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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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nicht, ob er Abscheu empfinden sollte oder Mitleid für diesen Mann, dem die Illusion von Göttlichkeit so sehr zu Kopf gestiegen war, dass er keine Fragen stellen wollte.
    „Ich will einen Namen“, sagte er. „Wer hat euch eure Anweisungen gegeben?“
    „Dr. Arnolds ist der Forschungsleiter“, stammelte Charles. „Er spricht direkt mit dem Boss.“
    „Und wer ist der Boss?“
    „Mister Amaryllis.“
    „Wie bitte?“ Violet, die bislang nur auf der Werkbank gesessen und zugehört hatte, richtete sich auf. „Was haben Sie gesagt?“
    „Mister Amaryllis.“ Charles’ Stimme wurde leiser. „Er lässt sich nicht oft bei uns blicken. Aber Dr. Arnolds kommt gut mit ihm klar.“
    „Stephan Amaryllis?“
    „Ich weiß nicht“, stotterte Charles.
    „Mitte vierzig, blondes Haar, grau meliert, gut aussehend?“ Violet war blass geworden. Auf ihren Wangen bildeten sich rote Flecken.
    „Was ist?“, fragte Gabriel. „Kennst du ihn?“
    Sie spielte an der Libelle an ihrem Hals. „Vielleicht.“ Mit zwei Schritten stand sie vor dem Laborarzt und packte ihn an den Schultern. „Wenn Sie Stephan Amaryllis kennen, wissen Sie dann auch etwas über Emily Bardo?“ Die Drohung in ihrer Stimme war unverkennbar. „Versuchen Sie nicht, mich anzulügen.“
    „Ich kenne keine Emily Bardo.“ Die Worte flatterten über Charles’ Lippen wie ein Schwarm panischer Vögel. „Ich schwöre, ich habe den Namen noch nie gehört! Ich kenne Mr. Amaryllis nur vom Sehen. Ich habe noch nie ein Wort mit ihm gewechselt. Alle offiziellen Funktionen übernimmt der andere Boss, Mr. Armstrong. Mr. Amaryllis ist die graue Eminenz.“
    Violet starrte noch einen Moment länger auf ihn hinab, dann ließ sie ihn los.
    „Was ist mit diesem Amaryllis?“, fragte Gabriel.
    „Stephan Amaryllis ist der mysteriöse Verlobte meiner Schwester“, sagte sie halblaut. „Überraschung. Er taucht in keinem Bericht über VORTEC auf, sonst wären wir längst darüber gestolpert.“
    Das war eine interessante Information. Er konnte nur noch nicht einschätzen, was sie bedeutete. Dem Puzzle fehlten zu viele Teile.
    „Wo sind die übrigen Schattenläufer?“, knurrte Cyric.
    „Keine Ahnung.“ Charles’ Knie bebten so heftig, dass der Stuhl zu rutschen begann. „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass keiner von uns weiß, wo die Blutkonserven herkommen. Bei uns in den Labors haben wir nur den Wirkstoff extrahiert.“
    „Ich glaube, dass sie alle Entführungsopfer erst mal in ihre Katakomben gebracht haben“, sagte Keith aus dem Hintergrund. „Alle Spuren führten nach Riverside Rancho. Vielleicht haben sie sie später weggeschafft.“
    „Das denke ich auch“, fiel Cyric ein. „Was sagst du dazu, Charles? Willst du mir erzählen, dass ihr auch nichts von dem Zugang in den Kanälen wusstet?“
    „Die Tür war tabu“, wisperte Charles. „Sie war immer tabu, bis Sie mich dort hinausgebracht haben. Wir hatten keine Zugangskarten dafür.“
    „Und ihr habt auch nicht gefragt, was auf der anderen Seite ist.“
    Charles begann wieder, zu schluchzen.
    „Was ist mit den Hunden?“, fragte Violet.
    Seine Augen weiteten sich. „Welche Hunde?“
    „Die in den Käfigen. Die verrückt spielen, weil ihnen die Haare ausfallen und Tumore auf der Haut wachsen.“
    Er öffnete ein paar Mal den Mund und schloss ihn wieder. „Marcos Leute sollten sie entsorgen.“ Seine Stimme war so leise, dass man ihn kaum noch hören konnte.
    „Was?“ Cyric trat gegen den Stuhl. „Sprich lauter.“
    „Sie wurden entsorgt.“
    „Offenbar nicht.“ Violet begann, im Raum auf und ab zu wandern, ihr Körper war angespannt. „Was ist das für eine Geschichte mit den Nebenwirkungen? Ihr habt die Opfer ausgeschaltet, nicht wahr? Was war euer Plan für die Zukunft, wenn Hunderttausende von Leuten Sangrin nehmen? Wie wolltet ihr das in Griff kriegen?“
    „Es tut mir leid“, flüsterte er.
    „Beantworte die verdammte Frage!“, brüllte sie ihn an. Gabriel zuckte zusammen, überrascht von ihrem Ausbruch.
    „Wir haben es erst vor ein paar Wochen herausgefunden“, stieß Charles hervor. Tränen liefen ihm über die Wangen. „Wir wissen es jetzt, aber wir konnten nichts mehr tun. Es ist unheilbar.“
    „Was, zur Hölle?“, schnappte sie.
    „Porphyrie“, stammelte der Laborarzt. „Wenn der Patient an einer Porphyrie leidet, kommt es innerhalb weniger Tage zu Mutationen. Der Prozess lässt sich verlangsamen, wenn Sangrin sofort abgesetzt wird, aber nicht aufhalten.“
    „Was

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