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Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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hier bot, war fantastisch. In ihren kühnsten Träumen hatte sie so etwas nicht erhofft. Er stellte all die professionellen Jungs und Männer, deren sie sich oftmals bediente, in den Schatten. Vielleicht sollte sie ihn heute dabehalten … Aber nein, er war ja erst siebzehn … Obwohl… Valeries Lippen kräuselten sich anzüglich bei diesen Gedanken …
    „Du spürst den anderen Körper hinter dir, spürst den heißen Atem an deinem Hals“, sagte sie und trat dicht an die Wand, um sein Profil besser erfassen zu können.
    „ ... flüstert dir Dinge ins Ohr …“ - Ich krieg dich, mein Schöne r
    Ángel zuckte bei den Worten zusammen. Ein ihm nur zu bekannter, Übelkeit erregender Geruch nach After Shave und Terpentin stach ihm in die Nase.
    „Du genießt es“, hauchte Valerie, die nicht bemerkte, dass Ángel sein Tun unterbrochen hatte. Sie war völlig auf sein Gesicht konzentriert, auf dieses junge, makellose Gesicht, das sie für alle Ewigkeit einfangen wollte.
    „Es ist wundervoll …“ - Ich werde dich auseinandernehmen, Stück für Stück, hallte eine nur zu bekannte Stimme durch Ángels Kopf. Er riss die Augen auf. Sein Blick starrte ins Leere, während seine Pupillen winzig waren, wie schwarze Stecknadelköpfe.
    Valerie fotografierte unbeirrt weiter. Sie bemerkte die dramatische Veränderung nicht, beziehungsweise schenkte ihr nicht die nötige Aufmerksamkeit. Sie war fasziniert, von Ángels Mimik, von dessen Intensität. Sie wollte den kreativen Fluss auf keinen Fall unterbrechen. Die Bilder, die er gerade ablieferte, waren unbezahlbar.
    Ihre Stimme war heißer, als sie alles auf eine Karte setzte und flüsterte: „Nun dringt er sanft in dich ein …“ - Ich wollte dich schon immer ficken …
    Valerie war auf alle möglichen Reaktionen gefasst, doch die, die Ángel ihr jetzt zeigte, sprengte ihre gesamte Vorstellungskraft. Gebannt beobachtete sie, wie sich sein jugendlicher Körper aufbäumte. Jeder Muskel war angespannt, die Sehnen traten an seinem Hals hervor, als ein markerschütternder Schrei aus ihm herausbrach. In Zeitlupe rutschte er an der Wand herab, während eine einzelne Tränen über sein Gesicht lief. Er rollte sich auf dem Boden zusammen, die Arme schützend um seinen Kopf geschlungen. Ein lang gezogenes, herzergreifendes Wimmern setzte ein und erschütterte seinen Körper.
    Valerie hatte noch Fotos gemacht, als der erste Schrei erklang, doch dann war ihr die Kamera aus den erstarrten Händen geglitten. Hilflos stand sie da und sah auf den zusammengekrümmt liegenden Jungen herunter.
    Was geschah hier gerade? Sie war sich absolut keiner Schuld bewusst.
    „Ángel? Was ist? Sag doch etwas!“ Ihre Hände flogen wie rastlose Vögelchen hin und her, strichen sein Haar zurück, tätschelten seine Schulter, legten sich verzweifelt auf den Mund ihrer Besitzerin. Dann stand sie auf, rannte mehrere Male auf und ab, bevor sie sich entschließen konnte, was sie tun musste. Sie lief in den Flur und griff nach ihrem Handy.
    „Dr. Heyenberg? Hier ist Valerie Jugan. Ich brauche ihre Hilfe.“ Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. Ihr Blick tastete unentwegt den zitternden, am Boden liegenden Jungen ab.
    „Ich weiß auch nicht, wieso das passiert ist. Wir haben nur Fotos gemacht, da ist er mir einfach zusammengeklappt. – Nein, er ist nicht ohnmächtig. Es sieht eher nach einem Nervenzusammenbruch aus. – Gut, werde ich machen – Bitte beeilen Sie sich. Bis gleich.“ Sie legte ihr Handy weg und rannte in die Küche. Mit einem Glas Wasser kam sie zurück und stellte es neben Ángel ab. Dann holte sie eine Decke und breitete sie über seinem bebenden Körper aus.
    „Ángel, trink das.“ Sie hielt ihm das Glas hin, doch er reagierte nicht auf ihre Worte. Noch immer starrte er mit weit aufgerissenen Augen auf einen unsichtbaren Punkt vor sich. Valerie setzte sich neben ihn und begann abwesend über seinen Rücken zu streichen. Dabei fiel ihr Blick auf die am Boden liegende Kamera. Hoffentlich war sie bei dem Fall nicht kaputt gegangen. Falls doch, waren vielleicht die Fotos wenigstens noch zu retten? Sie spürte den Drang, nach der Kamera zu greifen. Nur mit Mühe konnte sie ihn unterdrückten.
    Was fiel ihr ein, jetzt an die Fotos zu denken? Der Junge brauchte ihren Beistand. Doch was konnte sie schon tun? Der Arzt war auf dem Weg. Sie hatte doch ihr möglichstes getan. Was konnte sie denn noch machen? Sie hatte keine Ahnung von so etwas ...
    Wie von selbst griff ihre Hand den Fotoapparat,

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