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Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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hinaus. Zurück blieb ein verdutzter Haufen Studenten, sowie eine Professorin, auf deren Gesicht ein kleines wissendes Lächeln lag.
    „Martin.“ Mit einer Bewegung ihrer zierlichen Hand winkte sie einen der Studenten heran. Eifrig, so dass seine langen Haare hinter ihm herflogen, eilte ein junger Mann auf sie zu. Aufmerksam beugte er sich herunter, so dass Professor Jugan ihm etwas ins Ohr flüstern konnte. Dabei steckte sie ihm eine kleine Karte zu. Mit einem fragenden, fast gekränkten Blick sah er sie an.
    „Mach schon.“ Ihr Gesicht war hart und zeigte keinerlei Regung.
    Sofort drehte sich der junge Mann um und lief Ángel hinterher.

5.
    5.
     
    Ángel eilte durch die Gänge zu dem Büro, in dem sich die Zahlstelle befand. Im Gehen ordnete er seine Kleidung und strich sich fahrig die Haare aus dem Gesicht. Er würde sich jetzt zusammenreißen, das Geld holen, und sich dann nie wieder hier blicken lassen. Er hatte geahnt, dass die Kunstakademie nicht das Richtige für ihn war, dass ihn eine Begegnung mit Menschen, die seinen Nachnamen kannten, aber so mitnehmen würde, hatte er nicht erwartet. Ohne anzuklopfen trat er ein und schob der Frau hinter dem Tresen das unterschriebene Formular entgegen.
    „Die Stunde ist noch nicht vorbei“, sagte sie mit einem strengen Blick auf ihre Armbanduhr.
    „Wir waren eben eher fertig. Außerdem ist Professor Jugans Unterschrift doch drauf, wo liegt das Problem?“
    Ángel zitterte innerlich. Wenn diese Frau jetzt auch noch Probleme machen sollte, würde er auf die verfluchten einundzwanzig Euro verzichten und einfach verschwinden. Geld hin oder her, dieses ganze Theater war es ihm nicht wert. Eigentlich wollte er sowieso nur noch von hier weg. Diese Menschen, dieses Gebäude, alles ging ihm auf die Nerven.
    „Zahlen Sie ihm das Honorar aus“, erklang eine Stimme von der Tür. „Ich komme gerade von Professor Jugan. Es ist in Ordnung.“
    Ángel drehte sich um und sah sich einem jungen Mann gegenüber, dessen schwarz gefärbtes Haar über die Hälfte seines Rückens reichte. Die Frau zählte das Geld ab und schob es Ángel hin. „Bitte schön, hier brauche ich noch eine Unterschrift von Ihnen.“
    Schnell schmierte Ángel seinen Namenszug und drehte sich um. Jetzt nur noch raus, schoss es durch seinen Kopf. Doch als er auf den Flur stürmen wollte, griff der Schwarzhaarige nach seinem Oberarm. „Warte.“
    Ángel drehte sich argwöhnisch um. „Äh, danke für deine Hilfe, aber ich muss jetzt weg.“
    „Ich habe etwas für dich.“ Die Finger des Anderen umklammerten noch immer seinen Arm.
    Ángel sah erst auf dessen Hand, dann in sein Gesicht. „Was?“, fragte er mit mühsam unterdrückter Aggression.
    Sofort ließ der Andere die Hand sinken und streckte ihm eine Visitenkarte entgegen. Instinktiv griff Ángel danach. Der Name „Valerie Jugan“ sowie eine Telefonnummer prangten auf dem reliefartigen Papier.
    „Professor Jugan möchte, dass du sie anrufst.“
    „Wozu?“, fragte Ángel misstrauisch.
    Der andere zuckte mit der Schulter und hob sein Kinn hoch, so dass er Ángel von oben herab betrachten konnte. „Fotos. Kunstfotos. Sie sucht regelmäßig nach Modellen. Bild dir aber nur nichts darauf ein“, setzte er schnell nach. „Das macht sie oft. Du bist nicht der Einzige.“
    Ángel starrte auf das Kärtchen. Warum sollte er sie anrufen? Er wollte mit diesen Leuten aus der Kunstszene nichts zu tun haben.
    Der Schwarzhaarige schien diese Ablehnung zu spüren. „Ruf sie an. Bei so einer Session kannst du echt ne Menge Kohle verdienen. Da sind das, was du hier bekommst“, er machte eine Geste, die das gesamte Gebäude zu umfassen schien, „lausige Peanuts.“ Dann, als hätte er schon zu viel gesagt, drehte er sich auf dem Absatz um und lief hinaus. Sein Haar wehte wie eine schwarze Fahne hinter ihm her.
    Ángel stand verdutzt da und wusste nicht, was er von all dem halten sollte.

6.
    6.
     
    Am Abend saßen Wolfgang und Ángel in dem kleinen Zimmer bei zwei Tiefkühlpizzas und einer Flasche Rotwein, die Ángel stolz von seinem ersten selbstverdienten Geld gekauft hatte.
    „Du wirst dir diese Chance doch nicht entgehen lassen“, sagte Wolfgang und goss ihre Gläser erneut voll.
    „Ich weiß nicht so recht. Diese Frau, Professor Jugan, ist irgendwie …“, er zögerte und suchte nach dem richtigen Wort.
    „Intellektuell?“, half Wolfgang nach.
    Ángel lachte. „Nein, ich wollte eher ‚seltsam’ sagen. Du müsstest sie mal erleben. Ich weiß

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