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Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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hätte er Schluckauf. „Sag’s ihm nicht.“
    „Keine Sorge, was soll er schon mit der Info anfangen“, antwortete Wolfgang zittrig und sah Gabriel mit einem Blick an, der trotzig wirken sollte, seine Furchtsamkeit jedoch noch greifbarer werden ließ. „Gitarrist. Ich bin Gitarrist.“ Seine Stimme bebte.
    Das Grinsen auf Gabriels Gesicht wurde noch breiter. „Wie schön, da hab ich doch noch ein Andenken für dich.“ Mit einer schnellen Bewegung trat er Wolfgang gegen die Beine. Mit einem überraschten Aufschrei fiel dieser auf Hände und Knie. Sofort stand Gabriel über ihm und setzte seinen Fuß auf eine von Wolfgangs Händen. Langsam verlagerte van Campen sein Gewicht. Ein trockenes Knirschen erklang, bei dem Wolfgang zwischen zusammengepressten Lippen aufstöhnte. Von einer Sekunde zur anderen nahm sein Gesicht eine leichenblasse Färbung an.
    „So, jetzt lass ich euch in Frieden. Nur schade, dass ihr nun Probleme beim Händchenhalten haben werdet. Aber ihr findet sicher andere Möglichkeiten, so wie ich euch einschätze.“
    Mit einem angedeuteten Gruß, drehte er sich um. „Wir sehen uns“, waren seine letzten Worte. Dann verschwand er aus dem Leben seines Sohnes.

57.
    57.
     
    „Herr van Campen … bitte warten Sie.“ Martin hatte Gabriel van Campen überall gesucht. Er sah ihn erst, als sich dieser schon den Weg Richtung Ausgang bahnte. „Herr van Campen“, keuchte er atemlos und griff, als dieser nicht reagierte, nach seinem Jackett. „Bitte, ich muss Sie sprechen.“
    Langsam drehte sich Van Campen um und musterte Martin von oben bis unten. „Ich hab keine Zeit.“
    „Nur einen Moment. Ich bin ein großer Bewunderer Ihrer Kunst.“ Und in der Tat wirkte Martin wie ein Fan, der seinem Idol gleich einen Notizblock für das Autogramm entgegenstrecken würde.
    „Sehr schön, Sie haben eindeutig Geschmack, junger Mann“, sagte van Campen und wendete sich wieder zum Gehen.
    „Herr van Campern, ich habe eine Bitte an Sie.“
    „Ich gebe keine Autogramme“, antwortete van Campen, und trat auf die Straße hinaus. Martin stolperte hinterher.
    „Nein, kein Autogramm. Es geht um Ihren Sohn. Könnten Sie ihm bitte sein Zeugnis zuschicken. Ich gebe Ihnen meine Adresse.“ Martin bemerkte nicht, wie sich van Campens Gesicht bei diesen Worten verdunkelte.
    „Mein Sohn braucht sein Zeugnis?“
    „Ja, wussten Sie, dass er ein wunderbares Talent besitzt?“
    „Klar, weiß ich das. Er ist eine fantastische Fickmaschine. Ich habe es gerade ausprobiert.“
    Das teuflische Grinsen, das sich auf van Campens Gesicht ausbreitete, ließ Martin mitten in der Bewegung erfrieren. „Was?“ Er glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können. „Was haben Sie gerade gesagt?“
    „Ich sage, ich werde jetzt nach Hause gehen und die Zeugnisse gleich raussuchen. Das mache ich doch für meinen Sohn, wenn es so wichtig für ihn ist.“
    „Da… danke“, stotterte Martin. Er musste sich wirklich gerade eben verhört haben. Seine überreizten Sinne hatten ihm gerade noch etwas ganz anderes vorgegaukelt. Er sollte wirklich auf Ángel hören und nicht nur von den Drogen, sondern auch vom Alkohol mehr Abstand nehmen. Doch als van Campen weiter sprach, hatte er augenblicklich wieder das Gefühl, im falschen Film zu sein.
    „Ich werde die Zeugnisse raussuchen und sie zum Anzünden meines Kamins benutzen, nachdem ich mit ihnen das Klo geputzt habe. Und richte ihm aus, dass ich noch lange nicht mit ihm fertig bin. Heute hat er nur einen Vorgeschmack davon erhalten, was noch auf ihn wartet. Auf Wiedersehen.“
    Wie vom Donner gerührt stand Martin da, und sah dem Vater seines Freundes hinterher, der seelenruhig über die Straße lief, einen Strafzettel von der Wundschutzscheibe seines Wagens pflückte und fallen ließ, als wäre es ein vertrocknetes Blatt. Dann fuhr er mit durchdrehenden Reifen los.
    Martin konnte nicht glauben, was er doch gerade mit eigenen Ohren gehört hatte. Während Empörung über ihm zusammenschlug, machte er sich auf die Suche nach Ángel, inständig hoffend, dass dieser seinem Vater heute Abend nicht über den Weg gelaufen war.

58.
    58.
     
    Als Martin wutentbrannt in die Ausstellungshalle zurück stürmte, kamen ihm Wolfgang und Ángel gerade entgegen. Wolfgang hielt sich die linke Hand, an der die Fingerknöchel allmählich anschwollen. Ángel schien von seiner Umgebung nichts wahrzunehmen. Er lief mit leerem Blick wie ein Schlafwandler neben Wolfgang her, der ihn leicht am Ellbogen

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