Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
Vom Netzwerk:
ist Porphyrie?“
    „Porphyrien sind Stoffwechselerkrankungen, bei denen die Bildung des roten Blutfarbstoffs gestört ist. Ein erblicher Defekt.“ Charles schwieg für einen Moment. „Es ist kompliziert. Sangrin verbindet sich mit dem Blut des Patienten und codiert es so, dass es die Zellneubildung anregt. Deshalb ist es logisch, dass schwere Anomalien auftreten, wenn etwas mit den Blutkörperchen nicht stimmt. Sie sind unvollständig, und wenn sich der Sangrin-Wirkstoff anlagert, entsteht etwas ... Ungeplantes.“
    „Wie oft kommt das vor?“
    „Nicht oft.“ Er verschluckte sich und hustete. „Eigentlich sehr selten. Das Problem ist nur, dass Porphyrien so gut wie nie diagnostiziert werden, wenn sie nicht akut verlaufen. Die meisten Patienten wissen gar nicht, dass sie unter einer leiden. Aber jetzt haben wir das Problem isoliert. Wir müssen nur sicherstellen, dass jeder Proband zuerst auf Porphyrien getestet wird.“
    Gabriel wollte den Mann schütteln und ihn anschreien, dass es so einfach nicht war. Nicht sein konnte. Dass es mit dem Blut zu tun hatte, dass ein Fluch darauflag. Doch er saß nur wie gelähmt und lauschte Charles’ stockenden Ausführungen.
    „Was ist mit Leukämie?“, fragte Violet.
    „Was meinen Sie?“
    „Führt die auch zu dieser Mutation?“
    „Ich weiß nicht.“ Charles blinzelte seine Tränen beiseite. „Ich glaube nicht. Ich meine, Leukämie führt zu einem Mangel an roten Blutkörperchen, aber sie werden nicht verändert. Es könnte höchstens die Wirksamkeit von Sangrin verringern.“
    „Und wäre es möglich, dass fälschlicherweise eine Leukämie diagnostiziert wird, obwohl der Patient eigentlich unter Porphyrie leidet?“
    „Schon möglich. Ich meine, ich weiß es nicht. Warum fragen Sie das?“
    „Wer weiß, wo diese Blutkonserven hergestellt werden?“, klinkte sich Gabriel ein.
    „Vielleicht Dr. Arnolds.“ Charles sah nicht aus, als würde er noch lange durchhalten. „Oder Mr. Amaryllis. Der weiß es bestimmt.“
    „Und wie kommen wir an diesen Amaryllis heran?“
    „Ich habe seine Telefonnummer“, sagte Violet. „Er hält mich für eine harmlose Verrückte.“

    Als Violet aus der Halle trat, fiel ihr auf, wie kalt es drinnen gewesen war. Die Sonne wärmte ihre Schultern. Zwei weitere Tylenol hielten den Schmerz in ihren gebrochenen Rippen unter Kontrolle.
    Verdammt, sie musste ihre Mutter anrufen. Doch was sollte sie ihr sagen? Weder wusste sie, wo Emily sich versteckte, noch, in welchem Zustand sie sich befand. Oder ob sie überhaupt noch am Leben war. Warum konnte nicht mal etwas einfach sein? Warum musste jedes Puzzleteil, das sie enträtselte, den Dingen eine noch schlimmere Wendung geben?
    Sie setzte sich auf die Rampe und wählte Moms Nummer. Ihre Mutter hob so rasch ab, als habe sie neben dem Telefon gesessen und auf den Anruf gewartet.
    „Violet!“ Schon wieder Tränen in Moms Stimme. Gott, wenn sie etwas hasste, dann, wenn Mom sich die Augen aus dem Kopf weinte. „Gott sei Dank, dass du dich meldest.“
    „Schon gut, Mom. Was ist los?“
    „Ich habe mir Sorgen gemacht.“
    „Aber du musst dir keine Sorgen machen, das weißt du doch. Ich habe neun Leben, schon vergessen?“
    „Ich dachte, zuerst ist Emily verschwunden und du suchst nach ihr und nun bist du auch verschwunden.“ Ihre Mutter würgte ein Schluchzen ab und setzte einen Ton auf, der aufmunternd klingen sollte. „Hör nicht auf mich. Ich bin eine alte Frau. Ich werde schrullig und sehe Gespenster. Überall predigen sie den Weltuntergang, das macht alles noch schlimmer.“
    „Du weißt doch, der Weltuntergang wird andauernd verschoben. Das letzte Mal zur Jahrtausendwende, und was ist passiert? Du darfst das nicht so ernst nehmen.“
    „Hast du schon etwas herausgefunden?“
    „Ich bin dran.“
    „Aber weißt du, ob es ihr gut geht? Sie ist gar nicht auf Hawaii, stimmt’s?“
    „Nein, Mom“, sagte Violet sanft. „Ich glaube, sie ist irgendwo in L.A. und versteckt sich vor uns. Aber ich finde sie, keine Sorge. Ich bin ganz dicht dran.“
    „Ich verstehe einfach nicht, warum sie mich nicht anruft. Sie weiß, sie kann immer zu mir kommen, wenn sie ein Problem hat.“
    Diesmal nicht. Mit diesem Problem kannst du ihr nicht helfen
. Unheilbar, hatte Charles gesagt. Was bedeutete das? Ein Leben ohne Haar und mit entstellter Haut? Oder etwas Schlimmeres? Starb man daran?
    „Mom, weißt du etwas über irgendwelche Krankheiten, die Emily in letzter Zeit hatte?“
    Ihre Mutter

Weitere Kostenlose Bücher