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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Kopf der Statue, reckte sich und bekam die Balkonbalustrade zu fassen. Unter ihrem Fuß bröckelte der Stein, sie schwankte. Fing sich wieder. „Shit“, flüsterte sie. Jetzt hörte sie nur noch den Wind. Wind, der an ihrem Haar zerrte, ihrem Kleid, ihrem Gesicht. Ob Adam mittlerweile bemerkt hatte, dass sie verschwunden war? Wahrscheinlich würde er die Bullen rufen. Die konnten das halbe Gebäude in Alarmzustand versetzen. Verdammt, sie hätte ihn doch bewusstlos schlagen sollen, Freundlichkeit hin oder her. Die Balustrade. Sie fuhr die geschwungenen Säulen entlang, fand die Steinauflage und zog sich mit einem Ruck nach oben. Ihre Knie zitterten vor Erleichterung, als sie auf der anderen Seite des Geländers zu Boden glitt.
    Der Wind flüsterte in den Blättern des Dachgartens. Zitronenbäume in Teakholzkübeln säumten die Brüstung. Irgendwo plätscherte Wasser. Durch die Arkaden eines Rosenspaliers hindurch erspähte sie ein Steinbecken mit einer kleinen Fontäne. Hübsch. Kaum zu glauben, dass sie auf dem Dach eines Hochhauses in L.A. Downtown saß. Sie richtete sich auf, richtete ihr Kleid und entsicherte die Browning. Nur für alle Fälle.
    Der Eingang ins Penthouse lag auf der anderen Seite des Laubengangs, eine überraschend moderne Glasfront aus Schiebetüren, überspannt von weißen Markisen. Ein Teil der Verglasung war aufgeschoben, der Raum dahinter lag im Dunkeln. Sie gestattete sich ein schmales Lächeln. Sicher rechnete Stephan nicht damit, dass jemand ausgerechnet vom Dach her in sein Apartment einstieg.
    Kühle umfing sie auf der anderen Seite. Sie betrat einen kleinen Flur, von dem eine Treppe nach unten führte. Auf der anderen Seite schloss sich eine Flucht aus drei Zimmern an. Der erste Raum stand leer, bis auf eine hohe Vase mit Bambuszweigen. Deckenhohe Bücherregalebedeckten die Wände des zweiten Zimmers. Neben einem Tischchen mit geschwungenen Beinen stand ein einzelner Sessel. Dahinter schloss sich ein Schlafzimmer an, ein Kingsizebett mit einer braun und cremefarben glänzenden Überdecke. Auf den Möbeln und dem Parkett fing sich das gelbliche Licht der Gartenlampen, gefiltert von Blüten und Blättern.
    In den Räumen hing Stille. Auf Zehenspitzen schlich Violet die Treppe hinunter. Das Wohnzimmer war riesig, größer sogar als das von Adam, mit einem frei stehenden Kamin in der Mitte. Ein ausladendes Sofa stand auf der einen Seite des Raums, dahinter ein Glasschreibtisch und ein Rollcontainer mit Drucker und Faxgerät. Kein Computer, nur ein loses Stromkabel für einen Laptop.
    Die andere Seite wurde von einem weißen Konzertflügel eingenommen. Ein digitaler Fotorahmen warf geisterhaft bleiches Licht auf den Lack. Sie nahm das Bild in die Hand und starrte in mildem Schock auf Emily in einer Venuspose auf roten Polstern. Nackt ruhte sie auf der Ottomane, den Kopf zurückgelehnt mit versonnenem Lächeln, in einer Hand eine Rose, die andere verdeckte das Dreieck zwischen ihren Beinen. Das Foto war perfekt, eine professionelle Hochglanzaufnahme mit der berückenden Schönheit eines Renaissancegemäldes.
    Seufzend stellte Violet es zurück und griff nach ihrer Waffe. Wenigstens stand dort der Beweis, dass sie nicht ins falsche Apartment eingebrochen war. Sie trat an den Schreibtisch und zog die Schubladen des Rollcontainers auf. Im untersten Fach entdeckte sie ein Hängeregister und blätterte rasch durch die Ordner. Mietunterlagen für das Apartment, ein paar Briefe vom Ebony-Horse-Club, eine Mitgliedskarte in prunkvollem Blau und Gold. Werkstattrechnungen und Papiere für einen Porsche Cayenne und ein BMW 6er Cabrio. Stephan hatte ein Faible für deutsche Luxuskarossen, das gefiel Emily sicher gut.
    Die nächste Mappe zog sie ganz heraus, als sie den VORTEC Briefkopf auf einigen der Dokumente entdeckte. Schnell wurde ihr klar, dass das Papiere waren, bei denen er sichergehen wollte, dass sie nicht in fremde Hände fielen. Auszüge aus einem Gesellschaftervertrag, Optionsvereinbarungen. Hier ging es um Geld. Viel Geld. Ein Mietvertrag für ein Fabrikgebäude in L.A. Downtown. Sie zog ihr Handy heraus und rief Marshall an.
    „Hast du Internet?“ Durch die Leitung hörte sie Rascheln und Stimmengewirr und Musik.
    „Was brauchst du?“
    „680 Lamar Street. Was ist das für ein Objekt?“
    „Moment.“
    Er tippte, während sie die restlichen Dokumente durchsah. Eine Sondergenehmigung der Stadtverwaltung erregte ihre Aufmerksamkeit, ausgestellt auf die gleiche Adresse.
    „Eine

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