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Engelsgrab

Engelsgrab

Titel: Engelsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Ramsay
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Schreibtisch hinterlassen hatte. In kaum leserlicher Schrift standen darauf der Name des Taxiunternehmens und des Fahrers, der Sophie abends aus dem Beacon abgeholt hatte. Mit dem Fahrer hatte Harvey schon gesprochen. Der Mann wusste nur, dass er das Mädchen im Zentrum von Whitley Bay herausgelassen hatte, an mehr erinnerte er sich nicht. Was auch bedeutete, dass sie von dort aus in einen der zahlreichen Pubs ringsum gegangen sein konnte. The Bedroom hätte am nächsten gelegen, aber wie abgestumpft musste eine Fünfzehnjährige sein, wenn sie sich spätabends in dieses üble Säuferloch wagte?
    Auch diese fehlenden letzten Stunden in Sophies Leben lagen Brady im Magen. Als er Gates darauf hingewiesen hatte, war er ungehalten abgewimmelt worden. Der DCI interessierte sich lediglich für ihre allerletzte Stunde, und deren Verlauf stand für ihn fest. Für Gates war der Fall abgeschlossen und damit ein weiterer Meilenstein auf seinem Weg nach oben geschafft.
    Brady ließ Ellisons Aussage noch einmal Revue passieren. Ein ums andere Mal hatte er beteuert, Sophie nicht ermordet zu haben. Aber was hieß das schon? Brady hatte Mörder erlebt, die das Blut ihres Opfers an den Händen hatten und dennoch auf ihre Unschuld pochten.
    Und doch war da etwas, das an ihm nagte und ihm keine Ruhe ließ, als gäbe es irgendwo ein loses Ende oder ein Detail, das er übersehen hatte. Lag es daran, dass Matthews sich nicht gemeldet hatte, obwohl er inzwischen wissen dürfte, dass Ellison wegen des Mordes an Sophie verhaftet worden war?
    Mit einem Seufzer knüllte Brady den Zettel zusammen und warf ihn in den Papierkorb. Er war einfach übermüdet, und deshalb sah er offenbar Gespenster.
    Gates hatte recht: Der Fall war erledigt.
    Er zog sein Telefon heraus, drückte eine Nummer und wartete mit angehaltenem Atem.
    »Hallo«, sagte Claudia.
    »Ich bin’s.«
    »Hör auf damit, Jack. Ich habe dir nichts mehr zu sagen.«
    Im Hintergrund konnte er Gläser klirren hören.
    »Wo bist du?«
    »Das geht dich nichts an, nicht mehr.«
    Brady hörte eine Männerstimme, die er erkannte: Michael Travers. Mistkerl, dachte er.
    »Claudia«, begann er noch einmal.
    »Tut mir leid, Jack, aber jetzt passt es wirklich nicht.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Was soll das heißen?«
    »Nichts. Vergiss einfach, dass ich angerufen habe.«
    »Nichts leichter als das.«
    Ehe sie auflegte, hörte Brady Michael Travers im Hintergrund lachen.
    Brady stand an der Theke und sah zu den Tischen hinüber, an denen die Mitglieder seines Teams saßen und tranken. Zu einigen der Gesichter fehlten ihm noch immer die Namen, aber das waren die Leute aus den benachbarten Revieren, die ohnehin am nächsten Tag wieder dorthin zurückkehren würden – einschließlich DS Adamson.
    Harvey stand auf und kam zu ihm. »Willst du dich nicht zu uns setzen?«
    »Ich würde euch nur die Stimmung verderben.«
    »Und warum? Machst du dir noch immer Gedanken wegen Matthews?« Harvey stellte sein leeres Bierglas auf die Theke und gab der Bardame ein Zeichen. »Das Gleiche noch mal, Schätzchen. Und eins für Jack.«
    Sie nickte und begann, zwei Gläser zu füllen.
    »Ich muss Jimmy unbedingt finden«, sagte Brady.
    »Ich habe dir alles gesagt, was ich weiß.« Harvey zuckte die Achseln. »Kann sein, dass seine Nutte in North Shields wohnt. Ich meine, sie hätte so etwas gesagt. Aber hilft dir das?«
    Nicht im Geringsten, dachte Brady, nicht in einer so ausgedehnten Gegend wie North Shields.
    »Trink was«, ermunterte ihn Harvey und reichte ihm ein Glas. »Du siehst aus, als wäre dein Hund gestorben.«
    Brady trank einen Schluck. »Ich möchte nur sichergehen, dass mit Jimmy alles in Ordnung ist. Es gibt ein Gerücht, dass Madley hinter ihm her ist, und du weißt, was das bedeutet.«
    »Na dann, gute Nacht«, entgegnete Harvey. »Warum hast du mir das nicht früher gesagt?«
    »Weil es niemand wissen soll. Und weil Jimmy glaubt, dass er die Angelegenheit allein regeln kann.«
    »Was für ein Spinner«, meinte Harvey kopfschüttelnd. »Was hat er Madley denn getan?«
    »Wenn ich das wüsste.«
    Brady leerte sein Glas. Er war todmüde. Viel zu müde, um noch einen klaren Gedanken fassen zu können. Er brauchte ein paar harte Drinks und dann mindestens zwölf Stunden Schlaf. Danach würde die Welt vielleicht wieder anders aussehen.
    »Erzähl es niemandem«, bat er Harvey. »Jimmy kommt schon zurecht. Er wird auch mit Madley fertigwerden. Was soll der ihm auch tun? Selbst Madley wird sich nicht

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