichen.«
»Hm, eine Bestechung also. Und an was hatten Sie
da gedacht?«
Die Chefredakteurin des Messagero di Roma ließ
ihren Blick über den gedeckten Tisch und die Fensterfront mit dem Blick aufs Forum Romanum schweifen.
»Ein gelegentliches Frühstück oder auch ein Abendessen in diesem Ambiente wären kein schlechter Anfang.«
»Darüber läßt sich reden«, sagte Donati und bat
seine Gäste zu Tisch.
Auch während des Frühstücks gingen Donati und
Laura in einer Weise miteinander um, die keinen
Zweifel daran zuließ, daß da zwei Menschen Gefallen
aneinander gefunden hatten. Wenigstens zwei, dachte
Alexander und sah zu Elena hinüber, die ihn die meiste Zeit ignorierte.
Als der Hunger allseits gestillt war, lenkte Donati
das Gespräch auf den Grund ihres Treffens und erkundigte sich nach Emilio Petti.
Lauras eben noch fröhliche Stimme nahm einen
sachlichen Tonfall an. »Bevor wir über Petti reden,
sollten wir noch ein paar Punkte klären. Der Messagero ist kein Hilfsorgan der Polizei, sondern eine Zeitung, die darauf angewiesen ist, Auflage zu machen.
Wie sieht es mit einer Gegenleistung aus, wenn wir
hier Informationen liefern sollen?«
»Was immer wir in dieser Sache herausfinden, Sie
kriegen es vorab«, sagte Donati. »Vor jedem anderen
Blatt und jedem Sender. Dafür müssen Sie versprechen, sich mit allen Veröffentlichungen zurückzuhalten, bis ich sie freigegeben habe.«
»Und wenn ich das nicht verspreche?« fragte Laura.
Donati setzte ein Pokerface auf. »In dem Fall wäre
der berufliche Teil unserer Unterhaltung jetzt beendet.«
»Also gut, einverstanden, Stelvio. Schließlich will
ich mich nicht um den Vorzug bringen, mal wieder
hierher eingeladen zu werden.«
»Das hätten Sie in keinem Fall getan.« Donati
schenkte allen Orangensaft nach. »Nun, wie geht die
Geschichte von Emilio Petti?«
»Es ist die Geschichte eines Mannes, der einen großen Fehler begangen hat und dafür büßen mußte«,
sagte Elena, und Alexander zuckte zusammen. »Du
kennst vermutlich die traurige Story, die als sogenanntes Wunder von Genzano durch die Medien gegangen
ist und den Messagero dem öffentlichen Spott ausgesetzt hat.«
Donati nickte. »Ist mir bekannt.«
»Eine Dummheit von Emilio Petti, eine schwerwiegende«, fuhr Elena fort. »Er kann noch von Glück sagen, daß Laura ihn nur vor die Tür gesetzt und nicht
verklagt hat.«
Laura winkte ab. »Das hätte uns nichts gebracht
außer noch mehr negativen Schlagzeilen.«
»Mag sein«, sagte Elena leise und wandte sich wieder Donati zu. »Bei seriösen Redaktionen war Pettis
Name daraufhin so verschrien wie vor über hundert
Jahren der von Jack the Ripper bei Londons Prostituierten. Er konnte Geschichten nur noch an Schmierblätter verkaufen, die in die unterste journalistische
Kategorie gehören, falls man da überhaupt von Journalismus sprechen kann. Nichts, womit man einen
ramponierten Ruf jemals aufbessern könnte. Und
auch nichts, um großartig Geld zu verdienen. Das
Angebot an schlechten Texten ist einfach zu groß. Um
so überraschter war ich, als Petti vor fünf Tagen bei
mir anrief und mich unbedingt sprechen wollte. Ich
hatte ehrlich gesagt die Nase voll von ihm und habe,
als er sich nicht abwimmeln ließ, einfach den Hörer
aufgelegt. Aber er hat immer wieder angerufen, und
schließlich habe ich mich
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