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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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kaum fassen, wie sehr sie sich Gabriel auslieferte. Sex hatte ihr nie viel bedeutet, es gab andere Dinge, die ihr Leben bestimmten. Diese Art von rauschhafter Ekstase war eine neue Erfahrung. Kein Wunder bei einem Mann, der von sich behauptete, von einem gefallenen Engel abzustammen. Der Gedanke zerrann unter seinen Fingern auf ihrem Körper, seidig und fordernd, und seinen Lippen, die sie in einen süßen Wahnsinn trieben und jede Vernunft auslöschten.

    Es war früher Nachmittag, als Gabriel das Öl in der Pfanne ein zweites Mal erhitzte. Der Pfannkuchenteig in der Schüssel war zu Klümpchen geronnen. Er überlegte kurz, dann schüttete er neue Blaubeeren hinein.
    Violet lehnte an einem Stuhl und sah ihm zu. Sie war einsilbig, seit sie zum zweiten Mal aufgewacht waren. Nicht abweisend, aber sehr still. Er versuchte, das Unbehagen zu unterdrücken, das sich in seinem Magen zusammenballte. Er wollte nicht, dass sie ging. Aber er konnte sie auch nicht bitten, zu bleiben.
    „Mein Auto steht noch in der Nähe von Matavilya Crest“, sagte sie.
    „Dann werden sie es inzwischen gefunden haben.“ Er fühlte halbherzige Erleichterung, dass sie das Gespräch auf neutralen Boden lenkte.
    „Ich weiß nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe es ein gutes Stück entfernt abgestellt. Wer sind diese Typen eigentlich?“
    „Etherlight? Eine Sekte. Sie haben sich vor anderthalb Jahren in Matavilya Crest eingenistet.“
    „Und was wollen die von dir?“
    „Sie sind auf der Suche nach einem Engel.“
    „Was?“
    „Sie dachten, ich könne ihnen einen Tipp geben.“ Er goss Teig in die Pfanne. Öl zischte auf. „Aber wie ich schon sagte, ich bin nie einem begegnet. Ich bezweifle, dass es sie überhaupt gibt.“
    „Aber wenn du von einem abstammst ...“
    „Es ist nur ein Mythos. Vielleicht sind wir auch das Ergebnis eines verunglückten Experiments. Vielleicht würfelt Gott, woher soll ich das wissen?“
    Violet fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Sie wirkte unschlüssig, als wolle sie etwas sagen und hätte es sich im letzten Moment anders überlegt.
    Wie machen wir weiter, wollte er fragen. Doch er fragte nicht. Er schwieg und konzentrierte sich darauf, Pfannkuchen zu backen, als hinge sein Leben davon ab.
    „Meine Schwester ist verschwunden“, sagte Violet in die Stille hinein. „Von ihrer Putzfrau weiß ich, dass sie der Etherlightkirche beigetreten ist. In ihrer Wohnung habe ich die Koordinaten von Matavilya Crest gefunden.“
    Er nahm zwei Teller und eine Karaffe mit Ahornsirup aus dem Schrank.
    „Sie haben mir gesagt, dass sie sie nicht kennen“, fuhr Violet fort, „aber ich habe ihren Namen im Gästebuch gefunden. Ich konnte nur ihr Zimmer nicht ausfindig machen. Außerdem stand ihr Auto nicht auf dem Parkplatz.“ Sie löste sich von der Stuhllehne und trat näher. „Ich habe nicht das ganze Gelände abgesucht, aber der Wagen wäre mir aufgefallen. Hast du schon mal einen himmelblau lackierten Lexus RX gesehen? Kein Mensch außer Emily kauft sich einen SUV für fünfzig Riesen in Himmelblau.“
    Sie schlug einen Plauderton an, aber er spürte die Unruhe zwischen ihren Worten. Nervosität umgab sie wie ein Mantel aus Dornen. Er fragte sich, was geschehen war. Vielleicht bereute sie, mit ihm geschlafen zu haben? Der Gedanke versetzte ihm einen Stich.
    „Andererseits weiß ich nicht, ob Emily den Lexus überhaupt noch hat“, fuhr sie fort. „Das letzte Mal, dass ich sie damit gesehen habe, ist drei Monate her und ...“
    Moment. Ein hellblauer Lexus SUV mit zerschrammter Front und gebrochener Vorderachse, der von der Straße abgekommen war. Sie waren daran vorbeigefahren, als er die Frau nach Matavilya Crest gebracht hatte. Den Rest von Violets Worten nahm er kaum mehr wahr. Ein Gesicht, ein Lächeln, das an eine Erinnerung rührte. So wie Violet. Und nun, als er die Verbindung zog, war die Ähnlichkeit so offensichtlich, dass er kaum glauben konnte, dass ihm das nicht früher aufgefallen war.
    Ihm wurde kalt.
    „Emily“, unterbrach er sie. „Sagtest du Emily?“
    Er dachte an Emilys Stimme, zart und singend, ganz ohne die Härte, die Violet anhaftete. Wie ein Idiot hatte er sich von ihr in die Falle locken lassen.
    „Das ist ihr Name.“ Violet hielt inne. „Stimmt was nicht?“
    Wut sprang in ihm auf wie eine Feuerlohe. Ein Rest seines Bewusstseins wisperte, dass Violet nichts davon wusste, dass sie auf der Suche nach ihrer Schwester war, dass sie Emily nicht erwähnt hätte, wenn sie

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