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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Ausmaß des Chaos. Der Engel wütete wie ein Berserker in dem Versuch, sich aus dem Netz zu befreien. Die beiden Trossen waren zum Zerreißen gespannt, doch sie hielten. Überall auf dem Dach züngelten Flammen. Der verdammte Auslegerkran drohte, jeden Augenblick zu stürzen. Gabriel und die anderen waren mit drei Bestien beschäftigt, die so groß waren wie ausgewachsene Bären. Eine vierte Wolfskreatur schnappte nach Thomasz’ Beinen, ohne auf den Engel zu achten, der sie jedenAugenblick zerschmettern konnte.
    Eine neue Feuerwand raste über das Dach hinweg. Ihre Sicht verwandelte sich wieder in Qualm und flirrendes Weiß.
    Verdammt, der Engel war völlig außer Kontrolle. Das Netz schien ihn in den Wahnsinn zu treiben. Falls nicht ein Wunder passierte, würden sie hier oben alle den Tod finden. Wenn sie nur die Verankerungen lösen könnte, die das Netz hielten ...
    Die Hubschrauberplattform.
    Beide Seile waren an den Trägern verankert, die die Plattform hielten. Sie rannte in weitem Bogen über das Dach, um dem Engel und der vierten Wolfsbestie nicht zu nahe zu kommen. Sie sandte ein Stoßgebet an Wer-immer-es-hören-wollte, als sie die Treppenstufen unbeschadet erreichte. Auf zum Himmelfahrtskommando. Sie und ihr Glück. Wie hatte sie es geschafft, in dieser Schlacht zu enden?
    Ein Dutzend Stahlanker säumten die Plattform. In zwei davon waren die Seile eingeklinkt. Mit der Axt hieb sie auf eine der Trossen ein, doch richtete nicht das Geringste aus. Die Axt prallte in ihrer Hand zurück, die Schneide schlug lediglich Funken aus dem Stahl. Violet kamen die Tränen vor Frustration. Dann fiel ihr Blick auf die Eisenplatten, an denen die Anker angeschweißt waren und die von jeweils vier Nieten im Beton gehalten wurden. Eine Niete hatte sich bereits durch die Erschütterungen gelöst. Darunter klaffte ein Riss im Beton.
Bingo
.
    Sie drehte die Axt um und rammte den Dorn in den Beton. Sie stöhnte, schrie ihre Anstrengung hinaus, hackte und zerrte wie ein Berserker.
    „Danke“, flüsterte sie, als das Material endlich nachgab. Brocken platzten heraus, zuerst kleine, dann größere, dann löste sich mit einem Ruck eine weitere Niete.
    Weiter
.
    Nicht aufgeben
.
    Ihre Arme fühlten sich wie Blei an, die Schmerzen hatten sich in dumpfes Pochen verwandelt.
    Knack
.
    Noch eine Niete. Mit quälender Langsamkeit löste sich der Anker. Dann war er plötzlich frei und das Tau sauste durch die Luft wie der Schwanz eines überdimensionalen Skorpions. Geistesgegenwärtig warf sie sich auf den Boden, um der rasenden Peitsche zu entgehen. Die Struktur ächzte, als sei sie zu Tode verwundet.
    Violet wälzte sich herum und versuchte, einen Blick auf den Engel zu erhaschen. Die Luft war erfüllt von Feuer, glühendem Stahlgewebe, Staub und Blut. Sie kam wieder auf die Knie und rammte die Axt auf den Boden, um sich daran aufzurichten. Ihr Blick flog zum anderen Tau, das sich unter der Belastung ebenfalls zu lösen begann. Die Nieten brachen aus dem Boden, eine nach der anderen. Die Trosse explodierte förmlich, schoss hoch und flog herum, ein Tentakel mit der Wucht eines Eisbrechers. Zugleich erfasste eine Druckwelle Violet, riss sie von den Füßen und schleuderte sie nach vorn, dem Tentakel entgegen. Eine Explosion, schoss es durch ihr Bewusstsein. Der Hubschrauber.
    Feuer und brennende Metallteile stürzten vom Himmel. Der Schmerz verhallte. Kälte kam und zog sie hinab in freundliche Dunkelheit.
    Gabríej
, dachte sie.
    Sie hörte Stimmen. Etwas Weiches streifte ihre Wange. Der Lärm der Hubschrauberrotoren war verschwunden und hatte einer vollkommenen Stille Platz gemacht. Ihr Körper fühlte sich an, als würde er nicht materiell existieren. So schwebend, so losgelöst. Sie verspürte keinen Schmerz.
    Das war falsch.
    Es jagte ihr Angst ein und diese Angst war es, die ihr die Kraft gab, die Augen zu öffnen. Sie starrte in ein Paar hypnotisierende Pupillen, die sie so sehr in Bann schlugen, dass sie ihre Angst sofort wieder vergaß.
    Mein Gott. War sie tot? Und das hier das Jenseits?
    Sie widerstand dem Bedürfnis, im Geiste ihre Sünden durchzugehen. Sicher würde sie früh genug erfahren, ob sie durch das rechte oder das linke Türchen gehen durfte. Gern hätte sie einen Blick zurück aufs Schlachtfeld geworfen, um herauszufinden, was aus Gabriel und Thomasz geworden war. Sie wünschte sich so sehr, dass ihre selbstmörderische Aktion nicht sinnlos geblieben war.
    Armer Gabriel. Das würde ihm nicht gefallen. Jetzt hatte

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