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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Straße, durchquerten den Tunnel und fuhren nach rechts in die Flower Street. Der Ebony-Horse-Club befand sich in einem Hochhaus mit eleganter Sandsteinfassade im italienischen Renaissancestil. Eine Steinkartusche über dem Haupteingang verkündete, dass der Bau im Jahr 1907 vollendet worden war. Halbkugelförmige Markisen überkrönten die Fenster im Erdgeschoss, dahinter bauschten sich üppige Vorhänge.
    Marshall passierte das Hauptportal und bog in die Tiefgarage an der Seite des Gebäudes. Zwei Hausangestellte in blauen Fantasieuniformen eilten auf sie zu und öffneten ihnen die Türen, sobald der Wagen stand.
    Wow. Violet setzte einen Fuß auf den glatt geschliffenen Beton und stieg aus. Marshall auf der anderen Seite sprach so leise mit dem Angestellten, dass sie kein Wort verstand. Doch was immer er ihm erzählte, zeigte den gewünschten Erfolg. Der Mann führte sie einen Korridor, der mit Glasvitrinen voller Segelsouvenirs dekoriert war. Marmorfliesen hallten unter ihren Absätzen. Es roch nach Autoreifen und Veilchenparfüm.
    Sie betraten eine hohe Empfangshalle mit Kristallleuchtern an den Wänden. Der Concierge lächelte distinguiert über einen Mahagonitresen hinweg und griff nach dem Telefon, als Marshall ihm sein Anliegen vortrug. Violet umrundete währenddessen eine Gruppe viktorianischer Sessel und blieb vor einem üppigen Liliengesteck stehen.
    Ein paar Sekunden später gesellte sich Marshall zu ihr und legte ihr eine Hand auf den Arm. „Adam Sheffer kann es kaum erwarten, dichkennenzulernen.“
    Als sich ihr Blick erneut mit dem des Concierge traf, glaubte sie, einen abschätzigen Zug in seinem Lächeln zu entdecken. „Bastard“, murmelte sie.
    „Es ärgert ihn, dass sich Mister Sheffer leisten kann, was ihm verwehrt bleibt“, flüsterte Marshall. Dann hob er seine Stimme wieder zu normaler Lautstärke. „Sei nett zu Adam, okay? Er ist kein schlechter Kerl.“
    „Was soll das denn heißen?“
    „Dass er eigentlich nur ein schüchterner ...“
    „Nein, nicht das. Der Teil mit dem nett sein.“
    „Keine Ahnung.“ Marshall drehte die Handflächen nach oben, eine fatalistische Geste. „Versuch, ihm nicht den Schädel zu zertrümmern, wenn du ihm eins überziehst.“
    „Marshall, bitte.“ Sie hob eine Augenbraue. „Du kennst mich.“
    „Eben.“ Mit sanftem Druck schob er sie in Richtung der Aufzüge. „Viel Glück. Und ruf mich an, wenn was schief geht. Ruf mich auch an, wenn alles gut geht und ich dich wieder aufsammeln soll.“
    „Klar.“ Sie hauchte ihm einen Kuss zu. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie den Concierge. Marshall hatte recht. Der Mann war blass vor Neid. Kein Wunder, wahrscheinlich gaben sich hier Beverly-Hills-Gören und russische Luxusmodels die Klinke in die Hand, während seine Frau zu Hause schon vor zehn Jahren aus der Form geraten war, jeden Abend die gleiche Sorte Nudeln kochte und ihn mit den Kindern erpresste.
    Die Aufzugstüren glitten lautlos auseinander. Neben der Schalttafel stand ein weiterer uniformierter Angestellter mit Silbertressen an den Ärmeln. Natürlich, hier brauchte sich keiner der Bewohner die Mühe zu machen, die Tasten selbst zu drücken. Nebenbei stellten sie sicher, dass sich Gäste nicht ins falsche Stockwerk verirrten. Was hatte sie erwartet?
    Der Mann erkundigte sich auf Höflichste nach ihrem Ziel.
    „Vierzehnter Stock, bitte.“
    Irritiert hielt er inne. „Aber Mr. Sheffer wohnt im zwölften.“
    Shit. Der Concierge hatte ihn bereits instruiert. „Ah ja?“
    „Möchten Sie, dass ich Sie in den zwölften Stock bringe?“
    Das Lächeln des Portiers täuschte nicht darüber hinweg, dass es sich um eine rhetorische Frage handelte. Sie nickte und fragte sich, ob sie die Browning ziehen und den Kerl zwingen sollte, sie direkt ins Penthouse zu fahren. Dann rastete ihre Vernunft wieder ein. Selbst wenn sie damit durchkam, würde Mr. Concierge binnen fünf Minuten die Cops rufen. Oder noch schlimmer, die hatten ihre eigene Security, die nicht lange fackelte und ungebetene Eindringlinge kurzerhand vom Dach schmiss.
    Mit einem weichen Glockenton stoppte der Aufzug.
    „Mister Sheffers Apartment liegt auf der rechten Seite. Gute Nacht, Ma’am.“ Der Portier machte eine formvollendete Verbeugung, die sie so sehr aus der Fassung warf, dass sie beim Hinaustreten mit dem Absatz in der Ritze zwischen Wand und Kabine hängen blieb und unelegant in den Korridor stolperte. Dann schlossen sich die Türen und sperrten die Peinlichkeit hinter sich

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