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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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zugelassen, dass sie sich in Monster verwandelten?
    Gabriel wandte sich ab und drückte den Rufknopf für den Aufzug. Sein Geist war in Aufruhr. Die Begegnung mit Stephan erschütterte ihn stärker, als er erwartet hatte. Es war eine Sache, stillschweigend getrennte Wege zu gehen, doch eine andere, einem Mann als Feind gegenüberzustehen, mit dem man aufgewachsen und Jahrhunderte gemeinsam gekämpft, gelitten und geliebt hatte.
    Außerdem machte er sich Sorgen wegen Violet. Jetzt, wo ihre Schwester wieder aufgetaucht war, würden sich die Dinge verkomplizieren. Die Erinnerung an Emilys süße Stimme und ihren Charme, mit dem sie ihn dazu gebracht hatte, sich unbewaffnet und ahnungslos nach Matavilya Crest zu begeben, direkt in die Arme von Carls bewaffneter Bande, ließ wieder Wut aufsteigen.
    Violet hatte nichts damit zu tun, nicht das Geringste, doch er konnte die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Er musste herausfinden, ob Emily tatsächlich mit Carl unter einer Decke steckte und dann, bei Gott ...
    Was würde er dann tun? Sie umbringen, um den Preis, Violet zu verlieren? Hinterhältige Schlampe oder nicht, Emily war ihre Schwester, auch wenn er den Eindruck nicht loswurde, dass Violets Gefühle für Emily nicht sonderlich tief gingen.
    Er tastete nach den Kratzern auf seiner Wange und dem Hals, aus denen immer noch Blut sickerte. Nun, wo das Adrenalin in seinem Körper abflaute, spürte er die kleinen Wunden, die Prellungen und Abschürfungen und Schnitte, die er sich im Kampf eingefangen hatte.
    Er fand Keith und Cyric in einem lang gezogenen Labortrakt im dritten Stock. Sie hatten zwei Techniker überwältigt und gefesselt und öffneten nacheinander die Wannen aus Acrylglas, in denen Körper in einem klaren, dickflüssigen Gel ruhten, die Adern voller Kanülen.
    „Sieh dir das an“, stieß Keith hervor. Sein Gesicht war bleich unter der Bräune. Er blutete aus tiefen Kratzwunden im Gesicht und auf der Brust. „Sie sind alle noch am Leben. Wenn es nach Katherina gegangen wäre ...“
    „Wären wir nicht hier“, gab Gabriel zurück. „Ist Thomasz unter ihnen?“
    „Pascal und Cyric durchsuchen den Rest des Gebäudes.“ Mit zitternden Händen entfernte Keith die Schläuche vom Körper eines Mannes.
    Das Piepsen der medizinischen Apparate klang geisterhaft. Er grub beide Hände in das Gel unter dem Leib des Mannes und hob ihn aus dem Kokon. Sein Schädel war kahl geschoren, seine Lider flatterten leicht. Keith zog seinen Dolch und ritzte sich den Handrücken auf. Fast zärtlich zwang er den Mund des anderen auf und flößte ihm etwas von seinem Blut ein.
    „Wir werden Hilfe brauchen, um sie alle zu stabilisieren und hier rauszubringen“, sagte Gabriel.
    „Wahrscheinlich sind sie voll mit Drogen“, knurrte Cyric, der sich von der anderen Seite näherte. Er klappte sein Handy auf. „Ich rufe Katherina die Große an.“
    Gabriel nickte. „Kommt ihr hier ohne mich klar?“
    „Kein Problem.“ Keith richtete sich auf. „Geh und such Pascal. Er ist irgendwo da drüben.“
    Die Glastür am anderen Ende des Labors führte in einen quadratischen Flur mit unverputzten Ziegelwänden. Drei Türen standen weit offen und gaben den Blick frei auf ein Büro und zwei Lagerräume. Pascal hockte vor einer vierten und fummelte mit Draht und einer Zange am Schloss herum.
    „Warum brichst du es nicht einfach auf?“, fragte Gabriel.
    „Weil ich ein verdammter Schmied bin, deshalb.“ Pascal hob den Kopf. „Hast du eine Pistole?“
    Gabriel zog die SIG Sauer aus dem Gürtel. „Geh zur Seite.“
    Er feuerte schräg auf das Türschloss, um nicht von Querschlägern getroffen zu werden. Der Schalldämpfer reduzierte den Schusslärm auf ein dumpfes Husten. Dennoch tauchte kaum drei Sekunden später Cyric im Durchgang auf.
    „Alles okay?“
    Gabriel senkte die Waffe und zog die letzte Tür auf. „Alles bestens.“
    „Das verdammte Schloss ging nicht auf“, erklärte Pascal.
    „Okay.“ Cyric stieß den Atem aus. „Ich frage mich sowieso, warum die Cops nicht längst hier aufgetaucht sind.“
    „Stephan wird sie bestimmt nicht rufen.“ Gabriel spähte in den unbeleuchteten Gang, der auf der anderen Seite der Tür lag. „Und das ist keine Wohngegend. Hier treibt sich nachts kein Mensch herum.“
    „Ich habe gerade mit Katherina telefoniert“, sagte Cyric. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Sie schickt uns ein paar Leute. Als ich ihr gesagt habe, dass wir Thomasz nicht gefunden haben, wurde sie gleich

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