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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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endlich!“
    Mit brutaler Gewalt, der sie selbst mit ihren neu gewonnenen Kräften nichts entgegenzusetzen hatte, zerrte er sie den Korridor hinunter zu den Treppen. Hinter ihnen erschütterte ein Schlag die Feuertür. Sie rannten. Stephan neben ihr verströmte einen Geruch, den sie nicht an ihm kannte. Furcht? War das Furcht an ihm? Ihr Verstand fühlte sich an wie ein Tier, das zwischen den Wänden einer sich schließenden Müllpresse gefangen ist. Dann waren sie schon auf den stählernen Treppenstufen und das Poltern ihrer Schritte übertönte die reißenden und quietschenden Geräusche in ihrem Rücken.

    Violet rollte im Schritttempo durch das halb offene Tor. Im Wachhäuschen brannte Licht, doch kein Mensch war zu sehen. Auf halber Strecke zwischen der Umzäunung und dem Fabrikgebäude parkten zwei Wagen.
    „Die werden uns erschießen“, grummelte Marshall, „und unsere Leichen im L.A. River versenken. Und wer kümmert sich dann um deine arme alte Mutter?“
    Violet setzte zu einer scharfen Entgegnung an, doch brachte sie nicht über die Lippen, weil genau in diesem Moment das Vorderrad in ein Schlagloch krachte. „Shit!“
    Marshall klappte den Laptop zu und warf ihn auf die Rücksitzbank. „Was jetzt?“
    Sie zog ihre Pistole aus dem Schulterhalfter und legte sie in den Schoß. Langsam fuhr sie weiter, an den beiden Autos vorbei, bis dicht an die staubige Backsteinfront.
    „Scheiße!“, entfuhr es Marshall, „Da drüben!“
    Sie hatte die dunkle Masse vor der Mauer für Müllsäcke gehalten, doch es waren zwei menschliche Körper, die dort lagen. Violet bremste, ließ das Fenster herunter und lehnte sich hinaus, um Details zu erkennen. Die beiden Männer waren in hellgraue Uniformen gekleidet, vermutlich VORTEC Security. Ob sie tot waren oder nur bewusstlos, ließ sich nicht sagen. „Das sind nicht unsere Leute.“
    Marshall öffnete das Handschuhfach und holte eine Pistole heraus, eine kleine Taurus 24/7.
    „Ich dachte, du fasst keine Waffe mehr an?“
    „Sag nichts“, schnappte er. Mit hastigen Bewegungen rammte er das Magazin in den Griff und zog den Schlitten zurück. „Wenn es nach mir ginge, würden wir die Bullen rufen und das Weite suchen, bevor hier alles in die Luft geht.“
    Anstatt einer Antwort nahm sie den Fuß von der Bremse und tauchte ein in die lange dunkle Passage zwischen dem Fabrikgebäude und der Sicherheitsmauer. Auf dieser Seite gab es keine Fenster, nur Lüftungsauslässe hoch über ihren Köpfen. Eine einzelne Laterne brannte am anderen Ende des Durchlasses. Es kostete sie Selbstbeherrschung, nicht das Handy zu zücken und Gabriel anzurufen. Sie starrte auf die Uhr.
    „Verdammt. Warum melden die sich nicht?“

    Die Kreatur, die das Gitter aus den Angeln gerissen hatte, war so groß wie ein Bär und bewegte sich mit albtraumhafter Geschwindigkeit. Wie eine Kanonenkugel krachte sie in die Männer, riss Cyric zu Boden und fegte Keith mit einem Prankenschlag von den Füßen. Brüllen und Knurren und Schreie erfüllten die Luft.
    Gabriel stürzte auf die Gruppe der Kämpfenden zu, um Cyric zu helfen, doch ein Mann schnitt ihm den Weg ab. Oder zumindest glaubte Gabriel, dass es ein Mensch war. Die Proportionen wirkten seltsam falsch, allerdings war es zu dunkel und der Mann bewegte sich zu schnell, um Details zu erkennen. Ein Schlag in den Rücken ließ Gabriel nach vorn taumeln. Der Arm des Mannes schoss ihm entgegen, die Finger zu Klauen gekrümmt. Geistesgegenwärtig riss er die Pistole hoch und feuerte, doch der andere zog ihm seine Nägel über Hals und Wange, bevor die Kugeln ihn zu Fall brachten. Ein scharfer Schmerz brandete über Gabriel hinweg. Für ein paar Herzschläge verschwamm seine Wahrnehmung zu Schlieren. Blut lief ihm in den Kragen. Er spürte eine Bewegung hinter sich und drehte sich. Vom Lichthof näherte sich ein Dutzend weiterer Gestalten. Mehr von ihnen tauchten hinter den Geländern der oberen Stockwerke auf und sprangen hinab. Der Aufprall aus mehreren Metern Höhe schien ihnen nichts auszumachen. Sie landeten mit federnden Knien und waren sofort wieder auf den Beinen. Ihren Bewegungen haftete diese katzenartige, tödliche Schnelligkeit an, die Gabriel nur von seiner Spezies kannte.
    Mit einem wuchtigen Schwerthieb durchtrennte er Stoff und Muskeln und schleuderte den Angreifer zurück. Für den Bruchteil einer Sekunde zuckte die Frage durch seinen Geist, warum diese Leute nicht bewaffnet waren, sondern mit bloßen Händen angriffen wie verhungernde

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