Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd
wird keine Entführungen mehr geben. Der Bluttrinker war der Kopf der Bande. Ohne ihn kommen sie nicht mehr an uns heran.“ Er lachte dröhnend. „Katherina windet sich, aber sie muss zugeben, dass du recht hattest. Sie schuldet dir was und das ärgert sie mehr, als du dir vorstellen kannst.“
Cyrics aufgekratzte Stimmung versetzte Gabriel einen Stich Ärger. Er fühlte sich jedenfalls nicht in Feierlaune. „Wir haben meinen Vater nicht gefunden“, wandte er ein. „Und auch nicht die anderen Entführungsopfer.“
„Deshalb sitzt ja Mister Weißkittel hier.“ Cyric packte die Lehne eines Bürostuhls, drehte ihn um und zerrte ihn ins Licht. Der Mann, den sie darauf festgebunden hatten, war schmal gebaut und hatte dünne blonde Haare, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren. Ein schwarzes Tuch verhüllte seine Augen, getrocknetes Blut klebte in seinem Mundwinkel. „Wir haben extra auf dich gewartet, bevor wir ihn auseinandernehmen.“ Mit einer schnellen Bewegung riss Cyric ihm die Augenbinde ab. Der Mann blinzelte, Panik glitt über sein Gesicht, dann Fatalismus, wie bei jemandem, der sich damit abgefunden hat, dass er gleich sterben wird. „Wie ist dein Name, Arschloch?“
Seine Lippen zitterten, aber kein Wort drang aus seiner Kehle.
„Kein guter Start.“ Cyric packte den Mann bei den Haaren und zwang ihn, zu ihm aufzusehen. „Wenn du uns hilfst, lassen wir dich laufen. Wenn nicht, schneide ich dich lebendig in Stücke. Verstanden?“
Die hellblauen Augen flackerten.
„Ob du verstanden hast!“
Gabriel trat neben ihn. Er brauchte nur einen Blick, um zu erkennen, dass der Laborant keinen Laut hervorbrachte vor Angst.
„Hör mir zu, mein Freund“, sagte er in weichem Tonfall. „Wir finden sowieso heraus, was wir wissen wollen. Hast du mal Filme gesehen, in denen sie Leute foltern? Dann weißt du, was auf dich zukommt, wenn du nicht mit uns redest. Früher oder später brechen wir dich, entweder mit Schmerzen oder mit Medikamenten. Selbst wenn du das überlebst, wirst du nie wieder ohne Albträume schlafen können. Also, tu dir selbst und uns einen Gefallen, erspar dir die Schmerzen und uns die Sauerei. Was hast du zu verlieren?“ Er warf Cyric einen Blick zu. „Lass ihn los.“
Der Kopf des Mannes sank nach vom und blieb für ein paar Sekunden auf seiner Brust liegen. Dann blickte er auf. Tränen verschleierten seinen Blick.
„Ich heiße Charles Farrell. Ich habe nur getan, was sie mir gesagt haben. Wir wollten es synthetisieren“, schluchzte er. „Aber es funktionierte nicht und dann ging uns die Zeit aus. VORTEC hat Geldprobleme. Wir mussten Sangrin auf den Markt bringen. Jede Verzögerung wäre eine Katastrophe.“
„Und deshalb habt ihr begonnen, uns zu jagen?“ Gabriel hatte sich rittlings auf einem Stuhl niedergelassen und sah Charles in die Augen.
„Das war nicht meine Idee, das kam von oben“, stieß der Laborant hervor. „Wir hatten auch nicht viel mit der Blutbeschaffung zu tun.Ich meine, ich habe das nur ein einziges Mal gesehen. Ganz am Anfang, sie brachten uns einen jungen Mann. Leider versiegten seine regenerativen Fähigkeiten nach drei Wochen und ...“
„Du meinst, er ist gestorben“, sagte Gabriel.
Charles blinzelte heftig. Sein Atem ging schwer durch die vom Weinen verstopfte Nase. „Danach haben die uns Blutkonserven geliefert und gesagt, wir sollen sie für die Produktion benutzen, so lange, bis wir eine Lösung gefunden haben.“ Seine Stimme kippte. „Mein Gott, ich wusste doch nichts von den Leichen.“
„Aber du bist ein kluger Kopf“, warf Cyric ein. „Du konntest dir sicher denken, dass das Blut nicht aus Erdbeeren gepresst wird.“
„Wir sind Forscher. Ich habe keine Fragen gestellt. Sie haben Marco gesehen! Denken Sie, irgendeiner von uns wollte sich mit ihm anlegen?“ Seine Lippen zitterten. „Wir wollten das Blut synthetisieren. Wir haben es nur nicht rechtzeitig geschafft.“
Cyric nickte. „Wie seid ihr überhaupt auf die Idee gekommen?“
„Sie haben uns diese Blutprobe gegeben und gesagt, wir sollen die Zusammensetzung herausfinden und es nachbauen.“ Charles’ matte Augen gewannen ein wenig an Leuchtkraft zurück. „Nach den ersten Tests waren wir euphorisch. In meiner ganzen Laufbahn habe ich niemals zuvor eine solche Substanz gesehen. Dieses Blut ist in der Lage, jedes Leiden zu heilen, in kürzester Zeit. Wir nennen es San Greal. Verstehen Sie? Wir konnten Krebs heilen!“
San Greal, der Heilige Gral. Gabriel wusste
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