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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Stephan seufzte. „Es ist nicht so, wie du denkst.“
    Gabriels Blick flog zu Marshall, der nach vorn eingeknickt war. Und Violet, die sich zu regen begann. Die Frau mit dem Hut wich zurück. Dann wieder starrte er Stephan an, dessen hellbrauner Pullover mit Blut besudelt war. Doch Stephan schwankte nicht, obwohl ihm die Wunden Schmerzen bereiten mussten.
    Hinter ihnen splitterte Glas und zerriss das Schweigen.
    Stephans Augen weiteten sich. Alarmiert wandte auch Gabriel den Kopf und starrte den beiden Kreaturen entgegen, die sich mit riesigen Sprüngen näherten. Eine von ihnen war einst wohl ein Hund gewesen, eine gewaltige, wolfsähnliche Bestie. Bei der anderen, kleineren war er sich nicht sicher.
    Der Wolfshund krachte in Gabriels Klinge und stürzte winselnd zu Boden. Dann war auch die andere Kreatur in Angriffsdistanz. Gabriels Klinge sang in einem tief geführten Hieb, doch das Tier war schnell und wendig und wich zur Seite. Eine tückische Intelligenz flackerte in den geschlitzten gelben Pupillen. Sie umkreisten einander, belauerten sich. Aus dem Augenwinkel sah Gabriel, wie der erste Wolfshund erneut auf die Beine kam. Sein Blick flackerte zu Violet, die jetzt wieder aufrecht stand und die andere Frau bei den Armen gepackt hielt. Stephan brüllte etwas, doch in diesem Moment drangen beide Kreaturen gleichzeitig auf Gabriel ein. Er schwang die Waffe in einem flachen Halbkreis, zerfetzte Fell, Muskeln und Sehnen und enthauptete den Wolfshund. Dann zuckte Schmerz durch sein Bein, als die kleinere Bestie ihre Zähne knapp oberhalb seines Knies in sein Fleisch grub.
    Wutentbrannt stieß er das Schwert abwärts, durchbohrte den Nacken des Tieres und drehte die Klinge. Die Kiefer lösten sich, das Biest fiel von ihm ab.
    Von der Hausecke her tauchten Alan und Pascal auf. Hinter ihm heulte ein Motor auf. Er fuhr herum. Der Lieferwagen setzte zurück, schleuderte in ein Wendemanöver, die Türen schlugen zu.
    Stephan.
    Einen Sekundenbruchteil später raste der Wagen auf ihn zu. Gabriel warf sich zur Seite. Doch die zwei Tonnen Stahl überrollten ihn nicht, wie er es halb erwartet hatte. Stephan steuerte an ihm vorbei und hielt auf die Ausfahrt zu, rammte den Torflügel und bog schlingernd hinaus auf die Straße. Im nächsten Augenblick war er verschwunden.
    Mit einigen Sekunden Verzögerung begriff Gabriel, dass Stephan die Frau mit dem Hut zurückgelassen hatte. Er sah Marshall, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht herumwälzte, die Hände voller Blut. Und Violet, die auf ihn einredete. Herzschläge dröhnten ihm in den Ohren wie Hämmer auf Eisen. Alan packte ihn am Arm und half ihm auf. Marshall krümmte sich unter einem Hustenanfall.
    „Ruft einen Krankenwagen“, sagte Gabriel. „Schnell.“

    Violet presste ihre Hand auf die Wunde in Marshalls Brust, wo Stephans Kugel ihn getroffen hatte.
    „Du musst wach bleiben“, beschwor sie ihn.
    Unfassbar, dass er es geschafft hatte, danach noch ein ganzes Magazin auf den Bastard abzufeuern. Er hatte ihr das Leben gerettet. Ausgerechnet Marshall, über dessen zarte physische Konsistenz sich schon zu DEA Zeiten jeder lustig gemacht hatte, der den nervösen kleinen Straßendealer kannte. Marshall hatte die Courage besessen, mit einer Kugel im Leib gegen einen quasi-unsterblichen Dämon anzutreten, einen vierhundert Jahre alten Krieger, der menschliche Gegner mit einer Handbewegung vernichten konnte. Und was hatte sein Mut ihm eingebracht?
    „Shit, reiß dich zusammen!“ Sie schüttelte ihn an der Schulter. Marshall begann fortzudriften, sein Blick verlor den Fokus. Mit wachsender Verzweiflung blickte sie zu den anderen auf. „Verdammt noch mal, er stirbt!“
    Alan und Gabriel wechselten einen Blick, den sie nicht zu deuten wusste. Dann ließ Alan sich in die Knie sinken und zog einen Dolch aus der Scheide am Rücken. Er riss Marshall das Hemd auf, hielt ihn mit einer Hand nieder und setzte ihm mit der anderen die Klinge auf die Brust. Marshall bäumte sich auf und brüllte wie ein verwundeter Stier.
    Was zur Hölle sollte das werden?
    Sie wollte Alan von ihm wegzerren, doch Gabriel packte sie um die Hüfte und hielt sie fest. Marshalls Schreie steigerten sich zu Agonie, während Violet keuchte und sich in Gabriels Griff wand und ihn verfluchte, bis sie endlich erkannte, was Alan vorhatte. Der schwarzhaarige Schattenläufer hielt das blutverschmierte Projektil zwischen Daumen und Zeigefinger und hob es für einen Moment ins Licht. Dann fügte er sich selbst einen

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