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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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aus. Ihre High Heels versanken in einem schweren dunkelblauen Teppich. Die cremefarbenen, mit Stuck verzierten Wände atmeten vornehme Stille. Rechts am Ende des Korridors befand sich eine zweiflüglige Tür mit einem Messingschildchen, auf das Adam Sheffer graviert war. Sie hob das Kinn, drückte den Rücken gerade und klingelte.
    Adam Sheffer war einen Kopf kleiner als sie und sah mit seiner beginnenden Glatze und dem kleinen Bauchansatz aus wie ein Buchhalter aus einem der Bankentürme, die den Ebony-Horse-Club umzingelten. Er sprach leise und kultiviert und lächelte die ganze Zeit hinter seinen teuren Brillengläsern. Violet fühlte sich sofort schlecht bei dem Gedanken an das, was sie ihm antun wollte.
    „Ich bin sehr erfreut, Sie kennenzulernen“, erklärte Adam. „Wirklich sehr erfreut.“
    Er führte sie in ein riesiges Wohnzimmer, dessen eine Hälfte aussah wie eine barocke Bibliothek und die andere wie eine Clublounge mit schwarz-weiß gestreiften Tapeten, viktorianischen Beistelltischchen und einem Arrangement weißer Sofas und noch mehr gestreiften Kissen. Aus versteckten Lautsprechern drang klassische Musik, genau richtig, um eine Atmosphäre zu schaffen, ohne aufdringlich zu sein.
    „Möchten Sie etwas trinken? Ein Glas Wein? Oder lieber Cognac? Grappa? Ich habe eine Sammlung ausgezeichneter Grappas hier. Ich bin ein paar Mal im Jahr in Italien und kenne dort einen Weinhändler in Rom, der auch ...“
    Seine Worte perlten in die Klavierakkorde. Das Zimmer atmete Holz, Leinen und Pergament. Ein freundlicher Geruch. Sie fühlte sich wirklich schlecht. Sehr schlecht.
    Adam war höflich, gebildet und hatte einen guten Geschmack. Mitte fünfzig und beginnende Glatze, es gab Schlimmeres. Wieso zum Teufel war er nicht mit einem langbeinigen italienischen Model verheiratet, das ihm jeden Abend frische Pasta in seiner Luxusküche zubereitete, die sich zweifellos hinter einer der hohen Mahagonitüren verbarg?
    Violet trat an eines der Fenster, schob den unteren Teil hoch und lehnte sich hinaus. Unter ihr brodelte die Figueroa Street, dahinter der Freeway. Ein breites Ziersims verlief unter dem Fensterbrett. Breit genug, um darauf zu stehen. Trotzdem wurde ihr flau im Magen angesichts der Höhe. Sie beugte sich weiter hinaus und blickte nach oben. Noch mehr Ziersimse, Wasserspeier an den Hausecken, zwei Fensterreihen. Und darüber ein steinernes Geländer, das den Dachgarten einfasste.
    Sie drehte sich wieder um und nahm das Glas entgegen, das Adam ihr reichte. Wie zufällig berührten sich ihre Finger. Adams Lächeln gewann eine Tiefe, die sie ihm nicht zugetraut hatte. Touché. Flirten konnte er.
    „Mr. Scott sagte mir, dass Sie neu in der Stadt sind.“
    Soso. Hatte er das?
    „Darf ich fragen, was Sie hierherführt?“
    „Geschäfte.“ Rasch setzte Violet das Glas an die Lippen. Was hatte Marshall ihm sonst noch erzählt? „Sie haben eine schöne Stadt hier.“ Im gleichen Moment wurde ihr bewusst, wie idiotisch das klang. Man konnte vieles über L.A. sagen, aber Schönheit gehörte wirklich nicht zu den Attributen der Metropole. Adam war zu höflich, um das anzumerken, ließ sich aber auch nicht auf ungefährliches Terrain locken.
    „Welcher Art von Geschäften gehen Sie denn nach?“
    Was, wenn Marshall behauptet hatte, sie sei Unterwäschemodel oder tanze klassisches Ballett? „Ich bin Privatdetektivin.“ Manchmal war Flucht nach vorn die beste Strategie. „Sie wissen schon, untreue Ehegatten und dergleichen.“ Verschwörerisch zwinkerte sie ihm zu.
    „Dann brauche ich mir ja keine Sorgen zu machen.“ Adam nahm es mit Humor.
    Sie deutete auf eine Flügeltür, die geschlossen war. „Ist das dein Schlafzimmer?“
    „Ja, in der Tat.“ Jetzt wirkte er überrumpelt.
    „Dann ziehe ich mich kurz dorthin zurück, okay?“ Sie setzte ihr verführerischstes Lächeln auf. „Ich habe eine Überraschung für dich.“
    Adam errötete. „Wollen wir nicht zuerst etwas essen?“, stammelte er.
    Sie griff nach der Türklinke. „Wer braucht schon Essen?“
    „Warte.“ Er nahm ihre Hand. „Vorher musst du dir meine Überraschung ansehen.“
    Es kostete sie Mühe, ihre Ungeduld zu verbergen. Hatte er die Andeutung nicht verstanden? Er zog sie zu einer Anrichte und trat zur Seite.
    „Bitte.“ Er strahlte übers ganze Gesicht. „Mach es auf.“
    Sie hob den Deckel der schwarz lackierten Papierschachtel auf. Etwas funkelte ihr entgegen, bläulich auf schwarzer Seide.
    „Oh mein Gott“, flüsterte

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