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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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alles ein erstes Mal.“ Kalt sah er sie an.
    Da dämmerte es ihr. Schob er etwa ihr die Schuld zu? Ja, das tat er. Was immer Emily getan hatte, er machte sie, Violet, dafür verantwortlich! Sie konnte einfach nicht glauben, dass das wirklich passierte.
    „Dein Problem, wenn beim ersten süßen Lächeln dein Verstand aussetzt.“ Es quoll ihr wie von selbst von den Lippen. Als sie sah, wie seine Augen sich zu Schlitzen verengten, war es zu spät. Außerdem brodelte so viel Zorn in ihr, dass es ihr gleichgültig war. „Ich wette, sie musste sich nicht mal besonders anstrengen.“
    „Raus!“, knurrte er.
    „Was?“
    „Verschwinde aus meinem Haus.“
    Das Bedürfnis, ihn zu verletzen, wurde übermächtig. Sie hatte Schwierigkeiten, klar zu denken. Wie konnte er es wagen, ausgerechnet ihr die Doppelzüngigkeit ihrer Schwester vorzuwerfen, nachdem er sich wie ein liebeskranker Idiot von Emily zur Schlachtbank hatte führen lassen?
    „Nicht, dass es besonders schwer wäre, dich rumzukriegen.“
    Gabriels Schweigen war eine stumme Drohung. Violet machte ein paar Schritte rückwärts, noch immer mit der Pistole im Anschlag. Mit einer Hand griff sie hinter sich und stieß die Tür auf. Gabriel regte sich nicht. Sie wollte noch eine Beleidigung hinzuzufügen, nur um ihm eine Reaktion abzuzwingen, doch dann fiel die Tür ins Schloss und der Moment ging vorbei. Mit steifen Gliedern marschierte sie über den Hof und stieg in den demolierten Mercedes Geländewagen. Sie drehte den Zündschlüssel herum, den Gabriel stecken gelassen hatte. Gott sei Dank sprang der Motor an. Violet warf die Pistole auf den Beifahrersitz und schob den Gangwähler auf D. Das Getriebe knirschte bedrohlich, als sie das Gaspedal antippte, doch die Räder begannen, zu rollen. Wie eine Schildkröte rumpelte der Wagen vom Hof.
    Es war nicht ganz die Art von Abgang, die sie sich vorgestellt hatte. Aber egal. Sie war erwachsen. Ihr Stolz konnte Schlimmeres verkraften. Wütend biss sie die Zähne zusammen. Wut war gut. Schützte vor Tränen. Sie zwang sich, nicht in den Rückspiegel zu sehen, während sie den Brunnen und die Viehzäune passierte und dann über die Erhebung kroch, die die Zufahrt zu Gabriels Haus von der Schotterpiste trennte.

7
    V
iolet wusste nicht genau, was sie ritt, als sie in die letzte Biegung beschleunigte, hinauf auf das rote Plateau. Die Sonne stand tief und blendete sie. Das Getriebe klang, als würde der Mercedes keine zwei Meilen mehr durchhalten.
    Mittlerweile war ihr Zorn zu düsterem Groll abgeklungen. Dennoch gelang es ihr nicht, ihre Gedanken zu ordnen. Sie wusste, dass es idiotisch war, nach Matavilya Crest zurückzukehren. Sie konnte den Saab immer noch als gestohlen melden und Etherlight die Cops auf den Hals schicken.
    Andererseits lag ihre Tasche im Auto, mit Schlüsseln und Geld und allen Papieren, ebenso wie der rote Dolce & Gabbana Fummel, den sie Marshalls Schwester versprochen hatte. Sie versicherte sich, dass sie den Saab weit genug vom Anwesen entfernt abgestellt hatte. Mit ein wenig Glück war der Wagen unentdeckt geblieben und sie konnte ihn zurückholen, ohne überhaupt in Sichtweite des Tors zu geraten. Sie musste nur vorsichtig sein. So vorsichtig wie gestern Nacht, echote das gehässige Stimmchen in ihrem Hinterkopf. Sie rollte im Schritttempo vorwärts, bis sie auf die Felsformation stieß, bei der sie in der Nacht zuvor den Saab geparkt hatte. Warmer Wind zerrte an ihrem Haar, als sie ausstieg. Die Abenddämmerung hatte die Gluthitze vertrieben. Ihr Magen knurrte. Mit neu aufsteigendem Ärger verscheuchte sie den Gedanken an Blaubeerpfannkuchen.
    Sie schob die Browning BDM in ihren Hosenbund und lief ein Stück an den Felsen entlang. Sie war plötzlich nicht mehr sicher, wo genau sie den Saab abgestellt hatte. Was, wenn diese Etherlighttypen die Umgebung abgesucht und ihren Wagen gefunden hatten? Vielleicht beobachtete man sie in diesem Moment, um sicherzustellen, dass sie allein war? Ihr Nacken begann, zu kribbeln. Unbehaglich blickte sie sich um. Die Sandkliffe waren voll Überhängen, Rissen und Aushöhlungen, die jede Menge Verstecke boten. Sie packte die Pistole und schob die Sicherung zurück.
    Schließlich entdeckte sie Reifenspuren im Sand. Stammten die von ihr oder von ihren Verfolgern? Sie wusste es nicht. „Shit“, flüsterte sie in den Wind. Das Gefühl, beobachtet zu werden, wurde stärker. Wahrscheinlich Einbildung. Sie versuchte, zu lachen, doch es kam nur Krächzen über ihre

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